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So groß ist Ihre Rentenlücke – und das können Sie dagegen tun

Die Anbieter von Lebensversicherungen und Investmentfonds warnen gerne: Schließen Sie die Rentenlücke! Kein Wunder, schließlich sind Produkte zur Altersvorsorge ihr Geschäft. Aber wie groß ist diese Lücke eigentlich?

Für die staatliche Rente gibt es Schnellschätzer im Internet. Oder man fragt bei der Rentenversicherung nach; ab einem Alter von 55 Jahren schickt die ohnehin alle drei Jahre eine ausführliche Auskunft. Ausschlaggebend für die Höhe der Bezüge sind die Zahl der Beitragsjahre und das durchschnittliche Gehalt – nicht das letzte Gehalt.

Zur staatlichen Rente hinzu kommen betriebliche und private Bezüge, außerdem die Riester- und eventuell die Basisrente (auch Rürup-Rente genannt). Das ergibt aber erst den Brutto-Wert. Netto sieht es viel magerer aus. Der Berliner Steuerberater Michael Schröder warnt: „Viele Leute unterschätzen die Steuern und die Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung.“

Grundsätzlich gilt: Besteuert werden sollen nur Ertragsanteile, also nicht die Rückzahlung des zuvor eingezahlten Kapitals. Außerdem: Entweder es werden vorher die Beiträge besteuert, oder es wird – nachgelagert – hinterher die Rente belastet. Bei der gesetzlichen Rente läuft der Umstieg auf nachgelagerte Besteuerung gerade – mit der Folge, dass der Rentenbeginn jedes Jahr mit einem etwas höheren Satz startet. Ab 2040 wird zu 100 Prozent besteuert.

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Der einmal gestartete Prozentsatz bei Rentenbeginn, zum Beispiel 76 Prozent für 2018, bleibt aber konstant für die anfängliche Summe und steigt jährlich nur für die Beträge, um die die Rente jeweils erhöht wird.

Der Zeitpunkt ist entscheidend

Bei privaten Renten gibt es eine ähnliche Tabelle, aber dort richtet sich der „Ertragsanteil“, der besteuert wird, nach dem Alter zu Rentenbeginn, zum Beispiel sind es 18 Prozent bei 65 Jahren. Vorab begünstigte Modelle wie die Riester-Rente und in der Regel auch Betriebsrenten werden meist voll besteuert. Allerdings gelten für alte Verträge von vor 2005 andere Regeln.

Im Internet finden sich Rechner, um Steuern und Beiträge zur Krankenversicherung und Pflege abschätzen zu können. Relativ aufschlussreich ist etwa der Rentenrechner unter steuerschroeder.de. Dort fehlt die Riester-Rente, sie kann aber unter „sonstige Einkünfte“ eingetragen werden, weil sie voll versteuert wird.

Die Firma Clark bietet eine Makler-App an, die unter anderem aufsummierte Netto-Renten ermittelt. Der Kunde sollte dafür Fotos seiner Dokumente einreichen. Außerdem ist im Gespräch, ein bundesweites Onlinekonto für die Altersvorsorge zu schaffen, das automatisch mit allen relevanten Daten gespeist wird – aber die Umsetzung steht noch aus.

Wichtig: Bei einer Scheidung werden alle Rentenansprüche, auch private und betriebliche, für die Ehezeit automatisch vom Gericht hälftig geteilt. Stirbt der geschiedene Partner, bevor er drei Jahre Rente bezogen hat, so ist es möglich, sich dessen Anteile wieder gutschreiben zu lassen – aber nur in der gesetzlichen Rente.

Wenn die Höhe der Bezüge geklärt ist, lautet die entscheidende Frage:

Reicht die Rente?

Manchmal liest man als Richtwert, dass 80 Prozent des bisherigen Nettogehalts genug sein sollten. Es gibt auch Leute, die sagen: Ich lebe jetzt, im Alter brauche ich doch nicht mehr so viel Geld.

Wirklich? Wieso sollte man im Ruhestand auf einmal weniger Geld benötigen? In manchen Bereichen kann es sogar teurer werden, etwa bei der Gesundheit. Außerdem ist nicht auszuschließen, dass man im höheren Alter im Urlaub doch ein bisschen mehr Luxus schätzt. Hinzu kommt vielleicht auch die Notwendigkeit, eine Haushaltshilfe zu beschäftigen. Alt sein ist nicht billig.

Auch hier hilft nur: rechnen. Meist sind im Rentenalter keine Kinder mehr zu unterhalten. Außerdem fällt natürlich das regelmäßige Sparen fürs Alter weg. Jenseits dieser beiden Positionen aber dürften die finanziellen Bedürfnisse nicht unbedingt niedriger sein als in früheren Jahren.

