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ROUNDUP 2: Daimler trotzt Chipmangel - Gewinnanstieg treibt Aktie auf Hoch

(neu: Aktienkurs aktualisiert, Aussagen Management.)

STUTTGART (dpa-AFX) - Der Auto- und Lkw-Bauer Daimler <DE0007100000> hat sich im vergangenen Quartal trotz des massiven Einbruchs bei den Verkäufen überraschend gut geschlagen. Obwohl der Konzern deutlich weniger Autos und Lkw verkaufte, hielten die Stuttgarter dank steigender Preise den Umsatz nahezu stabil - und beim Gewinn konnte Daimler sogar deutlich zulegen. Einsparungen und eine starke Finanzsparte sorgten auch beim operativen Ergebnis für einen unerwarteten Anstieg. "Wir bleiben auf Kurs, um unsere Ziele für das Gesamtjahr zu erreichen", sagte Finanzchef Harald Wilhelm. Die Aktie stieg auf ein Hoch seit fast sechs Jahren.

Vorbörslich waren die Anleger noch zurückhaltend, doch im Xetra-Handel kletterte das Papier zuletzt um bis zu 2,3 Prozent auf 85,81 Euro. In den vergangenen Wochen hatte der Kurs von rund 70 Euro Mitte September schon deutlich zugelegt. In diesem Jahr hat die Aktie mit der Aussicht auf die für Dezember geplante Aufspaltung in einen Auto- und einen Nutzfahrzeugkonzern bereits fast die Hälfte an Wert gewonnen. Damit gehört das Papier seit Ende 2020 zu den größten Gewinnern im deutschen Leitindex Dax <DE0008469008>.

Der auf die Aktionäre entfallende Nettogewinn stieg um 21 Prozent auf 2,47 Milliarden Euro. Der Umsatz lag in den Monaten Juli bis September mit rund 40 Milliarden Euro auf Vorjahresniveau. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern, welches das Management um Konzernchef Ola Källenius als maßgeblich für das wirtschaftliche Abschneiden ansieht, stieg dank der starken Finanz- und Mobilitätssparte um vier Prozent auf 3,61 Milliarden Euro.

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Damit schnitt Daimler besser ab als von Analysten zuvor erwartet. Daimler habe sich als sehr widerstandsfähig erwiesen, schrieb JPMorgan-Analyst Jose Asumendi in einer frühen Einschätzung. Die Marktschätzungen für das operative Ergebnis dürften nun steigen. Stifel-Experte Daniel Schwarz sprach von einem starken Abschneiden beim freien Mittelzufluss (Free Cashflow).

Die Jahresprognosen für die Margen in der Auto- und Lkw-Sparte behielt der Konzern bei - geht allerdings beim Absatz von Autos nun von einem leichten Rückgang gegenüber dem Vorjahr aus. Daimler hatte im dritten Quartal vor allem wegen des Chipmangels mehrfach die Produktion einschränken müssen und lieferte fast ein Drittel weniger Autos der Stammmarke Mercedes-Benz an die Kunden aus als ein Jahr zuvor. Im vierten Quartal soll sich die Situation um die Halbleiter etwas bessern - grundsätzlichen dürften die Probleme aber auch über das kommende Jahr hinweg bestehen bleiben, sagte Wilhelm in einer Telefonkonferenz.

Allerdings konnten die teuren Top-Modelle wie die S-Klasse sowie die Elektroautos des Konzerns bei den Auslieferungen auch im dritten Quartal zulegen - unter anderem, weil Mercedes die lukrativeren Autos vorrangig mit den vorhandenen Elektronikhalbleitern bestückt. Die von Anlegern viel beachtete operative Marge in der Auto- und Vansparte lag bei 8,5 Prozent, nur 0,9 Prozentpunkte unter dem Wert aus dem Vorjahr.

Das Preisumfeld für die Autobauer ist auch wegen der eingeschränkten Produktion derzeit günstig: Eine hohe Nachfrage und lange Lieferzeiten haben dafür gesorgt, dass derzeit kaum Rabatte gegeben werden müssen. Vor allem im wichtigen Geschäft mit Firmenwagen und Autovermietern sorgt das für Aufwind. Zugleich hat Mercedes die Fixkosten gegenüber dem Vergleichsjahr 2019 nach Angaben von Wilhelm bereits um 15 Prozent gesenkt - bis 2025 hatte sich das Management mehr als 20 Prozent Einsparungen vorgenommen. Das bereinigte operative Ergebnis im Autogeschäft mit Pkw und Vans ging insgesamt nur um 10 Prozent zurück.

Daimler-Chef Ola Källenius hat den Konzern ohnehin darauf getrimmt, weniger auf die Verkaufszahlen an sich zu schauen, sondern stärker auf die Rendite der verkauften Autos. "Das wollen wir auch 2022 weiter machen, selbst wenn sich das Thema Halbleiter mal rausnivelliert", sagte Wilhelm. Dabei arbeite das Unternehmen "an allen Hebeln". Auch die höheren Gebrauchtwagenpreise geben über die Rückläufer aus dem Leasing Schwung. "Die Fahrzeuge, die zurückkommen, erwirtschaften dann auch eine vernünftigere Marge", sagte Wilhelm.

Auf dem Kurs, Mercedes möglichst vor 2030 noch komplett auf vollelektrische Antriebe auszurichten, gab der Manager einen weiteren Teilbaustein bekannt. Die eigenen Geschäfte mit Getriebekomponenten für die Kompakt- und Mittelklasse gibt Daimler an den österreichischen Zulieferer Magna ab. "Wir reden hier nicht über einen Verkauf von Werksteilen", sagte Wilhelm. Die Kooperation mit den Österreichern erlaube es Daimler jedoch, die eigenen Standorte schneller in Richtung batterieelektrische Antriebe umzustellen.

Bei den Trucks und Bussen, die unter dem Namen Daimler Truck AG abgespalten werden, lag der Absatz im dritten Quartal sieben Prozent über dem Vorjahreswert. Aber vor allem bei den lukrativen Schwerlastern, bei denen Daimler Weltmarktführer ist, gab es Probleme mit der Anlieferung von Chips. So fiel der Umsatz leicht, das bereinigte operative Ergebnis aber um fast ein Fünftel. Im dritten Quartal gingen allerdings Bestellungen für fast 161 825 Lkw ein - fast zwei Drittel mehr als vor einem Jahr.

Die Mobility-Sparte, in der Daimler die Finanzdienstleistungen und das Mobilitätsgeschäft aus dem Your-Now-Joint-Venture mit BMW bündelt, konnte ihr operatives Ergebnis um mehr als die Hälfte steigern, obwohl das Neugeschäft mit Finanzierungsverträgen infolge der Verkaufsschwäche zurückging. Das Geschäft profitiert in der Konjunkturerholung unter anderem davon, dass Daimler keine neuen Rückstellungen für Kreditrisiken bilden musste - aber eben auch von steigenden Gebrauchtwagenpreisen und Restwerten.

Finanzchef Wilhelm geht nun nochmals von einer höheren Eigenkapitalrendite der Finanzsparte im Gesamtjahr aus. Auch die Kassenlage im Konzern dürfte sich besser entwickeln als zuletzt gedacht. Im Industriegeschäft - also ohne die Finanzdienste - soll der freie Finanzmittelzufluss (Free Cashflow) nun auf Vorjahresniveau liegen statt leicht darunter. Im dritten Quartal fiel die von Analysten stark beachtete Kennzahl mit 2,2 Milliarden Euro deutlich besser aus als geschätzt.