Werbung
Deutsche Märkte öffnen in 7 Stunden 50 Minuten
  • Nikkei 225

    38.202,37
    -632,73 (-1,63%)
     
  • Dow Jones 30

    39.056,39
    +172,13 (+0,44%)
     
  • Bitcoin EUR

    57.191,05
    -1.386,86 (-2,37%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.307,04
    +12,37 (+0,96%)
     
  • Nasdaq Compositive

    16.302,76
    -29,80 (-0,18%)
     
  • S&P 500

    5.187,67
    -0,03 (-0,00%)
     

ROUNDUP/Machtkampf bei Heckler & Koch: Großaktionär meldet sich zu Wort

OBERNDORF (dpa-AFX) - Beim Waffenhersteller Heckler & Koch aus Oberndorf geht der Machtkampf weiter. Erstmals äußerte ein Luxemburger Großaktionär öffentlich Kritik: In einer Stellungnahme machte die "Compagnie de Développement de L'Eau S.A." (CDE) deutlich, dass sie einen zusätzlichen Aufsichtsratsposten für den bisherigen Mehrheitsaktionär Andreas Heeschen ablehnt. Das würde "zu unnötigen Mehrkosten für H&K führen, ohne echten Mehrwert für das Unternehmen zu schaffen", monierte die Beteiligungsfirma, die vom französischen Investor Nicolas Walewski und seiner engen Familie finanziert wird.

Seit 2015 ist die CDE Anteilseigner bei dem Waffenhersteller, sie hält nach eigenen Angaben 5,1 Prozent des Stammkapitals. Möglicherweise wird der Einfluss bald steigen. Denn Anteilseigner Heeschen hatte unlängst mitgeteilt, dass er die Mehrheit an der Firma an einen anderen Aktionär abgeben will. An wen, sagte er nicht. Das grüne Licht der Bundesregierung steht noch aus. Die Frage, ob die CDE die Mehrheit an Heckler & Koch anstrebt, wollte die Luxemburger Firma nicht kommentieren. Man beteilige sich nicht an Marktspekulationen, hieß es auf Anfrage.

In der vergangenen Woche war beim Bundesanzeiger ein Antrag der CDE auf Abberufung des bisherigen Aufsichtsratsvorsitzenden Harald Kujat und eines anderen Mitglieds des Kontrollgremiums bekanntgeworden. Begründet wurde dies nicht. Dies holte die CDE nun nach: Sie teilte mit, dass der 77-jährige Ex-Generalinspekteur der Bundeswehr die H&K-Altersgrenze für Aufsichtsratsmitglieder überschreite.

Zugleich wies die Firma aber darauf hin, dass Aufsichtsratsmitglieder Wirtschaftserfahrung haben sollten und "unabhängig und im besten Interesse des Unternehmens sowie aller Aktionäre handeln" sollten. Kujat und das andere Aufsichtsratsmitglied kamen erst im Juli auf Wunsch von Heeschen in das Kontrollgremium. Man schätze die Erfahrung von Kujat als General a.D., hieß es in der Mitteilung. Die CDE schlug vor, dass der 77-Jährige einen Beraterposten übernehmen sollte.

WERBUNG

Die Beteiligungsfirma betonte, dass sie langfristig Anteilseigner von H&K bleiben wolle. Mit der Arbeit des amtierenden Vorstands zeigte sie sich "sehr zufrieden" - dieser habe das Unternehmen nach zwei Verlustzahlen zurück in die schwarzen Zahlen geführt. Auch die sogenannte Grüne-Länder-Strategie, derzufolge Waffen nur noch in nichtkorrupte und demokratische Nato-Staaten oder Nato-nahe Staaten geliefert werden, ist ganz im Sinne des Aktionärs.

Mit der Wortmeldung der Firma spitzt sich der Machtkampf zu. Gegenspieler Heeschen hatte der CDE unlängst ungewöhnlich scharf vorgeworfen, dass ihr Vorgehen "ganz offensichtlich von sachfremden Erwägungen getragen und als Angriff auf die Integrität des Unternehmens zu verstehen" sei. Nun antwortet die CDE auf diese Kritik - und geht mit Heeschen ebenfalls hart ins Gericht. Bei einer außerordentlichen Hauptversammlung am 19. Dezember dürfte sich der Mehrheitsaktionär zwar durchsetzen - auf lange Sicht könnte aber der Einfluss der CDE bei der Waffenschmiede vom oberen Neckar deutlich steigen.

Das Unternehmen ist in einer schwierigen Lage. Zwar sind die Auftragsbücher voll und es gab zuletzt kleine Quartalsgewinne, doch der Schuldenberg bleibt hoch. Die Lage war so kritisch, dass sich die Belegschaft im Frühjahr zu unbezahlter Mehrarbeit bereiterklärte. Auch mit dem Hinweis auf diesen Schritt der Mitarbeiter monierte die CDE, dass ein zusätzlicher Aufsichtsratsposten auch unter finanziellen Gesichtspunkten unangemessen wäre. Den außerplanmäßigen Aktionärstreff am 19. Dezember, auf dem Heeschen in das Kontrollgremium einziehen will, hält die Luxemburger Firma für unnötig und teuer.