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Merck übernimmt Halbleiterzulieferer Versum für 6,5 Milliarden Dollar

Das Werben um den Spezialchemiehersteller hat ein erfolgreiches Ende: Der Chemie- und Pharmakonzern Merck übernimmt den US-Konzern für einen Milliardenbetrag.

Vier Tage nach Aufstockung der Offerte hat sich Merck im Kampf um Versum endgültig durchgesetzt: Der deutsche Konzern hat mit dem amerikanischen Spezialchemiehersteller einen Übernahmevertrag unterzeichnet.

Merck wird danach 53 Dollar je Versum-Aktie zahlen. Der Gesamtpreis inklusive der mit zu erwerbenden Finanzschulden von Versum addiert sich auf 5,8 Milliarden Euro. Ein Erfolg für Merck hatte sich bereits seit Anfang der Woche abgezeichnet, nachdem der Konzern seine Offerte von 48 auf 53 Dollar je Aktie aufgestockt hatte und damit auch das Versum-Management überzeugte.

Versum erklärte daraufhin die Merck-Offerte als überlegen gegenüber der zuvor vereinbarten Fusion mit dem US-Spezialchemiehersteller Entegris. Nachdem Entegris die Konditionen für die Fusion nicht nachbesserte, hat Versum den Zusammenschluss nun auch formal aufgekündigt.

Der Übernahme durch Merck muss formal noch die Versum-Aktionärsversammlung zustimmen, woran es aber wenig Zweifel gibt.

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Dem Darmstädter Konzern gelingt mit dem Deal ein deutlicher Ausbau seines Spezialchemie-Geschäfts unter dem Dach der Konzernsparte Performance Materials. Deren Umsatz dürfte sich mit der Versum-Integration um ein Drittel auf etwa 3,6 Milliarden Euro erhöhen.

„Durch diese Transaktion ist Merck optimal positioniert, um von den langfristigen Wachstumstrends in der Industrie für Elektronikmaterialien zu profitieren“, erklärte Merck-Chef Stefan Oschmann in einer Mitteilung des Konzerns. Das kombinierte Geschäft werde Kunden weltweit führende Innovationen anbieten können.

Versum ist durch Abspaltung aus dem Industriegasehersteller Air Products & Chemicals entstanden und erzielte 2018 mit 2300 Mitarbeitern umgerechnet rund 1,2 Milliarden Euro Umsatz. Das Unternehmen stellt hochreine Prozesschemikalien und Gase für die Halbleiterindustrie her und zeichnete sich in den letzten Jahren durch Umsatz- und Ertragssteigerungen von jeweils mehr als zehn Prozent sowie durch eine Ebitda-Marge von zuletzt rund 33 Prozent aus.

Für die Übernahme dieses relativ wachstumsstarken Geschäfts zahlt Merck einen relativ ansehnlichen Preis. Er entspricht laut Merck dem 13,7-fachen des für 2019 erwarteten Betriebsgewinns vor Abschreibungen (Ebitda) von Versum. Bezieht man die erwarteten Synergien von 75 Millionen Euro aus der Integration von Versum mit ein, errechne sich ein Multiple von nur 11,6. Der Darmstädter Konzern selbst wird aktuell etwa mit dem 12,8-fachen Ebitda bewertet.

Für Merck ist die Transaktion ein wichtiger Schritt, um die schwächelnde Sparte Performance Materials zu stärken. Das in diesem Segment zusammengefasste Geschäft mit Flüssigkristallen, Elektronikchemikalien und Pigmenten wird aktuell vor allem durch schwächere Umsätze und Margen im Bereich Flüssigkristalle gebremst, wo sich eine wachsende Konkurrenz aus China und eine Verlagerung der Display-Technologien in Richtung organischer Leuchtdioden (Oled) bemerkbar macht. Im vergangenen Jahr schrumpften die Erlöse der Sparte um zwei Prozent auf 2,4 Milliarden Euro und der Betriebsgewinn um ein Viertel auf 508 Millionen Euro.

Merck hat sich im Zuge einer Neuausrichtung der Sparte vorgenommen, vor allem das Geschäft mit Spezialchemikalien für die Herstellung von Mikroprozessoren und anderen Elektronikkomponenten zu verstärken. Die Übernahme von Versum passt in diese Strategie. Das bereinigte Ebitda der Sparte Performance Material, glaubt Merck, kann inklusive Versum auf 1,3 Milliarden Euro verbessert werden, gegenüber 800 Millionen Euro im vergangenen Jahr.

Zuletzt hatte sich Merck im Halbleiter-Bereich mit der Übernahme des Spezialchemieherstellers AZ Electronics im Jahr 2014 verstärkt. Durch die Übernahme von Versum dürfte der Konzern seine Präsenz in diesem Segment des Chemiemarktes mehr als verdoppeln, auf etwa 1,8 Milliarden Euro Umsatz. Zugleich wird im Merck-Konzern insgesamt das Gewicht des Chemiegeschäfts gegenüber den beiden anderen Konzernteilen Gesundheit (Arzneimittel) und Life Science (Biotech-Reagenzien und Zubehör), die jeweils gut sechs Milliarden Euro Umsatz erzielen, wieder zunehmen.

Der Darmstädter Konzern bestätigt mit dem Zukauf insofern sowohl seine diversifizierte Struktur als auch seine ungebrochene Bereitschaft zur Expansion durch größere M & A-Transaktionen. Zuletzt verstärkte er sich im Zuge dieser Strategie 2015 durch den 14 Milliarden Dollar teuren Erwerb des US-Unternehmens Sigma Aldrich. Zuvor hatte er neben AZ auch den Biotechzulieferer Millipore und den Pharmahersteller Serono erworben.

Angesichts der dadurch aufgelaufenen Finanzverschuldung von mehr als zehn Milliarden Euro musste Merck nach der Sigma-Aldrich-Übernahme zunächst zwar eine gewisse Akquisitionspause einlegen. Durch den Anfang Dezember vollzogenen Verkauf der Consumer-Health-Sparte für 3,4 Milliarden Euro an Procter & Gamble erlangte der Konzern indess neuen finanziellen Spielraum, den er nun umgehend für den nächsten Zukauf nutzt.

Die Netto-Verschuldung des Merck-Konzerns dürfte mit dem Versum-Deal wieder deutlich steigen, in Richtung zwölf Milliarden Euro, was in etwa dem dreifachen Ebitda entspricht. Allerdings hat der Konzern auch in der Vergangenheit gezeigt, dass er ein solches Niveau managen und relativ zügig wieder zurückführen kann. Auch jetzt bekräftigt er, dass er die Finanzstruktur schnell wieder normalisieren will. Man sei entschlossen, das starke Investment-Grade-Rating beizubehalten.

Rückhalt gibt dabei auch die relativ stetige Aufwärtsentwicklung und wachsende Ertragskraft im Life-Science-Geschäft sowie die Aussicht auf eine neue Wachstumsphase im Pharmabereich. Hier konnte Merck vor wenigen Tagen sein neues Multiple-Sklerose-Medikament Mavenclad durch die US-Zulassung bringen, was im laufenden Jahr einen Zusatzumsatz mit mittleren dreistelligen Millionenbereich bringen könnte. Insgesamt kann der Konzern damit auf überdurchschnittliche Umsatzsteigerungen und deutliche Ergebnisverbesserungen im Pharmabereich hoffen. Auch der zuletzt rückläufige Free-Cashflow dürfte sich damit wieder verbessern und die Finanzkraft stärken.