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Reiche Luxemburger, arme Litauer

Eine Studie der Europäischen Zentralbank offenbart die durchschnittlichen Nettovermögen der Euroländer. Dabei wird deutlich: Es gibt gewaltige Unterschiede. Auch Deutschland liegt nur im unteren Mittelfeld.

Ein durchschnittlicher Luxemburger müsste man sein. Dann hätte man nach einer neuen Auswertung der Europäischen Zentralbank (EZB) ein Nettovermögen, also abzüglich der Schulden, von 786.400 Euro. Der „mittlere“ Luxemburger (Median), der gleich viel ärmere wie reichere Mitbürger hat, besitzt immer noch 437.500 Euro. Reich sind im Durchschnitt aber auch die Zyprioten mit 387.000 Euro, die Malteser mit 350.500 Euro und die Belgier mit 330.300 Euro.

Deutschland liegt mit 214.300 dagegen im unteren Mittelfeld – und leicht unter dem europäischen Durchschnitt. Spanier, Österreicher, Franzosen, Italiener und sogar Iren sind reicher als wir. Relativ abgeschlagen liegen die Portugiesen mit 156.500 und die Niederländer mit 151.100 Euro. Griechenland kommt nur auf 104.200 Euro. Schlecht sieht es für viele osteuropäische und baltische Staaten aus. Die Litauer müssen sich mit 40.000 Euro Vermögen begnügen.

Die Ergebnisse beruhen auf der Befragung von rund 84.000 Haushalten, die meisten davon fanden 2014 statt. Vier Jahre zuvor hatte die EZB eine ähnliche Untersuchungen mit ähnlichen Ergebnissen angestellt. Seit damals sind die Europäer aber statistisch etwas ärmer geworden. Die Ungleichheit der Vermögen ist gestiegen, aber nur so wenig, dass die Differenz innerhalb der Irrtumsspanne bleibt.

Der Reichtum steckt vor allem in Immobilien, etwa zur Hälfte in selbst genutzten Häusern und Immobilien. Unternehmensanteile spielen vor allem bei den Reichen auch noch eine wichtige Rolle. Die direkte Anlage in Anleihen und Aktien ist dagegen nur schwach vertreten. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern spiegeln daher zum Teil mehr die Verhältnisse am Immobilienmarkt als die realen Lebensverhältnisse wider. Deutschland fällt dabei auch aus der Rolle – weil hier sehr viel mehr Leute zur Miete wohnen als in anderen Ländern.

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Ein europäischer Haushalt hat im Durchschnitt ein Netto-Vermögen 223.300 Euro. Davon entfallen allein 207.300 auf „reale“ Werte, vor allem Immobilien. Der mittlere Wert (Median) des Netto-Vermögens liegt bei 104.100 Euro. Ein wichtiger, häufig übersehener Effekt ist der Lebenszyklus: Die meisten Menschen besitzen anfangs sehr wenig, häufen bis zum Eintritt in die Rente Vermögen an und bauen es später wieder langsam wieder ab. Das heißt: Ungleichheit ist auch eine Frage des Alters.

So besitzen die 16- bis 34-Jährigen im Schnitt nur 68.500 Euro, die 55- bis 64-Jährigen, immer pro Haushalt gerechnet, dagegen 318.500 Euro. Wenn es heißt, dass die oberen zehn Prozent einen Großteil des gesamten europäischen Vermögens besäßen, bedeutet das also nicht, dass der Kreis dieser besonders reichen Haushalte unverändert wäre – es gibt Auf- und Absteiger, und dabei spielt der Lebenszyklus eine wichtige Rolle.


EZB wertet die Daten vorsichtig aus

Gegenüber der ersten Erhebung von 2010 ist das Netto-Vermögen etwas gesunken, es lag damals noch bei 247.200 im Durchschnitt. Laut EZB ist das vor allem auf fallende Immobilienpreise, zu einem geringeren Teil auch auf steigende Verschuldung zurückzuführen. Wenig überraschend ist daher, dass Deutschland aus dem Rahmen fällt. Dort lag das Vermögen 2010 bei 209.200 Euro, also etwas niedriger als 2014.

Für viele Leute ist das Einkommen letztlich wichtiger als das Vermögen. Dort zeigt sich eine ähnliche Verteilung – aber nur zum Teil. Die Luxemburger verdienen im Schnitt mit 87.000 Euro pro Jahr besonders viel. Die Belgier sind mit 52.000 Euro auch nicht schlecht dabei. Die Niederlande und Finnland sind mit je rund 50.000 Euro durchschnittlichem Jahreseinkommen starke Länder. Irland ebenso mit 54.600 Euro, wobei dort die Haushalte auch größer als sind als in anderen Ländern. Beim jährlichen Einkommen liegt Deutschland aber mit 48.400 Euro im Schnitt über den meisten anderen großen Ländern; weit vor Frankreich, Spanien und Italien. Ungarische Haushalte müssen im Schnitt mit 10.800 Euro pro Jahr auskommen.

Die EZB ist bei der Auswertung ihrer Daten sehr vorsichtig und weist darauf hin, dass privater Reichtum und privates Einkommen nur bedingt etwas über den Reichtum des gesamten Landes und Lebensverhältnisse aussagen. In den Niederlanden etwa spielen üppige Pensionsfonds eine Rolle, die zwar nicht zum privaten Reichtum zählen, aber letztlich ja den Privatleuten zu Gute kommen. Wichtig ist auch die Frage, was öffentliche Leistungen kosten, wie teuer zum Beispiel ein Studium ist.

Und letztlich steckt auch eine Menge Reichtum in selbst genutzten Immobilien, was nicht mit hohem Lebensstandard verbunden sein muss. Wer zum Beispiel in der Innenstadt von Paris in eigenen vier Wänden wohnt, schwelgt statistisch besehen im Reichtum – muss aber praktisch besehen vielleicht jeden Euro zweimal umdrehen.