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John Cryan und die Quadratur des Kreises

Die Deutsche Bank verdient wieder Geld. Bei dem Geldhaus ist die Erleichterung mit Händen zu greifen. Das macht den schwierigen Job von Chef John Cryan ein bisschen leichter – aber eben nur ein bisschen. Ein Kommentar.

Die Vorgaben der größten Aktionäre sind klar: John Cryan und seine Vorstandskollegen müssen die krisengeplagte Deutsche Bank endlich wieder auf Wachstum trimmen. Die ersten Erfolgsmeldungen erwarteten die mächtigen Anteilseigner des Hauses schon für die ersten drei Monaten dieses Jahres. Und Cryan lieferte – allerdings nicht genug, um die Investoren wirklich zu überzeugen, und das ist typisch für die Situation, in der sich die Deutsche Bank im Moment befindet.

Im ersten Quartal stand unter dem Strich ein Gewinn von 575 Millionen Euro – mehr als doppelt so viel wie im Vorjahreszeitraum und mehr als von Analysten erwartet. „Ich bin zufrieden mit unserem Start ins Jahr 2017“, ließ Cryan denn auch wissen. Das Kundengeschäft laufe sehr erfreulich, alle Bereiche der Bank verzeichneten Zuflüsse, und die Aktivität an den Märkten erhole sich.

Man spürt förmlich, wie ein kollektiver Seufzer der Erleichterung durch das Geldhaus geht, nachdem die Bank im Herbst 2016 wegen der immensen Strafforderungen der US-Justiz für faule Immobiliengeschäfte aus der Ära vor der Finanzkrise in eine tiefe Vertrauenskrise gerutscht war.

An der Börse fiel der Kurs allerdings am Donnerstag erst einmal um über drei Prozent. Das könnte man zwar als Korrektur nach den massiven Kursgewinnen nach der ersten Runde der französischen Präsidentschaftswahlen abhaken, aber die Verluste sind auch ein Indikator für die enttäuschten Wachstumshoffnungen einiger Analysten und Investoren. Im wichtigen Handel mit Anleihen und Währungen konnte die Bank zwar um elf Prozent zulegen, die fünf größten US-Investmentbanken schafften allerdings nach Berechnungen der Nachrichtenagentur Bloomberg ein Plus von 24 Prozent.

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Die gute Nachricht nach dem ersten Quartal lautet, die Deutsche Bank verdient wieder Geld, und gar nicht einmal so wenig. Die Erträge haben sich stabilisiert, die Kosten sinken, die Gewinne steigen, vieles bewegt sich in die richtige Richtung.

Aber natürlich gibt es auch eine schlechte Nachricht: Der Weg zurück zu alter Stärke ist noch lang und beschwerlich. Denn Cryan muss zwei sich eigentlich widersprechende Ziele gleichzeitig verfolgen: Die Bank wieder auf Wachstumskurs bringen und im selben Moment die noch lange nicht abgeschlossene Sanierung weiter vorantreiben.

Exemplarisch zeigt sich das Problem an der Wiedereingliederung der bis vor kurzem noch zum Verkauf stehenden Postbank in den Konzern.


Kosten bleiben zu hoch

Wie will man die Postbank-Mitarbeiter nach dem zweiten radikalen Richtungsschwenk innerhalb von zwei Jahren motivieren? Zumal wenn durch die Reintegration noch einmal Tausende von Jobs auf dem Spiel stehen? Das Mammutprojekt der Vereinigung des Privatkundengeschäfts wird aber auch für das Management ein echter Stresstest. Kapazitäten, die fehlen, wenn es darum geht, Wachstumsimpulse zu setzen.

Aber nicht nur bei der Postbank zeigt sich das Dilemma der Frankfurter. Die hohen Kosten sind den Aktionären seit langem ein Dorn im Auge. Im ersten Quartal erzielte die Bank zwar Fortschritte, aber noch immer muss sie 86 Cent ausgeben, um einen Euro einzunehmen, – viel zu viel im Vergleich zur Konkurrenz. Das Problem: Im vergangenen Jahr strich das Geldhaus in der Krise die Boni radikal zusammen.

Cryan weiß, dass er sich das kein zweites Mal leisten kann, wenn er keinen Exodus der Leistungsträger riskieren will. Käme es soweit, wüchse die Gefahr, noch weiter hinter die vor Kraft strotzende US-Konkurrenz zurückzufallen. Auch hier steckt die Bank wieder in der Zwickmühle: Die Kosten müssen runter, die Boni wieder rauf, während die Erträge nach der Vertrauenskrise im Herbst wahrscheinlich nur langsam wieder zurückkehren werden.

Cryan und sein Aufsichtsratschef Paul Achleitner haben mit der gerade abgeschlossenen acht Milliarden Euro schweren Kapitalerhöhung von den Aktionären noch einmal einen Vertrauensvorschuss bekommen. Die Eigentümer wissen, dass sie von dem sich allmählich erholenden Geldhaus keine Wunder erwarten dürfen. Aber sie wollen zumindest stetige Fortschritte sehen.

Diese Erwartungshaltung zu erfüllen, wird für Cryan und seine Kollegen schon schwer genug – das ist die Lehre aus den ersten drei Monaten dieses Jahres.

KONTEXT

Großaktionäre der Deutschen Bank

Platz 7

Goldman Sachs: 2,65 Prozent

(Quelle: Bloomberg)

Platz 6

Bank of America: 2,77 Prozent

Platz 5

Deutsche Bank: 2,92 Prozent

Platz 4

Supreme Universial Holding: 3,05 Prozent

Platz 3

Paramount Services Holding: 3,05 Prozent

Platz 2

HNA: 4,76 Prozent

Platz 1

Blackrock: 6,07 Prozent