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ROUNDUP/750 Stahl-Jobs fallen weg: Thyssenkrupp zückt erneut den Rotstift

ESSEN (dpa-AFX) - Der Industriekonzern Thyssenkrupp <DE0007500001> verschärft seinen Sparkurs in der Stahlsparte und will dort weitere 750 Stellen abbauen. Auf eine entsprechende Vereinbarung habe man sich verständigt, teilten der Konzern und die IG Metall am Mittwoch in Essen mit. Das Vorhaben soll bis Herbst 2023 umgesetzt werden. Betroffen sind die Verwaltung und der produktionsnahe Bereich.

Nach Firmenangaben ist dieser Schritt nötig, um den wirtschaftlichen Schaden durch die Corona-Folgen zu begrenzen. "Das ist Voraussetzung dafür, den Stahl nachhaltig zukunftsfähig aufzustellen, und ein entscheidendes Element für einen robusten Business Case nach vorn", erklärte der Aufsichtsratsvorsitzende von Thyssenkrupp Steel Europe, Klaus Keysberg, der zugleich Thyssenkrupp-Finanzvorstand ist. "Die Vereinbarung ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung."

Die Gewerkschaft zeigte sich erleichtert, dass sie einen noch umfassenderen Jobabbau habe verhindern können - das Management habe in den Gesprächen eine "Streich-Wut" an den Tag gelegt, monierte sie. "Wir haben das Schlimmste wegverhandelt", erklärte Knut Giesler, Bezirksleiter der IG Metall NRW. Das Ergebnis der langwierigen Verhandlungen sei "keines, das in der Belegschaft stehenden Applaus erntet, das wissen wir", sagte Detlef Wetzel, der als Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat von Thyssenkrupp Steel Europe sitzt und dessen Vize-Vorsitzender ist. "Aber wir konnten ein paar Leitplanken einziehen."

Bereits seit einem Jahr läuft der Abbau von 3000 Stellen, nun zückt das Management abermals den Rotstift. Ende 2020 hatte der Stahlbereich 26 336 Mitarbeiter, die allermeisten davon in NRW. Rund 1000 Jobs wurden im Rahmen des ersten Sparprogramms bereits gestrichen, rein rechnerisch könnte die Stellenzahl in der Stahlsparte also auf unter 24 000 sinken. Diese Stellen wären auf längere Sicht wohl sicher, da betriebsbedingte Kündigungen bis 2026 ausgeschlossen sind.

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Tatsächlich dürfte es allerdings noch deutlicher nach unten gehen in Sachen Arbeitsplätzen bei Thyssenkrupp Steel Europe. Das liegt an einem Passus in der Vereinbarung mit der IG Metall, den der Konzern als "Prüfung von Betreibermodellen für betriebliche Einrichtungen zur weiteren Effizienzsteigerung" beschreibt. Bestimmte Jobs, ob in der Wartung oder Logistik, könnten damit zu externen Dienstleistern (Betreibern) verlagert werden. Dadurch würde sich der Fixkosten-Ballast für den Konzern weiter reduzieren - er könnte flexibler auf konjunkturelle Entwicklungen reagieren und solche Dienstleistungen kürzen, wenn die Stahlbranche wieder mal ein Tal durchschreitet.

Derlei Outsourcing-Maßnahmen sieht die Gewerkschaft naturgemäß sehr kritisch. Sie verwies am Mittwoch aber auf Eckpunkte, die hierzu vereinbart wurden. Nach Angaben der IG Metall ist die Zustimmung von beiden Tarifparteien - also auch von der Arbeitnehmerseite - nötig, um Unternehmensteile auszugliedern. Zudem müsse nachgewiesen werden, dass der Wechsel ins Betreibermodell wirklich etwas bringe. "Es muss darum gehen, besser zu werden - und nicht einfach nur billiger", heißt es in einem Schreiben der IG Metall.

Der Essener Traditionskonzern will seine Stahlsparte "verselbstständigen", was ein erster Schritt zu einer späteren Abspaltung sein dürfte. Verkaufspläne hatten sich unlängst zerschlagen. Die Stahlproduktion, einst das Prunkstück des Konzerns, ist seit langem ein Sorgenkind, das hohe Verluste einfuhr. Zuletzt verbesserte sich die Situation etwas. Im letzten Quartal 2020 schafften die Essener in ihrem Stahlbereich den Sprung aus den roten Zahlen und verbuchten einen kleinen Betriebsgewinn. Neben dem Stahl ist Thyssenkrupp in den Bereichen Materialservice, Autozulieferung, Industriekomponenten, Anlagenbau und Marine tätig.