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Schweizer Genügsamkeits-Konsens ist perdu: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Bastian Benrath über Selbstbedienung. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages und erhalten Sie Sonntags das Hauptstadtgeflüster direkt in ihre Mailbox.

Weitere Artikel von Bloomberg auf Deutsch:

Wie die Banker, so die Rentner

Die Schweiz: Berge, Geld, Stabilität. Dieses Bild der Eidgenossenschaft sieht sich seit diesem Wochenende mit einem ungewohnten Fragezeichen versehen. Erst verkündete mit Zentralbankchef Thomas Jordan völlig überraschend ein Mensch gewordener Stabilitätsanker seinen Rücktritt, dann genehmigten sich die Wähler eine deutliche Rentenerhöhung, obwohl deren Finanzierung völlig ungeklärt ist. Es ist das erste Mal seit 1848, dass die sonst so von fiskalischer Disziplin (vulgo Sparsamkeit) getriebenen Schweizer gegen den Willen ihrer Regierung per Volksabstimmung höhere Sozialleistungen durchsetzten.

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Dieses Novum dürfte zu einem guten Teil damit zu tun haben, dass der Staat zum Beispiel im Fall der Credit Suisse ohne zu Zögern Milliardengarantien gab, mehr staatliche Leistungen für die breite Bevölkerung aber regelmäßig mit dem Verweis auf knappe Kassen ablehnt. Deshalb gibt es in der Schweiz anders als in Deutschland keine günstige Kinderbetreuung, eine deutlich schmalere Krankenversicherung und im Vergleich zum Durchschnittseinkommen niedrigere staatliche Renten.

Also haben die Wähler ihr Glück selbst in die Hand genommen. In dem Land, in dem die Politik stark von ungeschriebenen Gesetzen beeinflusst wird, ist die Rede von einem gebrochenen Gesellschaftsvertrag: Manager und Banker halten sich bei Boni und Exzessen zurück, die Bürger bei Sozialforderungen. Die Credit Suisse scheint der eine Tropfen zu viel gewesen zu sein, der diesen Pakt aushöhlte. Am Sonntag hat auch das Volk seine Unterschrift zurückgezogen.

Es gibt bislang noch keinen Plan, wie die höheren Renten finanziert werden sollen. Finanzministerin Karin Keller-Sutter hat bereits gesagt, dass dazu wahrscheinlich die Mehrwertsteuer erhöht werden muss. Auch das zeigt: Für die Schweiz brechen ungewisse Zeiten an.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin, Alexander Kell, Stephan Kahl und Boris Groendahl: Douglas wagt sich vor, keine Goldlöckchen, Mikrokosmos, Transparenz-Desinformation, und Turnschuh-Banker.

Douglas wagt sich vor

Womöglich noch vor Ostern könnte die Parfümeriekette Douglas an die Börsen zurückkehren. Die erneute Notierung am Frankfurter Aktienmarkt soll den Schuldenabbau beschleunigen, die Zinskosten reduzieren und so finanzielle Flexibilität und künftigen Wertzuwachs erhöhen. Douglas war 2013 von der Börse genommen worden. Nun strebt das Unternehmen Eigenkapitalzuflüsse von rund 1,1 Milliarden Euro an, bestehend aus einer angestrebten Kapitalerhöhung im IPO und einer zusätzlichen Finanzspritze der Altaktionäre von rund 300 Millionen Euro. Nach dem IPO soll CVC Capital indirekt weiterhin die Mehrheit an Douglas halten, der Finanzinvestor wird keine Anteile abstoßen. Auch die Familie Kreke bleibt an Bord. Mit dem Ende der Leitzinserhöhungen zur Inflationseindämmung weicht allmählich die Flaute am IPO-Markt. Der Douglas-Börsengang wäre der zweite in Frankfurt in diesem Jahr nach dem Rüstungszulieferer Renk.

