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Siemens Energy sendet Notruf an Berlin: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Elisabeth Behrmann über eine Industrie-Ikone in schwerer See. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages täglich direkt in ihre Mailbox.

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SOS aus München

Jetzt wird es ernst bei Siemens Energy. Die Malaise der Windsparte greift auf die profitablen Bereiche des angeschlagenen Konzerns über, die bisher unter anderem mit dem Bau von Stromnetzen und Gasturbinen gutes Geld verdienten.

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Das Problem: Das Geschäft von Siemens Energy besteht aus Großaufträgen, für die umfangreiche Garantien in Milliardenhöhe vonnöten sind. Für diese will der Ankeraktionär und ehemalige Mutterkonzern Siemens nicht mehr geradestehen. Siemens Energy verhandelt mit der Bundesregierung und den Hausbanken über ein Hilfspaket, auch wenn das Unternehmen keine akuten Liquiditätsprobleme hat.

In der Folge knickte der Aktienkurs nochmals um ein Drittel ein; der Wert des Unternehmens hat sich seit Jahresbeginn mehr als halbiert.

Wie konnte es soweit kommen? Seit dem Börsengang von Siemens Energy im Jahr 2020 überschatten Probleme mit Onshore-Windturbinen der spanischen Tochter das Geschäft. Im Kern geht es um eine Turbine, die nicht so funktioniert, wie sie sollte.

Wiederholte — teure — Versuche, das Ganze wieder auf Kurs zu bringen, sind gescheitert, wie die komplette Übernahme von Gamesa für 4 Milliarden Euro in den letzten Monaten, um besser durchgreifen zu können. Letzter Stand: Für das laufende Jahr wird ein Schockverlust von 4 Milliarden Euro erwartet, der sich nach den heutigen Verlautbarungen noch weiter verschlechtern könnte.

Erschwerend kommt hinzu, dass Siemens Energy noch immer nicht so recht weiß, wie die Probleme in Spanien zu lösen sind. Endgültige Untersuchungsergebnisse stehen noch aus und alles, was noch kommt, wird noch mehr Geld kosten.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin und Boris Groendahl: Arme Reiche, Nacktschwimmer, EZB starrt aufs Öl, kein Blankoscheck für Opfer, und Trump-Freund macht Karriere.

Arme Reiche

Wie schon bei Porsche deutet sich heute auch bei Mercedes an, dass Inflation, Rezession und hohe Zinsen auch an den Käufern für Luxuskarossen nicht spurlos vorübergehen. Der Stuttgarter Autobauer erreicht in der Pkw-Sparte wohl nur die untere Hälfte der prognostizierten Marge. Die Aktie fällt um bis zu 6,3%. VW bestätigte seine bereits vorab gemeldeten unschönen Zahlen und versprach Kostensenkungen. Volvo kämpft mit Problemen bei seinen Stromern und verpasst deshalb die Erwartungen. Hellofresh enttäuschte die Erwartungen bei den Kundenzahlen. Der Rüstungskonzern Rheinmetall kann hingegen von der geopolitischen Lage weiter profitieren und die Gewinnerwartungen deutlich übertreffen — damit gehört er zu den wenigen Gewinnern auf dem Kurszettel. Auch die Zahlen des Einzelhändler Ceconomy gefallen heute.

Nacktschwimmer

Die Flut hebt alle Boote, wusste schon John F. Kennedy — die Ebbe hingegen entblößt die Nacktschwimmer, wie Warren Buffett bekanntlich sagte. Das jüngste Beispiel dafür ist die bis vor Kurzem boomende Branche der Zahlungssysteme, jene Vermittler, die Geld von A nach B schieben und sich dafür eine Scheibe davon abschneiden können. Angesichts von Inflation, Rezession und steigenden Zinsen offenbaren sich nun versteckte Risiken. Die französische Worldline ist das letzte Unternehmen, das es erwischt hat, zuvor hatte es schon Paypal, Block, Adyen und die italienische Nexi getroffen. Der Wertverlust des Sektors in den letzten zwei Jahren beläuft sich auf etwa 450 Milliarden Dollar. Bei Worldline dürfte die deutsche Tochter Payone einer der Hauptgründe für die jüngsten Probleme sein — nach einer Prüfung der Bafin musste man sich von Kunden trennen und die Neukundenannahme stoppen, weil die Vorkehrungen gegen Geldwäsche und Kreditkartenbetrug unzureichend waren. Das führte nun zum Rückgang der Umsätze und viel Skepsis bei Investoren.