Also: Reicht die Rente? Wenn ja, kann man hier aufhören zu lesen. Wenn nicht, beginnt jetzt der zweite Kassensturz: das Vermögen. Einmal spielt natürlich die Immobilie eine Rolle. Oder auch nicht: Wer vor der Rente Miete gezahlt hat und hinterher weiterzahlt, für den ändert sich nichts, ebenso wenig ändert sich, wenn man zuvor schon im eigenen Haus gewohnt hat.

Eine Überlegung könnte aber sein, wenn die Kinder aus dem Haus sind, in eine kleinere Wohnung zu ziehen oder einen Teil des Hauses zu vermieten. Das liegt eigentlich nahe, wird aber selten umgesetzt, weil man nicht auf das gewohnte Umfeld verzichten möchte.

Auf der anderen Seite können Immobilien als Anlageobjekte genutzt werden. Das ist häufig mit einer Menge an Arbeit und persönlichem Engagement verbunden – vor allem dann, wenn man nicht einen Hausverwalter zwischenschaltet, der auch wieder Geld kostet.

Aber die Möglichkeit, relativ gleichmäßige Rückzahlungen zu beziehen, ist schon attraktiv. Wer im Erwerbsleben hohe Steuern zahlt, kann unter Umständen auch große Beträge für Renovierungen absetzen und bekommt später, wenn das Finanzamt weniger abzweigt, dann recht hohe Mieten.

Dann sollte man nachrechnen, wie viel Geld man außerhalb von Riester und privater Krankenversicherung schon angespart hat und wie viel bis zur Pensionsgrenze in etwa zusammenkommen könnte. Dazu gehören auch frei werdende Summen aus Lebensversicherungen. Daraus ergibt sich das Vermögen, das zur Schließung der Rentenlücke zur Verfügung steht.

Wie wird Vermögen zur Rente?

Hier wird es schwierig. Es ist nicht einfach vorauszurechnen, wie viel das jeweilige Vermögen in Zukunft abwerfen wird, jeder Wert kann nur eine Daumenregel sein. Rechnet man mit zwei Prozent, dann ergeben 100.000 Euro Vermögen pro Monat nur 167 Euro Rente.

Zwei Prozent klingt sehr sparsam, aber zehnjährige Bundesanleihen werfen zurzeit nur 0,3 Prozent ab, Spareinlagen meist gar nichts mehr, Tagesgeldkonten liegen meist unter einem Prozent, bei Festgeldern über sehr lange Laufzeiten sind zum Teil bis zu 1,5 Prozent drin. Aktien sollten mehr einbringen, aber wer eine schlechte Phase erwischt, kann auch mit Verlust rausgehen.

Lange Zeit galt es als richtige Strategie, in der Ansparphase auf Aktien zu setzen und dann bis zum Eintritt des Rentenalters allmählich in Anleihen umzuschichten, deren Kurse weniger schwanken. Aber in einer Situation, in der es kaum Zinsen gibt, ist das eher eine Strategie zum Verhungern.

Hinzu kommt: Die Lebenserwartung ist heute ziemlich hoch. Auch wer mit 67 in Rente geht, kann locker noch 25 oder vielleicht sogar 30 Jahre leben. Laut Statistik werden heute 67-jährige Männer im Durchschnitt 83, die Frauen sogar 86 Jahre alt. Unter Umständen lohnt es daher, einige Aktien auch noch im Rentenalter zu behalten.

Wer sicher sein will, wirklich bis zum Tod abgesichert zu sein, kann das bei Rentenantritt nur noch über eine Sofortrente erreichen. Dabei zahlt man einen Teil des Vermögens ein und bekommt ein Leben lang eine Rente. Auszahlpläne von Banken oder Fondsgesellschaften schaffen das nur, wenn sie das Kapital nicht angreifen, also allein aus den Erträgen gespeist werden.

Und wenn das alles nicht reicht? Dann muss noch gespart werden. Im Internet finden sich zahlreiche „Ansparrechner“. Wer zum Beispiel zehn Jahre lang 100 Euro pro Monat spart, hat bei einem Zinssatz von zwei Prozent am Ende knapp 13.300 Euro. Die Makler-App Clark rechnet generell mit zwei Prozent, in den letzten fünf Jahren vor Rentenbeginn sogar nur mit einem Prozent Zins.

Eines darf man nicht übersehen: Die Zukunft bleibt immer sehr ungewiss. Niemand weiß zum Beispiel, wie sich Zinsen und Inflation entwickeln. „Wir warnen davor, die Unsicherheit aller Berechnungen zu unterschätzen, es gibt einfach zu viele Stellschrauben“, sagt daher Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.

Dazu gehört auch das politische Risiko. Die derzeitige Regierung verspricht, das Niveau der gesetzlichen Rente stabil zu halten. Aber wie lange schafft sie das noch?