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Die Roboter kommen

Tool der Woche – Fondsbilanz - Die Roboter kommen

„What do you mean?“ Diese Frage hören Deutsche inzwischen seltener von ihren angelsächsischen Gesprächspartnern, wenn sie in Diskussionen die deutsche Wortschöpfung „Industrie 4.0“ im Original verwenden. „Die Amerikaner übernehmen das Schlagwort langsam“, erklärt Angus Muirhead, Aktienspezialist bei der Credit Suisse in Zürich. Die Idee von der intelligenten Fabrik fasziniert nicht nur die Industrie. Sie lockt auch Anleger.

Das Thema strahlt auf die aktuelle Fondsbilanz für die ersten drei Quartale des Jahres aus. Die Analysefirma Feri Eurorating stellte für das Handelsblatt die Leistungsbilanzen der Produkte in 36 wichtigen Anlageschwerpunkten zusammen. Mit durchschnittlich 6,6 Prozent Ertrag liegen Depots für Technologieaktien relativ weit vorne. Über fünf Jahre haben sie sogar 16,8 Prozent jährlich eingespielt.

„Da spiegelt sich das Thema Industrie 4.0 erst ansatzweise wider, weil die Ideen recht jung sind“, sagt Christian Michel, Leiter Fonds bei bei Feri Eurorating. Sein Ausblick: „Der Wachstumstrend könnte noch lange anhalten.“ Muirhead schätzt es ganz ähnlich ein: „Tech-Aktien haben in den vergangenen Jahren mehr Ertrag gebracht als die Märkte allgemein. Das wird so bleiben.“

Das Schlagwort deutscher Herkunft soll eine kommende industrielle Revolution ankündigen, ermöglichst durch immer leistungsfähigere Computer. Die erste war die Herstellung in Fabriken. Bei der zweiten wurde elektrische Energie zur Fließbandproduktion genutzt. Die dritte integrierte Informationstechnologie in der Fertigung.

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Jetzt soll „4.0“ ein Update geben. Die Idee: Fabriken werden sich künftig selbst organisieren, Maschinen, Stoffe und Produkte intelligent vernetzt sein, individuelle Kundenwünsche sofort umgesetzt werden können. Durch die Vernetzung von Produkten und Maschinen über das Internet können Objekte selbständig Informationen austauschen, Aktionen auslösen und sich wechselseitig steuern.


Intelligente Fabriken faszinieren Fondsmanager

Das bleibt nicht auf Fabrikhallen beschränkt. Potenzial sehen die Experten beim Stichwort „Internet der Dinge“ durch Vernetzungen im Haushalt. Gerne genannt wird der autonome Kühlschrank, der eigenständig ordert, wenn die Milch zur Neige geht. Das selbst fahrende Auto ist ein großes Thema. Enormes Potenzial wittern Experten auch im Gesundheitsbereich. Und das geht schon heute weit über das gerne verwendete Stichwort Pflegeroboter hinaus. Beteiligt sind an der Umwälzung viele Bereiche, etwa Informationstechnologie, Datenverarbeitung, Teilsegmente wie künstliche Intelligenz, Spracherkennung, virtuelle Realität.

Es herrscht Aufbruchsstimmung in der Wirtschaft und in der Anlagebranche. Das mag unangenehme Erinnerungen an den Crash der Internetaktien zur Jahrtausendwende wachrufen. Es gab einen Ansturm auf das Anlagethema Technologie, bis die Spekulationsblase platzte. „Doch heute reden wir über real existierende Firmen, die rentabel sind, die eben kein Cash verbrennen“, beruhigt Walter Liebe, Produktspezialist bei Pictet Asset Management.

Wie sehr das Thema die Wirtschaft in den Bann schlägt, zeigt das aktuelle Beispiel Kuka. Der chinesische Elektrogerätehersteller Midea übernahm den deutschen Roboterbauer. „China hat auf dem Gebiet einen Rückstand und will das aufholen, deshalb zahlte Midea einen Liebhaberpreis von vier Milliarden Euro“, kommentiert Liebe das Geschehen, das auch in der Politik für Aufregung sorgte. Deutsche Autobauer setzten Roboter schon früh in den 70er Jahren ein. Doch die heutigen Modelle sind flexibel und können auch mit Menschen zusammenarbeiten.

Robotertechnik gilt als Teil des Themas Industrie 4.0. Pictet hat dazu seinen Fonds gelegt, der in einem Jahr bereits 1,3 Milliarden Euro eingesammelt hat. Pictet schätzt bei den börsengelisteten Firmen aus diesem Bereich einen jährlichen Gewinnanstieg je Aktie von 20 bis 25 Prozent für die kommenden Jahre. „Diese Aktien sind stramm bewertet, aber das Wachstum ist eben auch nicht erträumt wie im Jahr 2000“, sagt Liebe. Die ebenfalls schweizerische Credit Suisse Asset Management ist kürzlich mit einem Konkurrenzfonds gefolgt.

