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Radikal und kompromisslos – Philippe Martinez will Frankreich lahmlegen

Der Gewerkschaftsboss ruft zum Generalstreik auf. Die Reformen von Präsident Emmanuel Macron lehnt er ohne Ausnahme ab.

Der Chef der linken Gewerkschaft CGT freut sich schon im Voraus: „Etwas Großes wird geschehen am 5. Dezember, aber die Regierung will nicht hören“, sagt Philippe Martinez unmittelbar vor dem Beginn des Streiks gegen die Rentenreform von Emmanuel Macron. Der Vater des 58-jährigen Gewerkschafters stammte aus einer spanischen Einwandererfamilie und wuchs im Pariser Banlieue Saint-Denis auf. Philippe selbst trat als Schüler der kommunistischen Jugend bei.

Seit viereinhalb Jahren leitet er die traditionsreichste französische Arbeiterorganisation. Sein Vorgänger Thierry Lepaon wurde von Kollegen kaltgestellt, weil die ihn für zu zahm hielten. Sie stachen kompromittierende Dokumente an die Medien durch.

Martinez hingegen kann man Mäßigung nicht nachsagen: Der Mann mit dem Schnauzbart ist stolz darauf, sämtliche Reformen von Präsident Emmanuel Macron abgelehnt zu haben. In Unternehmen unterzeichnet die CGT kaum noch Betriebsvereinbarungen. Der Erfolg allerdings ist mäßig: 2018 rief Martinez einen großen Streik bei der Staatsbahn SNCF gegen die Bahnreform aus, doch nach wenigen Wochen musste der Arbeitskampf mangels Beteiligung abgebrochen werden.

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Mit dem neuen Streik sucht Martinez seine Revanche. Die Geister, die er ruft, hat er nicht mehr unter Kontrolle, meinen viele politische Beobachter: Anders als vor Jahrzehnten ist seine Gewerkschaft heute geschwächt und ihr einst legendärer Ordnungsdienst nicht mehr auf der Höhe.

Martinez‘ größte Schmach: Bei der jüngsten Demo zum 1. Mai musste die Polizei ihn in Sicherheit bringen, weil er von Straßenkämpfern bedroht wurde. An diesem Donnerstag fürchten die Ordnungskräfte ein ähnliches Chaos, denn wieder dürften die Gewaltbereiten aufmarschieren.

Offenbar war Martinez davon ausgegangen, durch Fundamentalopposition die CGT stärken zu können. Doch das Gegenteil ist geschehen: Sie verliert bei jeder Sozialwahl an Stimmen, jetzt hat die reformerische CFDT sie nun sogar als größte Gewerkschaft Frankreichs abgelöst. CFDT-Chef Laurent Berger ist für die Rentenreform, erwartet aber Zugeständnisse von Macron. Er könnte am Ende darüber entscheiden, ob die Reform kommt oder ob sie in einer neuen Revolte endet.

Martinez sieht das ganz anders, er hofft, dass es vom 5. Dezember an zur „Konvergenz der Kämpfe“ kommt, zum Bündnis aller Macron-Gegner – unter seiner Führung. Das Land werde lahmgelegt, prophezeit er, und Macron einknicken. Damit hat er sich schon einmal geirrt. Doch Umdenken ist nicht seine Sache.