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Der Run auf billige Kleidung spaltet die deutsche Modebranche

Billigketten wie Primark und TK Maxx profitieren vom Rabattwahn der Deutschen. Auch teure Mode läuft. Dennoch gibt es zahlreiche Verlierer.

Deutschland ist das Land der Schnäppchenjäger. Es kann nie billig genug sein. So ist die Filiale der Rabattkette Saks Off 5th erst in diesen Tagen richtig voll, weil es auf die ohnehin reduzierten Preise nochmals einen Rabatt von 30 Prozent gibt. Der Grund: Die Kette schließt ihre sechs Häuser in Deutschland Ende Juni.

Das heißt: Die Pullover, Jacken und Sonnenbrillen der Premium- und Luxusmarken, die bis zu 60 Prozent weniger kosten als normalerweise, sind jetzt noch einmal reduziert. Ein Teil, das zum Beispiel zum Normalpreis mal 100 Euro kostete, ist jetzt schon für 28 Euro zu haben.

So erreicht das Verramschen von Mode in Deutschland einen neuen Höhepunkt. Billig reicht nicht mehr. Es muss schon extrem billig sein, um deutsche Kunden anzulocken. Das bekommt die Kette Saks Off 5th zu spüren, die knapp zwei Jahre nach ihrem Start in Deutschland bereits wieder eingestellt wird.

Die frühere Kaufhof-Mutter Hudson‘s Bay Company HBC aus Kanada wollte mit dauerhaft auf bis zu 60 Prozent reduzierter Premium- und Luxuskleidung in Deutschland einen Coup landen. Doch die Strategie, mit sechs Läden gestartet, ging nicht auf – die Kunden blieben aus.

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So stellte der neue Vorstandschef der neuen Galeria Karstadt Kaufhof AG, Stefan Fanderl, die Rabattkette nach der Fusion der beiden Warenhäuser gleich ein. In einem Schreiben teilte er seinen Lieferanten kurz und bündig mit: „Die stand-alone Saks Off 5th Standorte in Deutschland werden nicht weitergeführt und zum 30.06.2019 geschlossen.“

Denn bei Kleidung teilt sich der Markt klar in zwei Lager: Gut lassen sich preiswerte und teure Mode verkaufen. Das Mittelfeld mit Marken wie Esprit, Tom Tailor und Gerry Weber kämpft hingegen ums Überleben. In diesen Unternehmen sind nun die Sanierer gefragt, die das Filialnetz drastisch verkleinern, Stellen abbauen und interne Produktions- und Logistikprozesse beschleunigen.

Von dem wachsenden Billigsegment profitieren vor allem so Konzerne wie Primark. Die irische Discountkette für Bekleidung eröffnet in Deutschland immer mehr Filialen, zuletzt in Wuppertal. Inzwischen betreibt das Unternehmen, das zum britischen Mischkonzern ABF gehört, 28 Filialen in Deutschland – wenn auch der Umsatz pro Quadratmeter sinkt.

Wachsender Druck der Discounter

Auf die wachsende Bereitschaft, vor allem preiswerte Kleidung zu kaufen, hat sich auch C & A eingestellt. Noch unter der Ägide des inzwischen abgetretenen Europachefs Alain Caparros entstand die Billiglinie „Best Deal“, unter der das Düsseldorfer Unternehmen Basis-Kleidung wie einfache T-Shirts für 2,50 Euro oder einfache Hemden für sieben Euro verkaufen.

Er reagierte auf den wachsenden Druck durch Discounter von Aldi über Takko bis Primark sowie von Zara & Co., die von oben angreifen. „Wir müssen aufpassen, dass wir dazwischen nicht zerrieben werden“, sagte Caparros dem Handelsblatt in einem Interview.

Auch die deutschen Urdiscounter Aldi Nord und Süd sowie Lidl profitieren vom Billigboom bei Textilien. So konnten Aldi Nord und Süd ihren Umsatz in der Bekleidungssparte von 2015 bis 2017 um knapp neun Prozent auf 980 Millionen Euro steigern, schätzt die Branchenzeitschrift Textilwirtschaft.

TK Maxx expandiert in Deutschland

Während Saks Off 5th in Deutschland gescheitert ist, wächst die US-Kette TK Maxx weiter. Allein in diesem Frühjahr eröffnet der Filialist, der Schuhe, Kleidung und Parfüms immer bis zu 60 Prozent günstiger anbietet, fünf neue Häuser in Deutschland. Das reicht von Metropolen wie München und Frankfurt bis zu kleinen Städten in der Provinz wie Deggendorf. Fast zwölf Jahre nach dem Start in Deutschland hat das Unternehmen erstmals die Umsatzmilliarde geschafft, schätzt die Textilwirtschaft.

Auch der neue Warenhausriese Galeria Karstadt Kaufhof mischt weiter im Discountgeschäft mit. Statt über die Kette Saks Off 5th will Galeria Karstadt Kaufhof künftig dauerhaft reduzierte Kleidung unter der Marke „dress-for-less“ in ihren Filialen anbieten. Statt eigener separater Filialen soll es die günstige Kleidung künftig auf Flächen von 400 bis 700 Quadratmetern in den Kaufhäusern geben.

Und statt Premium- und Luxusmarken soll es Mainstream- und Premiummarken mit kräftigen Rabatten geben. Ob künftig alle 174 Filialen des Warenhauskonzerns „dress-for-less“ anbieten, ist offen. Im Mai und April startet die neue Linie in Köln, Düsseldorf, Frankfurt, Hannover und Essen.