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Milliardenverlust im zweiten Quartal: Daimler korrigiert Prognose deutlich nach unten

Der neue Daimler-Chef Ola Källenius schockiert die Aktionäre: Der Autobauer korrigiert nach Rückstellungen und Aufwendungen im Dieselskandal die Prognose.

Der Stuttgarter Autobauer machte im zweiten Quartal ein Minus vor Zinsen und Steuern von 1,6 Milliarden Euro. Foto: dpa
Der Stuttgarter Autobauer machte im zweiten Quartal ein Minus vor Zinsen und Steuern von 1,6 Milliarden Euro. Foto: dpa

Daimler hat am Freitagmorgen die Aktionäre mit einer erneuten Gewinnwarnung überrascht: Der Autobauer erwartet für das laufende Geschäftsjahr einen Gewinn, der „deutlich unter dem Vorjahreswert“ liegt. Das werde einen Rückgang von mehr als 15 Prozent bedeuten. Der Stuttgarter Autobauer wollte die Gewinnwarnung auf Anfrage nicht weiter kommentieren.

Erst vor gut drei Wochen hatte der Konzern bekanntgegeben, dass das operative Ergebnis 2019 nicht wie ursprünglich geplant über dem von 2018, sondern etwa auf demselben Niveau liegen soll. Der Konzern hatte 2018 ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 11,1 Milliarden Euro erzielt.

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Daimler-Aktien brachen zum Handelsstart um 4,5 Prozent ein und drückten auch andere Automobilwerte nach unten. Titel von VW gaben 1,2 Prozent nach, BMW fielen um 1,3 Prozent. Der Dax startete daher trotz positiver Vorgaben der US-Börsen leicht im Minus.

„Eine zweite Warnung in so kurzer Zeit, ist sehr ungewöhnlich und sehr enttäuschend“, sagte Analyst Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler. „Für den neuen Vorstand ist das ein sehr unglücklicher Start, auch wenn er im Grunde nur die Trümmer der Vorgänger aufräumen muss.“

„Die Lage wird immer toxischer für die Stuttgarter, und der Abgasskandal, zieht Daimler immer tiefer in den Abgrund“, sagte Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).
„Besonders sensibel und extrem verärgert reagieren Anleger auf eine Salamitaktik bei schlechten Nachrichten. Automatisch stellt man sich die Frage, was noch alles an Grausamkeiten auf den Tisch kommt.“

Mit Ende der Hauptversammlung am 22. Mai ist mit Ola Källenius nicht nur ein neuer Vorstandschef angetreten, mit Harald Wilhelm ist auch ein neuer Finanzvorstand am Ruder. Wilhelm, der von Airbus zu Daimler wechselte, will offenbar alle schlummernden Risiken gleich offensiv angehen.

„Das große Aufräumen hat begonnen“, sagte Arndt Ellinghorst von ISI Evercore. Das neue Management habe sich offensichtlich dazu entschlossen, alle Dinge auf den Tisch zu bringen, so der Analyst. „Ob das die letzte Gewinnwarnung für dieses Jahr gewesen ist, muss man noch abwarten“. Denn neben den Sonderbelastungen aus Diesel und Airbags laufe auch die Konjunktur schlechter, warnte Ellinghorst.

„Der neue Vorstand nimmt bewusst eine konservative Einschätzung der Risiken vor, um ein belastbares Fundament aufzubauen und sämtliche weitere Risiken zu antizipieren“, ergänzte LBBW-Analyst Frank Biller.

Insbesondere die Aufarbeitung des Dieselskandals belastet Daimler: In den USA laufen immer noch zahlreiche Sammelklagen von Dieselbesitzern gegen den Konzern. Auch die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelt wegen des Verdachts auf Betrug. Daher kann Daimler mit kostspieligen Vergleichen oder Strafzahlungen rechnen.

X-Klasse steht zur Disposition

Die Rückstellungen deuten darauf hin, dass diese Zahlungen bald fällig werden dürften. Insgesamt stellt der Autobauer für die Bewältigung der Dieselaffäre weitere 1,6 Milliarden Euro zurück. Hinzu kommen neue Belastungen durch die vom japanischen Hersteller Takata fehlerhaft gelieferten Airbags. Hier hat sich Daimler erneut zu weiteren Rückrufen entschieden und muss eine weitere Milliarde aufwenden.