Keine Goldlöckchen

Die von der EZB postulierte Datenabhängigkeit ihrer Zinsentscheidungen schafft Unsicherheit, die für den Euro nichts Gutes verheißt, schreibt Nour Al Ali im Markets Live Blog. Bis zum Juni, dem wohl frühestmöglichen Zeitpunkt für eine Zinssenkung, stünden noch so viele Daten an, dass sie die Geduld der Devisenhändler auf die Probe stellen könnten. Die am Freitag veröffentlichte Inflationszahl von 2,6% für Februar war ebenso enttäuschend wie die 3,1% bei der Kerninflation. Dennoch ist der Abwärtstrend bei den Verbraucherpreisen kaum zu übersehen. Einer Nowcast-Prognose von Bloomberg Economics zufolge könnte die Gesamtrate noch in diesem Monat auf 2,2% fallen. Gleichzeitig steht das Lohnwachstum einer heilen Inflationswelt im Weg. “Ich glaube nicht an ein Goldlöckchen-Szenario”, sagt Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer mit Blick auf die Lohnstückkosten-Entwicklung. Der aktuelle Sentix-Konjunkturindex zeigt für die Eurozone die fünfte monatliche Verbesserung an, aktuelle Lage und Erwartungen sind weniger negativ. Der Index für Deutschland ist den dritten Monat in Folge gesunken. Die “außergewöhnliche und leider wenig erfolgreiche” deutsche Wirtschaftspolitik verhindere eine Erholung, so Sentix-Chef Hübner.

Mikrokosmos

Seit der Umschuldung Immobilienfinanzierers Corestate im vergangenen Jahr wird seine Rolle an einer Nahtstelle der deutschen Immobilienblase immer deutlicher erkennbar. Der Fondmanager mit Beziehungen zu den wohlbekannten Problemkindern Adler und Aggregate ist ein anschauliches Beispiel für die miteinander verwobenen Interessen von Finanziers, Aktionären und Bauträgern, die dazu beigetragen haben, die deutsche Immobilienbranche in einen desolaten Zustand zu versetzen. In der Ära des billigen Geldes half Corestate Entwicklern mit minimalem Eigenkapital, große Immobilienportfolios aufzubauen, indem sie renditehungrige Anleger akquirierte. Der plötzliche Anstieg der Zinssätze brachte das Geschäftsmodell ins Wanken. Viele Projekte basierten auf der Annahme hoher Mieten und Verkaufspreise, die so nicht mehr realistisch sind. Sie sind nun mit Schulden belastet, die sie nicht tragen können.

Transparenz-Desinformation

Das von Russland abgehörte Webex-Gespräch zwischen Luftwaffenoffizieren über einen möglichen Einsatz von Taurus-Marschflugkörpern gegen die Krim gerät immer mehr zum Politikum. Das russische Außenministerium hat laut Tass Botschafter Alexander Graf Lambsdorff einbestellt. Während Teile der Grünen und der FDP Taurus-Lieferungen an die Ukraine befürworten, war Bundeskanzler Scholz bisher dagegen. Sein Verteidigungsminister Pistorius bezeichnete die Veröffentlichung des Mitschnitts — der nach deutschen Angaben authentisch ist — gestern als “hybriden Angriff zur Desinformation”. Intern müsse geprüft werden, ob bei der unverschlüsselten Kommunikation gegen IT-Sicherheitsvorschriften verstoßen worden sei. Scholz selbst nannte den Vorgang “sehr ernst”, sein Fraktionschef Mützenich will indes ebenso wenig wie die FDP einen Untersuchungsausschuss zur Affäre. Und Pistorius lehnt personelle Konsequenzen ab. Die Linke hält die Überlegungen der Offiziere für “eindeutig strafbewehrt”, die AfD verlangt eine Sondersitzung des Verteidigungsausschusses, da die “Fahrlässigkeit und Führungslosigkeit” der Regierung Deutschland in Richtung Kriegspartei treibe.

Turnschuhbanker

Ein Herz für Banker! So lässt sich das kommentieren, was derzeit bei der KfW Ipex-Bank vor sich geht. Erst gab es vor gut einem Jahr Decken für alle Mitarbeiter, weil die Temperaturen in den Büros angesichts der damaligen Energiekrise nach unten gedreht wurden. Und jetzt dürfen sich die Kollegen auf Turnschuhe vom Arbeitgeber freuen. Auch sie sind wie die Decken für die Belegschaft völlig umsonst. Das Ganze sei eine Idee der Geschäftsführung gewesen, ist von der Bank zu hören. Die will offenbar keine Vorschriften zur Nutzung machen und hat durchblicken lassen, dass die Schuhe - die mit dem Logo der KfW Ipex-Bank verziert sind - auch in der Freizeit getragen werden dürfen. Sicher, einige Mitarbeiter werden die Sneaker gerne nutzen. Dennoch hätte sich der ein oder andere Kollege über einen Cash-Bonus vielleicht aber sogar noch ein bisschen mehr gefreut.

Was sonst noch so passiert ist

  • Bayer-Teilerfolg

  • Lufthansa droht

  • Bitcoin über $65.000

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