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Ein 250-Milliarden-Dollar-Flirt – Munich Re erwägt Verkauf von Vermögenstochter Meag

Die Vermögensverwaltung des Rückversicherers könnte in die USA verkauft werden. Viele halten das für ein eher unwahrscheinliches Szenario.

Gut ein Jahr hat sich Joachim Wenning Zeit gelassen. Seit April vergangenen Jahres führt der 53-Jährige den zweitgrößten Rückversicherer der Welt, Munich Re, ohne dass er massiv in das Steuer des Dax-30-Konzerns eingegriffen hätte. „Unsere Strategie stimmt, jetzt müssen wir sie weiterentwickeln“, gab er im Sommer 2017 als Devise aus.

Doch knapp ein Jahr später macht Wenning nun erstmals deutlich, dass er es bei einem schlichten Weiter-so nicht belassen möchte und durchaus bereit ist, über gravierende Änderungen in der Konzernstruktur nachzudenken.
Der Versicherungsgigant aus München erwägt einem Insider zufolge eine Annäherung seines Vermögensverwalters Meag an den US-Fondsmanager Guggenheim Partners.

Es gebe lose Gespräche, die noch in einem frühen Stadium seien, sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person. Das „Wall Street Journal“ hatte als Erster über Kontakte zwischen den beiden Firmen berichtet.
Eine Neuaufstellung der Vermögensverwaltung würde das Konzerngeflecht des Münchener Rückversicherers deutlich verändern.

Die Meag entstand 1999 durch die Zusammenlegung der verschiedenen Kapitalanlageeinheiten im Konzern. Der Vermögensverwalter betreut heute Kapitalanlagen im Wert von rund 250 Milliarden Euro und ist in Europa, Asien und Nordamerika präsent.

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Informelle Gespräche

Doch intern gilt die Meag als zu klein, um etwa bei großen Infrastrukturprojekten die nötige Schlagkraft zu entwickeln. Zum Vergleich: Die Allianz-Tochter Pimco bringt es auf ein verwaltetes Vermögen von rund 1,77 Billionen US-Dollar.
Munich Re und Meag wollten sich zu den Informationen nicht äußern.

Ein Guggenheim-Sprecher erklärte, man höre sich Vorschläge für Beteiligungen „von Zeit zu Zeit“ an. Die Gespräche zwischen Guggenheim und dem Versicherer seien lediglich informell, hieß es in Branchenkreisen. „Es werden permanent Ideen durchgespielt, das ist normal“, betonte ein Insider. Wenn jemand das Gespräch mit der Munich Re suche, müsse sich das Management diese Vorschläge natürlich anhören, was aber nicht heißen müsse, dass es konkrete Pläne gebe.

Analysten halten eine Partnerschaft mit Guggenheim allerdings durchaus für vielversprechend: „Ein Deal mit dem Vermögensverwalter von Munich Re könnte sinnvoll sein“, glaubt Michael Haid, Analyst der Commerzbank. Es gebe viele Synergien. Die Amerikaner bringen es mit einem verwalteten Vermögen von rund 250 Milliarden Dollar auf eine ähnliche Größenordnung wie der hauseigene Vermögensverwalter der Münchener.

Bleibt die Frage, auf welche Art und Weise aus dem Sommerflirt mehr werden könnte. Ein Verkauf der Meag an Guggenheim, wie er vom „Wall Street Journal“ ins Spiel gebracht wurde, sei unwahrscheinlich, heißt es in Branchenkreisen. Strategisch sei es wenig plausibel, die vor allem als interner Vermögensmanager für den Rückversicherer tätige Tochter abzustoßen und damit den Durchgriff auf die Kapitalanlage zu verlieren. Mit 235 Milliarden Euro managt die Meag 95 Prozent ihres Vermögens für die Konzernmutter.

Realistischer dürfte ein Szenario sein, wonach sich die Münchener für eine Beteiligung an Guggenheim interessieren. So berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg, Guggenheim habe mit großen Versicherern, Staatsfonds und anderen Geldsammelstellen über eine Beteiligung gesprochen.

Schwindende Gewinne

Nach einem durch die ungewöhnlich starke Hurrikan-Saison verhagelten Jahr will Munich Re unter dem neuen Vorstandschef Wenning wieder in die Erfolgsspur zurückfinden. Nach jahrelangem Gewinnschwund versprach der Rückversicherer die Wende: Wenning will das Ergebnis bis 2020 um eine halbe Milliarde Euro steigern. Zielmarke für dieses Jahr sei eine Spanne zwischen 2,1 und 2,5 Milliarden Euro, also im Mittel rund 2,3 Milliarden Euro.

Im Jahr 2020 sollen es 2,8 Milliarden werden, wie Wenning jüngst betonte. Dem Ziel liege „Geschäftssubstanz“ zugrunde, damit sei „kein Griff in irgendeine Schublade verbunden.“
Noch im vergangenen Herbst hatte Wenning sich deutlich vorsichtiger geäußert und lediglich von einer „Stabilisierung“ der Gewinne bei gut zwei Milliarden Euro gesprochen.

Munich Re leidet wie andere Rückversicherer unter zwei Faktoren: Die Niedrigzins-Politik der Europäischen Zentralbank hat die Profitabilität ebenso gedrückt wie jahrelang sinkende Preise in der Rückversicherungsbranche.

Im vergangenen Jahr war der Gewinn der Münchener nach einer Serie von Wirbelstürmen und anderen schweren Naturkatastrophen auf knapp 400 Millionen Euro eingebrochen. Trotzdem schüttete der Konzern rund 2,3 Milliarden Euro über eine stabile Dividende von 8,60 Euro je Aktie aus. Dazu kommen milliardenschwere Aktienrückkäufe. Für Übernahmen wäre dennoch genügend Geld da: „Unsere starke Bilanz erlaubt uns Wachstum aus eigener Kraft und durch Zukäufe“, sagte Wenning noch auf der Hauptversammlung.

Bewegung in der Branche

Für die großen Versicherer, die mit vielen Milliarden Euro hantieren und das Geld ihrer Kunden langfristig anlegen müssen, gehört die Vermögensverwaltung zu den Kernkompetenzen. So verfügt auch der größte deutsche Versicherer Allianz mit der US-Fondsadresse Pimco sowie Allianz Global Investors gleich über zwei Adressen im Haus für die Vermögensverwaltung. Pimco litt jedoch lange unter dem Streit mit Gründer Bill Gross, zieht inzwischen aber wieder frisches Geld von Investoren an.

Auch Europas zweitgrößter Versicherer, Axa, hatte Mitte vergangenen Jahres bei seinem Vermögensverwalter Alliance-Bernstein den Vorstandschef ausgewechselt und einen Börsengang der US-Sparte angekündigt.

Nun sieht es so aus, als wenn auch Munich-Re-Chef Wenning seine Optionen bei der Meag prüft. Die Münchner Rück hatte erst am Mittwoch angekündigt, ihre auf Gruppen-Risikolebensversicherungen spezialisierte Tochter in Großbritannien an den US-Versicherungsriesen AIG zu verkaufen.