Das Thema gewinnt an Schwung bei den Fondsanbietern. Das zeigt sich auch an den Plänen. Eine großes deutsches Investmenthaus wird in Kürze ein Produkt anbieten, dass sich ausdrücklich dem Thema Industrie 4.0 widmen soll. Laut Feri Eurorating sind auf diesem Feld bereits Fidelity, DNB Asset Management und Henderson mit ihren Technologie-Aktienfonds engagiert.


Fortschritte in der Gesundheitsbranche

Von der Technik-Revolution profitieren unterschiedlichste Sektoren. Pictet-Mann Liebe nennt aus dem Industriesektor Namen wie Siemens, Kuka, Dürr oder ABB Hyon Ho Sohn von Fidelity sieht momentan gute Chancen bei künstlicher Intelligenz. Das Thema berührt nach Einschätzung des Fondsmanagers beispielsweise die Halbleiterhersteller.

Ein Unternehmen wie Infineon könne von der Einführung von Elektroautos und autonomen Fahrzeugen profitieren. Eine anderer interessanter Kandidat für das Thema künstliche Intelligenz sei Nuance Communications, ein Anbieter von Spracherkennungssoftware.

Im Gesundheitssektor schauen einige Fondsmanager beispielsweise auf Intuitive Surgical. Die Firma stellt Operations-Automaten her. Diese Roboter werden per Joystick gesteuert und können Eingriffe viel präziser als Menschen durchführen. „Das ist natürlich weit besser für die Patienten“, meint Liebe. Er sieht bei der Firma hohes Wachstums und hohe Gewinnmargen. „Das sind Beispiele für Innovationsvorsprünge, die das Eindringen von Konkurrenten und damit die Marge lange Zeit schützen“, sagt der Stratege.

Muirhead unterstützt die Hoffnungen für die Industrie mit seiner eigenen Biografie. Er habe lange in der Technologieindustrie gearbeitet, sei aber im September zur Credit Suisse gewechselt, weil der Bereich eine der überzeugendsten Wachstumsstorys biete. Er gibt sogar Eltern einen pointierten Rat für das nächste Gespräch mit den Kindern: „Denkt nicht über Latein nach, lernt lieber den Umgang mit Computern. Die Zukunft ist digital.“

KONTEXT

Die besten Anlagen im ersten Halbjahr 2016

Aktien USA

Zu Jahresbeginn ging es auch für die großen US-Aktienindizes kräftig nach unten, später erholten sich die Börsen jedoch - anders als in Europa wieder deutlich - und steuerten sogar auf neue Jahreshochs zu. Der Brexit verhagelte auch US-Anlegern die Stimmung. Dennoch liegt Leitindex Dow Jones auf Halbjahressicht 2,9 Prozent im Plus. Für Euro-Anleger ist der Gewinn etwas geringer, aus 100.000 investierten Euro wurden für sie aber immerhin 100.720 Euro.

Aktien Schwellenländer

Die Aktien der Schwellenländer haben sich insgesamt von ihrem Absturz des vergangenen Jahres erholt als der MSCI Index für Emerging Markets noch um 16 Prozent abgestürzt war. Im ersten Halbjahr 2016 legte der auf Dollar lautende Index gut fünf Prozent zu. In Euro gerechnet blieb ein Plus von 3,07 Prozent - aus 100.000 Euro machten Anleger 103.070 Euro.

US-Staatsanleihen

Die Unsicherheit der Investoren hat US-Staatsanleihen Zulauf beschwert Dazu kommt, dass Investoren inzwischen nicht mehr daran glauben, dass die US-Notenbank Fed ihren im Dezember vergangenen Jahres ganz vorsichtig eingeleiteten Zyklus der Leitzinserhöhungen fortsetzt. Wer Anfang des Jahres 100.000 Euro in US-Staatsanleihen gesteckt hat, hat jetzt 103.320 Euro.

Euro-Unternehmensanleihen

Seit Juni kauft die Europäische Zentralbank (EZB) Euro-Anleihen von Unternehmen abseits der Bankbranche mit guter Bonität. Die Käufe beziehungsweise schon vorher die Erwartung der EZB als neuen großen Investor trieben die Kurse. Gemessen am Index der Bank of America Merrill Lynch verdienten Anleger mit den Firmenbonds 5.350 Euro, wenn sie im Januar 100.000 Euro investierten.

Deutsche Staatsanleihen

Bundesanleihen sorgten im ersten Halbjahr für viel Aufsehen. Die Anleihekäufe der Europäischen Zentralbank, die Niedrigzinsen und die Unsicherheit der Anleger über die wirtschaftliche Entwicklung bescherten den deutschen Staatsanleihen regen Zulauf. Selbst die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe rentiert im Minus, am Tag nach dem Brexit-Entscheid fiel sie auf bis zu minus 0,17 Prozent. Für Anleger, die gleich zu Jahresbeginn 100.000 Euro in deutsche Staatsanleihen investierten machten damit Gewinn aus den minimalen Zinsen und den deutlichen Kurssteigerungen von 6.800 Euro.

