WASHINGTON (dpa-AFX) -Der Arbeitsmarkt in den USA hat sich im Oktober überraschend deutlich abgeschwächt. So ging der Beschäftigungsaufbau stark zurück, wie das Arbeitsministerium am Freitag in Washington mitteilte. Die Arbeitslosenquote stieg etwas an und die Lohnentwicklung schwächte sich ab. Eine weitere Leitzinserhöhung durch die US-Notenbank Fed wird laut Ökonomen immer unwahrscheinlicher.
Außerhalb der Landwirtschaft sind 150 000 Stellen hinzugekommen. Analysten hatten im Schnitt mit 180 000 neuen Arbeitsplätzen gerechnet. Zudem wurde der Beschäftigungsaufbau in den beiden Vormonaten um insgesamt 101 000 Stellen nach unten revidiert. Im September hatte der Beschäftigungsaufbau noch bei 297 000 gelegen. Etwas verzerrt wurden die Zahlen im Oktober durch den Streik der Autogewerkschaft UAW. Nach Einschätzung der Commerzbank haben die Streiks die Beschäftigungszahl um 30 000 gedrückt. Damit hätte der Beschäftigungsaufbau aber immer noch deutlich unter 200 000 gelegen.
Die Arbeitslosenquote kletterte unterdessen um 0,1 Prozentpunkte auf 3,9 Prozent. Volkswirte hatten hingegen im Schnitt mit einer unveränderten Quote von 3,8 Prozent gerechnet. Zudem schwächte sich das Lohnwachstum im Oktober ab. Die durchschnittlichen Stundenlöhne erhöhten sich zum Vormonat um 0,2 Prozent. Analysten hatten im Schnitt einen Zuwachs um 0,3 Prozent erwartet. Im September waren die Löhne noch um revidiert 0,3 Prozent gestiegen.
Im Jahresvergleich schwächte sich der Lohnanstieg im Oktober von 4,3 Prozent auf 4,1 Prozent ab. Analysten hatten einen Wert von 4,0 Prozent erwartet. Eine schwächere Lohnentwicklung kommt der Fed im Kampf gegen die hohe Inflation entgegen. Schließlich stützen steigende Löhne auch die Preisentwicklung
Ökonomen erwarten überwiegend keine weitere Leitzinserhöhung durch die Fed. Bereits auf den jüngsten beiden Sitzungen hatte die Notenbank die Zinsen nicht mehr angetastet. "Sollte es nicht zu einer bösen Überraschung bei den bis zur Dezember-Sitzung noch anstehenden Inflationsdaten kommen, wird die Fed auch auf der letzten Sitzung im Jahr 2023 die Zinsen nicht erhöhen", schreiben die Commerzbank-Experten. "Unserer Ansicht nach ist der Zinsgipfel bereits erreicht."
Die gesunkenen Zinserwartungen sorgten für Zuversicht an den Finanzmärkten. Der US-Dollar geriet nach den Daten zu allen anderen wichtigen Währungen unter Druck. Der Euro kletterte im Gegenzug über 1,07 Dollar. Die Kurse von US-Anleihen legte merklich zu. Die europäischen Aktienmärkte reagierten mit Kursgewinnen.