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Schnarchige Autobahn bremst Windkraft: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Petra Sorge über bröselnde Infrastruktur. — Fünf Themen des Tages ist auch als Newsletter erhältlich. Zum Gratis-Abo bitte hier entlang.

Weitere Artikel von Bloomberg auf Deutsch:

Ausgebremst auf der Autobahn

Eines kann man Wirtschaftsminister Robert Habeck nicht vorwerfen — dass er beim Windkraft-Ausbau trödeln würde. Er verdonnerte die Länder, hier endlich zu liefern, jagte ein Beschleunigungs- nach dem nächsten Entbürokratisierungspaket durch den Bundestag, legte sich mit Naturschützern an.

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Trotzdem sei Deutschland beim Onshore-Ausbau dieses Jahr bislang leicht unter Ziel, räumte Habeck am Morgen bei der Heinrich-Böll-Stiftung ein. Und das liegt nicht nur an der Inflation, Engpässen in der Lieferkette oder weil die Bundeswehr Hubschrauber-Tiefflugstrecken beansprucht, so dass rund 5 Gigawatt nicht gebaut werden können.

Zahlreiche Windanlagen-Komponenten kommen nämlich einfach physisch nicht ans Ziel. Autobahnen und Bundesstraßen sind für die riesigen Rotorblätter und Turmelemente schlicht nicht ausgelegt. Spediteure müssen enorme Umwege fahren, weil die Teile nicht durch Tunnel passen, Auffahrten zu eng sind oder marode Brücken für den Schwertransport gesperrt sind. Und je länger die Route, desto mehr Genehmigungen müssen die Logistiker einholen, weil hierfür jedes Bundesland einzeln zuständig ist.

Die erst kürzlich fusionierte Autobahn GmbH erledigt das noch immer nicht zentral — und ist ohnehin völlig überlastet: In den vergangenen Wochen stauten sich in den regionalen Niederlassungen teils Tausende Anträge für Schwertransporte. Planer, die sich in der Vergangenheit schon mit jahrelangen Genehmigungsprozessen herumschlagen mussten, um überhaupt das Windrad errichten zu können, müssen nun teils weitere drei Monate warten, damit Baugerät und Komponenten transportiert werden können.

Das umstrittene Tempolimit auf deutschenen Autobahnen mag vielleicht noch nicht für Porsche-Fahrer gelten — für die Energiewende aber ganz gewiss.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin, Boris Groendahl, Alexander Kell und Stephan Kahl: Keine Wacht am Rhein, Baerbock stellt sich hinter von der Leyen, L’addition, s’il vous plaît!, der grüne Traum welkt, und die Amis kommen.

Keine Wacht am Rhein

Das industrielle Herz Europas schlägt in Deutschland. Angesichts des billigen Stroms aus seinen Kernkraftwerken hat Frankreich inzwischen jedoch einen markanten wirtschaftlichen Vorteil. Auf Zwei-Jahres-Sicht war die Anzahl ausländischer Direktinvestitionsprojekte fast 50% höher als in Deutschland. Europas größte Volkswirtschaft ist ins Hintertreffen geraten angesichts der Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf die Energiepreise bei zugleich angestrebter Abkehr von fossilen Energieträgern und Atomkraft. Laut einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages erwägt fast ein Drittel der Unternehmen des produzierenden Gewerbe eine Verlagerung ins Ausland oder ist dabei, dies zu tun. Und Frankreich ist bereit, sie zu umwerben. Die Finanzminister der Eurozone sind besorgt, dass der düstere Konjunkturausblick und die hartnäckige Inflation in Europa politischem Extremismus Vorschub zu leisten drohen.

Baerbock stellt sich hinter von der Leyen

Annalena Baerbock unterstützt die von Brüssel angestoßene Untersuchung der chinesischen Subventionen für Elektroautos und bekräftigt den Kurs der Regierung, die Wirtschaftsbeziehungen zu China auszudünnen. “Wenn man zu eng gebunden ist, kann man sich selbst gefährden”, sagte die Außenministerin gestern im Interview mit Bloomberg TV. Die Reduzierung der Abhängigkeit von Russland müsse sich “jetzt aber auch in Bezug auf China” wiederholen. Der Schritt der EU könnte zu Strafzöllen auf chinesische Autos führen, gefolgt von möglichen Vergeltungsmaßnahmen Pekings. Zwischen 20% und gut 30% der Gewinne der deutschen Autobauer hängen an China. Auf ihrer Rundreise durch die USA sprach sie auch mit hochrangigen Republikanern, um im Fall der Fälle besser auf einen Präsidenten Donald Trump vorbereitet zu sein. Trump habe “einige Maßnahmen ergriffen, die für uns mehr als irritierend waren”, so Baerbock.

L’addition, s’il vous plaît!

Ein bekanntes Problem der Inflationsmessung ist, dass sie nicht immer das misst, was den Verbrauchern am meisten unter den Nägeln brennt. Beim Statistischen Bundesamt kann man sich deshalb sogar die persönliche Inflation errechnen lassen. Näher am Alltag sollen auch die von Bloomberg errechneten Indizes für die Nationalgerichte Coq au vin (Frankreich) und Pizza Margherita (Italien) sein. Beide zeigen in den letzten Monaten ein deutliches Absinken der Teuerungsrate — doch dass sie noch nicht ins Negative gedreht haben, verrät auch, dass das Preisniveau weiter deutlich erhöht ist.

Der grüne Traum welkt

Noch im März hatte Kanzler Olaf Scholz dank staatlich verordneter grüner Investitionen Wachstumsraten “wie zuletzt in den 50er und 60er Jahren” in Aussicht gestellt und von einer “guten Zukunft” für das Land gesprochen. Ein halbes Jahr später ist von einem Boom nichts zu spüren. Die deutsche Wirtschaft dürfte in diesem Jahr um 0,4% schrumpfen — Schlusslicht in der EU. Auf den Begriff “Energiewende” reagierten die Menschen inzwischen allergisch, Scholz solle ihn besser nicht mehr verwenden, sagt ein hochrangiger Sozialdemokrat, der anonym bleiben will. Das Verbrauchervertrauen ist in Deutschland wieder auf den im Januar erreichten Tiefststand für das Jahr zurückgefallen. Die Bundesbank sieht “breiter angelegten Handlungsdruck” und mahnt im aktuellen Monatsbericht bei Bildung, Handelsdiversifizierung, Arbeitsmarktintegration und Verwaltung druckvolleres Regierungshandeln an.

Die Amis kommen

Die BayernLB-Tochter DKB und die ING Deutschland müssen sich auf ernste Konkurrenz im Wettstreit um online-affine Retailkunden in Deutschland einstellen. Der US-Finanzriese JPMorgan Chase arbeitet in diesem Segment an einem Markteintritt und will so wie die beiden Wettbewerber auf Filialen verzichten. Wie ernst es JPMorgan mit den Plänen meint, lässt sich auch an dem Personalaufwand ablesen, den die Amerikaner betreiben. Über 50 Mitarbeiter haben sie für das Vorhaben in Berlin bereits eingestellt, wie Deutschland-Chef Stefan Povaly jetzt in einem Bloomberg-Interview verriet. Dabei dürften die meisten Grundlagen für Chase, so der Name der Online-Bank, längst geschaffen worden sein. Denn in Großbritannien ist das Angebot bereits am Markt. Jetzt geht es in Berlin vor allem noch darum, es für Kontinentaleuropa anzupassen. Deutschland werde hier zu den ersten Ländern bei der Expansion zählen, machte Povaly klar.

Was sonst noch so passiert ist

  • Schott-Börsengang

  • ING sucht

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