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So soll aus dem Flughafen Tegel ein Forschungs- und Industriepark werden

Ein halbes Jahr nach dem Start des neuen Airports BER wird Tegel endgültig geschlossen. Das berühmte Hexagon wird Mittelpunkt für die Entwicklung urbaner Zukunftstechnologien.

Das bekannte Hexagon des Airports soll auch neues Zentrum des Forschungsstandorts werden. Foto: dpa
Das bekannte Hexagon des Airports soll auch neues Zentrum des Forschungsstandorts werden. Foto: dpa

Viele Fluggäste dürften sich lange gewünscht haben, dass der neue Berliner Flughafen BER an der südlichen Stadtgrenze nie eröffnet wird. Grund war vor allem Tegel, der betagte, aber beliebte Flughafen im Nordwesten der Stadt. Tegel liegt zentral, die Wege sind kurz, das Einchecken geht schnell. Wer sich per Taxi zum Flughafen fahren lässt, erreicht meist nach wenigen Schritten seinen Check-in-Schalter – international ist das eine Besonderheit.

Doch Tegel mit seinem markanten Hauptabfertigungsgebäude, dem unter Denkmalschutz stehenden sechseckigen Terminal A namens Hexagon, ächzt unter der Überlast. Seit dem verpatzten Start des neuen Hauptstadtflughafens 2012 versucht die Flughafengesellschaft mit allerlei Sondermaßnahmen, den Betrieb in Tegel möglichst reibungslos zu halten.

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1974, als Tegel für den zivilen Luftverkehr eröffnet wurde und den Flughafen Tempelhof im eingemauerten West-Berlin ergänzte, waren es 620.000 Reisende im Jahr. 2019 wurden in Tegel mehr als 24 Millionen Passagiere abgefertigt.

Wenn jetzt der neue Hauptstadtflughafen BER startet, soll für Tegel eine neue Zukunft beginnen. Das Gelände, auf dem schon mit Luftschiffen experimentiert wurde und das später Luftstützpunkt der Franzosen und Teil der Luftbrücke zwischen West-Berlin und der Bundesrepublik wurde, wird zu einem Forschungs- und Industriepark für urbane Technologien umgebaut. Der Masterplan ist beschlossen, der Flächennutzungsplan von Berlin geändert, der Bebauungsplan im Verfahren.

„Wenn Tegel im Mai 2021 offiziell aus der Planfeststellung entlassen wird, ist das Areal endgültig kein Flughafen mehr“, sagt Philipp Bouteiller, CEO der Tegel Projekt GmbH, also quasi der Chefplaner von „Berlin TXL“. „Dann können wir übernehmen.“

Bouteiller hat diesen Zeitpunkt lange herbeigesehnt. Er war bereits 2012 am Start, damals, als die Eröffnung des BER kurzfristig abgesagt worden war. „Es war eine riesige Enttäuschung“, erinnert sich Bouteiller. Doch während er zunächst noch davon ausging, dass sich die Eröffnung des BER nur um einige Monate verzögern würde, sei der Mannschaft 2013 klar geworden: „Das dauert länger.“

Mehr Zeit zum Planen

Inzwischen schaut Bouteiller mit einer gewissen Milde auf die Verzögerung. Man habe sich dann ausgiebig damit beschäftigt, gemeinsam mit vielen Beteiligten ein Konzept für den Standort zu entwickeln und die Umsetzung zu planen. „Es hätte ein bis zwei Jahre schneller gehen können“, sagt Bouteiller. „Aber es hat das Projekt konzeptionell gestärkt.“

Das Projekt, das ist die Entwicklung eines Standorts für urbane Technologien. Wo früher Fluggäste abgefertigt wurden, sollen Konzepte zu erneuerbaren Energien, Mobilität und Recycling entstehen. Neben der Beuth-Hochschule im Hexagon, Forschungseinrichtungen und Start-ups soll Platz für etwa 800 bis 1000 Unternehmen geschaffen werden.

Bis zu 20.000 Menschen sollen hier arbeiten und dabei in der sogenannten „Wuselzone“ an den Ideen von morgen tüfteln. Ein Landschaftspark ist geplant, außerdem drei neue, weitgehend klimaneutrale und autofreie Quartiere mit etwa 9000 Wohnungen. Die städtischen Wohnungsbaugesellschaften sollen hier bauen, zudem Genossenschaften oder Baugruppen.

Die Nachnutzung Tegels ist derzeit Berlins größtes und wichtigstes Stadtentwicklungsprojekt. Das Gelände ist fünf Quadratkilometer groß, viel Entwicklungsfläche für Berlin, auf die sich vor allem die wachsende Start-up-Szene freut.

„Ein Forschungs- und Industriepark auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tegel ist ein Projekt, von dem ausdrücklich auch Start-ups in Berlin profitieren sollen und können“, sagt Jenny Boldt, Leiterin Start-ups beim Digitalverband Bitkom. Es sei in den vergangenen Monaten für schnell wachsende Start-ups immer schwieriger geworden, geeignete Büroflächen in der Stadt zu finden. Mit Tegel gebe es künftig nicht nur ein größeres Angebot. „Dazu kommt die Vernetzung von innovativen, technologieorientierten Unternehmen in der Stadt“, so Boldt.

Berlins Start-up-Szene profitiert

Berlin habe damit die Chance, seine Position als internationaler Hotspot für Technologie-Innovationen weiter auszubauen und ein Zeichen zu setzen. Die Hoffnung der Start-up-Expertin: In Tegel sollen nicht nur Unternehmen zusammenkommen, die innovative Technologien entwickeln. Die Firmen sollen die Technologien auch vor Ort erproben und einsetzen.

„Der Berliner Gewerbeimmobilienmarkt ist eine Herausforderung für junge, wachsende Start-ups, deren Platzbedarf sich mitunter sehr dynamisch entwickelt“, heißt es beim Bundesverband Deutsche Startups auf Nachfrage. „Wir begrüßen daher ausdrücklich die Pläne, den Flughafen Tegel nach Schließung für Start-ups, Innovation und Coworking zu öffnen. Die gute Lage, die vielfältig nutzbaren Immobilien und nicht zuletzt der historische Charme dieses Objekts sind wie gemacht für junge Unternehmen, die von Tegel aus die Welt erobern möchten.“

Einer bedauert die bevorstehende Schließung Tegels noch immer: Sebastian Czaja, Vorsitzender der FDP-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus. „Mit der TXL-Schließung verliert ganz Berlin an Strahlkraft“, findet Czaja. Tegel sei nach wie vor ein funktionierender und rentabler Flughafen.

Czaja fordert seit Jahren den Weiterbetrieb von Tegel. Er schaffte es 2017, dass mehr als 200.000 Berliner in einem Volksbegehren für einen Weiterbetrieb Tegels stimmten. Später forderten die Berliner mehrheitlich in einem Volksentscheid die Landesregierung auf, die Schließungsabsichten zu begraben.

Die rot-rot-grüne Berliner Koalition besiegelte indes das Aus von Tegel. Es bleibe festzuhalten, „dass sich der Senat über eine demokratische Mehrheit hinweggesetzt und damit einen erfolgreichen Volksentscheid einfach ignoriert hat“, sagt Czaja noch heute. „Die durch die Schließung entstehenden finanziellen Ausfälle müssen vom Steuerzahlen mit Millionenzuschüssen ausgeglichen werden.“