Anleihen Schwellenländer

Die Anleihen der Schwellenländer haben sich kräftig erholt. Das liegt auch daran, dass die US-Zinswende stockt und die Renditen der US-Staatsanleihen so deutlich gefallen sind. Außerdem haben sich die Fundamentaldaten in vielen Emerging Markets verbessert. Euro-Anleger machten mit auf Dollar lautenden Staatsanleihen gemessen am Index von JP Morgan einen Gewinn von 10.160 Euro, wenn sie am Jahresanfang 100.000 Euro investierten.

Gold

Gold glänzte nach einer fünfjährigen Talfahrt wieder. Zum einen sorgte die Unsicherheit der Anleger mit Blick auf die Weltwirtschaft für die Flucht in die Krisenwährung Gold. Zum anderen machen die Negativrenditen vieler Staatsanleihen in der Euro-Zone und in Japan Gold als Anlage erneut attraktiver. Allein im Juni stieg der Goldpreis um 8,5 Prozent. So stark ist er in einem Juni zuletzt im Jahr 1980 gestiegen. Wer Anfang des Jahres 100.000 Euro in Gold investierte hat nach einem halben Jahr 122.860 Euro.

Öl

Der Ölpreis fiel zwar bis Ende Januar auf ein Zwölfjahrestief von rund 27 Dollar, setzte dann aber zu einer Rally an und kostet aktuell rund 50 Dollar. "Das liegt vor allem, dass die USA deutlich weniger Öl produzieren", erklärt Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank. In Euro gerechnet wurden aus 100.000 am Ölmarkt investierten Euro auf 130.450 Euro.

Sojabohnen

Auftrieb gab es auch bei vielen Agrarrohstoffen, die ebenfalls ihre jahrelange Talfahrt stoppten. Hauptgründe dafür waren Dürren und extreme Wetterlagen, die teils die Ernte bedrohen. Allen voran stieg der in Dollar notierte Preis für Sojabohnen um fast 35 Prozent. Aus 100.000 in den Agrarrohstoff investierten Euro wurden so im ersten Halbjahr 131.800 Euro.

Aktien Peru

Die Börse in Peru ist als Überraschungsaufsteiger weit nach vorne gerückt, nachdem die Kurse zuvor fast vier Jahre stetig gefallen waren. Aus 100.000 an der Börse in Lima investierten Euro wurden in diesem Jahr bislang 142.990 Euro. Die US-Bank Goldman Sachs sieht Peru "makrookönomisch in optimaler Verfassung" mit zunehmenden Wirtschaftswachstum und sinkender Inflation. Allerdings sind die Umsätze an der Börse gering, und dort sind nur wenige Werte notiert.

Aktien Brasilien

Der brasilianische Bovespa-Index legte in den ersten sechs Monaten des Jahres zweistellig zu, nachdem er im Januar noch auf ein Siebenjahrestief gefallen war. Da auch der zuvor unter die Räder gekommene Real deutlich aufwertete machten Anleger die 100.000 Euro in Brasiliens Leitindex investiert haben, daraus im ersten Halbjahr 143.420 Euro. Besser schnitt keine andere Anlage ab. Dabei setzen Anleger nach der Ablösung von Präsidentin Dilma Rousseff auf ein Ende des politischen Stillstands und auf Reformen. Aber: Brasilien steckt nach wie vor in der Rezession, als wirtschaftlich gerechtfertigt, gilt der Börsenaufschwung in dieser Form nicht.

Schlussstand für alle Werte: 30.06.2016, Angaben ohne Transaktionskosten

KONTEXT

Die zehn größten Fondsanbieter am deutschen Markt

Franklin Templeton

19 Milliarden Euro

Generali Invest

31 Milliarden Euro

Blackrock

40 Milliarden Euro

Helaba Invest

113 Milliarden Euro

HSBC Trinkaus&Burkhardt

169 Milliarden Euro

Universal-Investment

206 Milliarden Euro

Union Investment (Volksbanken)

220 Milliarden Euro

Deka (Sparkassen)

222 Milliarden Euro

DeAWM (Deutsche Bank)

291 Milliarden Euro

Allianz Global Investors

367 Milliarden Euro

Quelle

Quelle: Fondsverband BVI

Dargestellt ist das Publikums-/Spezial-/Immobilienfondsvermögen // Gesamtvolumen 2600 Milliarden Euro

Stand: 31.12.2015

KONTEXT

Von Roboter-Beratern weltweit verwaltetes Vermögen

2014

13 Milliarden Dollar

Quelle: Oliver Wyman, ab 2016 Prognose

2015

30 Milliarden Dollar

Quelle: Oliver Wyman

2016

60 Milliarden Dollar

2017

100 Milliarden Dollar

2018

160 Milliarden Dollar

2019

270 Milliarden Dollar

2020

500 Milliarden Dollar