Samsung erwartet Gewinnsprung von 1452 Prozent – dank Nachfrage nach KI-Chips
Samsung Electronics erwartet im zweiten Quartal eine mehr als 15-fache Steigerung des operativen Gewinns. Das berichtet die "Financial Times" (FT). Woraus sich die Gewinnsteigerung ergibt: Die Preise für Speicherchips erholen sich dank der starken Nachfrage nach Produkten der Künstlichen Intelligenz (KI).
Das zeigt einen Boom in Rechenzentren und der Entwicklung von KI. Große Tech-Unternehmen entwickeln eigene fortschrittliche KI-Modelle und benötigen dafür moderne D-Ram-Chips.
Laut der "FT" schätzt der weltweit größte Speicherchip-Hersteller seinen operativen Gewinn im Zeitraum April bis Juni auf 10,4 Billionen Won ("Won" ist die Währung von Südkorea, umgerechnet sind das etwa 6,75 Milliarden Euro).
Das ist ein Anstieg von 1452 Prozent und der höchste Gewinn seit dem dritten Quartal 2022.
Analysten hatten laut LSEG SmartEstimates nur mit 8,8 Billionen Won (5,715 Milliarden Euro) gerechnet. Der Umsatz soll im Vergleich zum Vorjahr um 23 Prozent auf 74 Billionen Won (48,02 Milliarden Euro) gestiegen sein.
Analyse der Geschäftsfelder
Der "FT" zufolge erzielte Samsungs Hauptchip-Sparte im zweiten Quartal einen geschätzten operativen Gewinn von bis zu 5 Billionen Won (ca. 3,45 Milliarden Euro). Im Vorjahr hatte die Sparte noch einen Verlust von 4,4 Billionen Won (ca. 3,03 Milliarden Euro)verzeichnet.
Diese hohen Chip-Erträge gleichen die sinkenden Margen im Smartphone-Geschäft aus. Samsungs S24-Smartphones mit KI-Funktionen verkaufen sich gut, aber höhere Material- und Marketingkosten schmälern die Gewinne.
Samsung bringt neue faltbare Handys auf den Markt
Nächste Woche bringt Samsung neue faltbare Smartphones mit KI-Funktionen auf den Markt. Die Präsentation findet in Paris statt. Damit will Samsung der wachsenden Konkurrenz aus China im margenstarken Segment entgegentreten.
FT zufolge stiegen die Preise für D-Ram-Chips im zweiten Quartal um 13 bis 18 Prozent, während die Preise für Nand-Flash-Speicherchips um 15 bis 20 Prozent zunahmen.
So reagiert der Markt
Die Aktien von Samsung stiegen am Freitagmorgen um 1,4 Prozent. Dies war eine Reaktion auf die optimistische Prognose. Trotzdem bleiben sie hinter den Konkurrenten zurück.
In diesem Jahr stiegen die Aktien von Samsung um etwa 9 Prozent, während der inländische Rivale SK Hynix um 62,5 Prozent zulegte.
FT berichtet, dass Samsung Schwierigkeiten habe, mit dem südkoreanischen Halbleiterhersteller SK Hynix und dem US-amerikanischen Unternehmen Micron Technology bei der Massenproduktion der fortschrittlichsten HBM-Chips mitzuhalten.
Produktionsprobleme und Arbeitskonflikte
Samsungs HBM-Chips müssen noch die Qualifikationstests von Nvidia bestehen. Nvidia-CEO Jensen Huang sagte letzten Monat, dass mehr Ingenieursarbeit nötig sei.
Die starken vorläufigen Ergebnisse kommen zu einem Zeitpunkt, an dem Samsungs 28.000-köpfige Gewerkschaft mit einem dreitägigen Streik am Montag droht. Die Gewerkschaft fordert höhere Löhne und mehr Urlaub.
So will Samsung die "Chip-Krise" überwinden
Die Gewerkschaft macht das Management von Samsung für die schwache Performance des Unternehmens verantwortlich. Der FT zufolge ersetzte Samsung letzten Monat seinen Leiter der Halbleitersparte.
Das sei ein Versuch, die sogenannte „Chip-Krise“ zu überwinden. Zudem reiste der Vorsitzende Lee Jae-yong für zwei Wochen in die USA. Dort traf er die Führungskräfte großer Kunden wie Meta, Qualcomm und Amazon, um über Kooperationen in den Bereichen Chips, KI und Cloud-Services zu sprechen.
Viele Top-Talente haben das Unternehmen verlassen
Samsung wirbt für seinen „One-Stop-Service“ für Kunden. Damit will das Unternehmen die Lücke zu TSMC im Auftragschipgeschäft verkleinern. Kunden sollen ihre KI-Chips schneller produzieren können, indem Samsungs Speicherchip-, Foundry- und Chipverpackungsdienste integriert werden.
Einige Tech-Unternehmen sind jedoch skeptisch, Samsung Aufträge zu erteilen, da sie in anderen Bereichen mit dem Hersteller konkurrieren. Viele Analysten erwarten, dass Samsung in der zweiten Jahreshälfte HBM-Chips an Nvidia liefern wird. Trotzdem bleiben einige Analysten skeptisch hinsichtlich der langfristigen Geschäftsaussichten des Unternehmens.