EZB starrt aufs Öl

Die EZB dürfte heute nach einer beispiellosen Serie von Zinserhöhungen die Kreditkosten unverändert lassen. Alle 59 von Bloomberg befragten Ökonomen sehen das so. Das ist dann wohl keine Pause, sondern der Gipfel, von dem aus es irgendwann abwärts geht. Denn der Währungsraum droht in die Rezession zu schlittern — auch wegen der Last teurer Kredite. Einige Analysten sehen Zinssenkungen noch vor dem nächsten Herbst — was die Märkte bereits jetzt einpreisen. Als Pause könnte sich die heutige Entscheidung herausstellen, wenn die Spannungen im Nahen Osten auf die Energiepreise überschwappen und eine erneute Straffung erzwingen. EZB-Präsidentin Lagarde erklärte im Vorfeld der Sitzung, die Risiken — einschließlich eines möglichen Anstiegs der Ölpreise — würden “sehr aufmerksam” beobachtet. Bei der heutigen Sitzung stehen andere Themen im Fokus. Was passiert mit dem 1,7 Billionen Euro schweren Anleiheportfolio, das während der Pandemie zur Ankurbelung der Wirtschaft aufgebaut wurde? Einige Räte wollen die Reinvestition fällig werdender Wertpapiere früher als geplant stoppen — trotz nervöser Märkte.

Kein Blankoscheck für Opfer

Auch fast drei Wochen nach dem Angriff der islamistischen Hamas-Miliz auf Israel beschränkt sich das Opfer der Aggression am Boden auf kleinere Gegenangriffe. US-Präsident Biden bestätigte, dass er Israel gebeten hat, eine vollständige Bodeninvasion zu verschieben. Zuvor hatte der israelische Premierminister Netanjahu bekräftigt, dass eine solche Operation vorbereitet werde. Die Bemühungen zur Abwendung eines größeren Krieges im Nahen Osten haben sich jüngst intensiviert. Im Gazastreifen sind die Notunterkünfte mit fast 600.000 Binnenflüchtlingen überfüllt, während die Hamas weiterhin jeden Tag Raketen auf Israel abfeuert und Milizionäre versuchen, einzudringen. Ihre Luftschläge gegen Hamas-Ziele in Gaza drängen Israel diplomatisch in die Defensive — insbesondere nach der Kritik von UN-Generalsekretär Guterres am Umgang Tel Avivs mit den Palästinensern. Selbst nach dem bestialischen Vorgehen der Hamas und ihrem Rückgriff auf menschliche Schutzschilde in Gaza hat Israel im Westen keinen Blankoscheck bei seiner Verteidigung.

Trump-Freund macht Karriere

Das US-Repräsentantenhaus hat nach einem chaotischen dreiwöchigen Nachfolgekampf einen neuen Sprecher. Die Republikaner haben den wenig bekannten Mike Johnson gewählt, und der steht im Lager von Ex-Präsident Trump. Seine gestrige Wahl ist der Höhepunkt eines historischen Kampfes zwischen den Fraktionen der Republikaner, der nun zunächst mit einem Rechtsruck endete. Damit kann auch wieder über Nothilfen für Israel und die Ukraine sowie über Mittel zur Abwendung eines Regierungs-Shutdowns im nächsten Monat entschieden werden. Johnson geht als glühender Verfechter von Ausgabenkürzungen in die laufenden Haushaltskämpfe in Washington. Die Bundesregierung nannte er einmal ein “Monster”, das “verhungern” sollte. Unterdessen zeigt sich in Wisconsin, einem der sieben umkämpften Swing States der Präsidentschaftswahlen 2024, warum Trump dort knapp in Führung liegt: Fast 80% der registrierten Wähler sehen die US-Wirtschaft auf dem falschen Weg. Unter Trump sei es besser gelaufen, sagt eine relative Mehrheit.

Was sonst noch passiert ist:

  • Berlin-Hyp-Risiken

  • Bremsspur bei Baader

  • Schönere Ohrstöpsel

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