ROUNDUP/Aktien Frankfurt Schluss: US-Jobdaten bringen Zinssorgen zurück
FRANKFURT (dpa-AFX) -Ein überraschend starker US-Arbeitsmarktbericht hat den Druck auf den deutschen Aktienmarkt am Freitag nur kurzzeitig etwas erhöht. Nach seiner Kursrally am Vortag bis auf den höchsten Stand seit fast einem Jahr verlor der Dax DE0008469008
zeitweise gut ein Prozent, letztlich schloss der Leitindex aber nur 0,21 Prozent tiefer bei 15 476,43 Punkten. Damit rettete er trotz aufkeimender Zinssorgen noch ein Wochenplus von mehr als zwei Prozent ins Ziel. Der MDax DE0008467416
der mittelgroßen Unternehmen sank am letzten Handelstag der Woche um 0,10 Prozent auf 29 778,59 Zähler.
Die Anleger hatten nach den jüngsten Zinsentscheiden der US-Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank (EZB) zunächst wieder mehr Hoffnung, dass die Zinsspirale bald zu Ende gehen könnte. Diese Hoffnungen bekommen nun aber durch starke Jobdaten aus den USA erst einmal wieder einen Dämpfer. Die Beschäftigung wuchs im Januar viel stärker als erwartet, die Arbeitslosigkeit fiel auf den tiefsten Stand seit mehr als einem halben Jahrhundert.
"Nach dem Arbeitsmarktbericht dürfte endgültig klar sein, warum die Fed weiterhin von anstehenden Zinserhöhungen im Plural spricht", betonte Marktbeobachter Thomas Altmann von QC Partners. Das geplante Abbremsen der US-Wirtschaft gelänge der Fed bislang kaum. Stand jetzt könne die US-Wirtschaft noch höhere Zinsen vertragen.
Für die am Vortag stark gestiegenen Aktien der Immobilienkonzerne ging es in der Folge wieder bergab. Der zinssensible europäische Immobiliensektor CH0043274395
büßte als schwächster der Stoxx-600-Übersicht 2,3 Prozent ein. Im Dax fiel Vonovia DE000A1ML7J1
um 2,8 Prozent, im MDax gerieten zudem Aroundtown LU1673108939
, LEG DE000LEG1110
und TAG Immobilien DE0008303504
sogar noch deutlicher unter Druck.
Auch die jüngste Tech-Rally wurde durch die wachsende Zinsangst gebremst, hinzu kamen enttäuschende Quartalszahlen der US-Schwergewichte Apple US0378331005
, Amazon US0231351067
und Alphabet US02079K3059
. Mit dem nächsten Schritt nach oben tut sich der Tech-Sektor damit nun zunächst schwer. "Der Bullenmarkt könnte noch etwas auf sich warten lassen", gibt sich Analyst Jim Reid von der Deutschen Bank vorsichtiger. Chipkonzern Infineon DE0006231004
setzte seinen guten Lauf jedoch fort und sprang um 1,6 Prozent in die Dax-Spitzengruppe.
Die Vorzugsaktien des Konsumgüterherstellers Henkel DE0006048432
gehörten mit einem Plus von knapp einem Prozent ebenfalls zu den Gewinnern im Leitindex. Händler verwiesen als Stütze auf überraschend gute Quartalszahlen und einen erhöhten Gewinnausblick vom US-Konkurrenten Clorox.
Die Shop Apotheke NL0012044747
wurde wiederum von Nachrichten eines Konkurrenten belastet: Die Schweizer Online-Apotheke Zur Rose CH0042615283
verkauft ihr Schweiz-Geschäft an Migros und legt so den Fokus auf den deutschen Markt. Laut einem Händler droht der Shop Apotheke damit erstarkte Konkurrenz in Deutschland, was die Papiere des Medikamentenversenders zeitweise um mehr als vier Prozent absacken ließ. Letztlich schlossen sie im Nebenwerte-Index SDax DE0009653386
aber nur 0,6 Prozent tiefer.
Eine positive Analysteneinschätzung zu SGL DE0007235301
gab den Aktien des Kohlefaserspezialisten mächtig Auftrieb, sie gewannen an der SDax-Spitze 12,5 Prozent. Experte Andreas Heine vom Investmenthaus Stifel hob das Kursziel von 9 auf 13 Euro an und sieht damit noch immer fast 50 Prozent Kurspotenzial. Sein Optimismus basiert vor allem auf dem Markt für Siliziumkarbid-Halbleiter, der den Geschäftsbereich Graphite Solutions antreiben sollte.
Außerhalb der großen Börsenindizes brachen Leoni DE0005408884
um 43,8 Prozent auf 3,39 Euro ein, zeitweise markierten sie ein Rekordtief von 3,15 Euro. Der in finanzielle Nöte geratene Autozulieferer zieht einen Kapitalschnitt zur Sanierung in Betracht. Für Leoni war ein bereits sicher geglaubter Teilverkauf geplatzt, der 400 Millionen Euro in die Kassen spülen sollte. Anfang der Woche hatte Vorstandschef Aldo Kamper seinen Weggang in wenigen Wochen verkündet. Ein Kapitalschnitt wird in der Regel bei hohen Verlusten vorgenommen. Den Aktionären droht nun eine hohe Gewinnverwässerung.
An der Wall Street stand der Dow Jones Industrial US2605661048
zum europäischen Handelsschluss minimal im Plus. Der technologielastige Nasdaq 100 US6311011026
fiel dagegen um rund 0,4 Prozent. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx EU0009658145
schloss 0,40 Prozent höher bei 4257,98 Punkten. In Paris ging es für den Cac 40 FR0003500008
um fast ein Prozent aufwärts, während der FTSE 100 GB0001383545
in London ähnlich deutlich zulegte.
Der Euro EU0009652759
geriet nach den US-Arbeitsmarktdaten unter Druck und kostete zuletzt 1,0825 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0937 (Donnerstag: 1,0988) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9143 (0,9100) Euro. Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 2,25 Prozent am Vortag auf 2,15 Prozent. Der Rentenindex Rex DE0008469107
stieg um 0,42 Prozent auf 126,49 Punkte. Der Bund-Future DE0009652644
sank zuletzt um 0,91 Prozent auf 138,13 Zähler./niw/zb
--- Von Nicklas Wolf, dpa-AFX ---