Kosten verursacht auch die X-Klasse, ein Pick-up-Modell, das Daimler gemeinsam mit Nissan produziert. Der Markterfolg des Autos steht offenbar in keinem Verhältnis zu den Kosten, Daimler umschreibt den Flop mit einer „Überprüfung und und Priorisierung des Produktportfolios“. Handelsblatt-Informationen zufolge steht die X-Klasse damit zur Disposition. Daimler will diese Informationen nicht kommentieren.

Grund für die Gewinnwarnung ist somit ein Milliardenverlust im zweiten Quartal: Der Stuttgarter Autobauer verbuchte ein operatives Minus von 1,6 Milliarden Euro nach einem Gewinn von 2,6 Milliarden Euro im Vorjahresquartal.

In der Pkw-Sparte Mercedes-Benz Cars rechnen der neue Daimler-Chef Källenius und Finanzchef Wilhelm nun nur noch mit einer operativen Rendite von drei bis fünf Prozent nach bisher sechs bis acht Prozent. Noch tiefer als bisher schon gedacht wird die Van-Sparte für kleine Nutzfahrzeuge in die Verlustzone absacken.

Auch beim für Investoren wichtigen Bargeldzufluss für das Jahr kappte Daimler die Aussichten. Für die schlechteren Aussichten seien auch verspätete Produktanläufe und schlechter als erwartet laufende Automobilmärkte verantwortlich, hieß es im Konzern.

Verkaufszahlen unter Druck

Ebenfalls am Freitag gab Daimler bekannt, dass auch im Juni weniger Fahrzeuge ausgeliefert wurden. Von der Stammmarke Mercedes-Benz setzte der Dax-Konzern weltweit 196.230 Fahrzeuge und damit 3,7 Prozent weniger als im Vorjahresmonat ab. Seit Jahresbeginn hat Mercedes nun knapp 1,2 Millionen Autos ausgeliefert. Das sind 4,7 Prozent weniger als im Vorjahr.

Im wichtigsten Einzelmarkt China stagnierten die Auslieferungen im Juni nahezu. In Europa und Deutschland stand ein deutliches Minus zu Buche, das in der Bundesrepublik mit 6,2 Prozent besonders stark ausfiel. Steil bergab ging es bei der Kleinwagenserie Smart, deren Verkäufe um fast ein Viertel einbrachen.

Bei Daimler lasten Angaben des Unternehmens zufolge noch Modellwechsel auf den Verkaufszahlen, vor allem im besonders volumenstarken Geschäft mit Stadtgeländewagen (SUV). Für das dritte Quartal geht der Konzern aber von Absatzimpulsen durch die neuen SUVs aus, wie Pkw-Vertriebschefin Britta Seeger sagte.

Erzrivale BMW hatte seine Zahlen bereits am Mittwoch vorgelegt und im Gegensatz zu Daimler vor allem dank eines starken Absatzes in China im Juni mehr Fahrzeuge seiner Stammmarke verkauft. Die VW-Tochter Audi profitierte ebenfalls besonders von guten Verkaufszahlen in China.

„Die selbsternannten Premiumhersteller, auch BMW und Audi, haben die größten Probleme mit der Umstellung auf die neuen Zeiten“, sagte Analyst Pieper. „Bei ihnen ist der Margenrückgang dramatisch. Offenbar kann man sich dort besonders schlecht von der alten glorreichen Welt verabschieden. Aber keiner enttäuscht so oft wie Daimler.“

Daimler-Chef Källenius hat das Zepter von Dieter Zetsche übernommen, der den Konzern über 13 Jahre lang geführt hatte. Von Källenius wird erwartet, dass er ein von Zetsche bereits angekündigtes strenges Sparpaket in die Tat umsetzt. Details dazu hat der Schwede bisher nicht vorgelegt. Stellenstreichungen sollen jedoch kein Teil der Pläne sein, verlautete bisher aus dem Unternehmen.

„Dass Zetsche es seinem Nachfolger und damit Källenius überlassen hat, die schlechten Nachrichten und Auswirkungen aus dem Dieselskandal verkünden zu müssen, wirft kein gutes Licht auf Zetsche“, sagte DSW-Hauptgeschäftsführer Tüngler. „Die Hypothek für Källenius aus der Zetsche-Zeit hängt wie ein Betonklotz um seinen Hals.“
Mit Agenturmaterial