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Investoren besorgt: Lufthansa wird im Winter 350 Millionen Euro verbrennen

Die Fluggesellschaft wird wieder mehrere Hundert Millionen Euro an Liquidität verlieren. Das Lufthansa-Management gibt sich optimistisch, dabei ist die Planung äußerst kompliziert.

Viele Flugzeuge müssen aufgrund der Pandemie weiterhin am Boden bleiben. Foto: dpa
Viele Flugzeuge müssen aufgrund der Pandemie weiterhin am Boden bleiben. Foto: dpa

Carsten Spohr will erst gar nicht den Eindruck entstehen lassen, dass der Lufthansa schon bald wieder das Geld ausgeht: Die Gruppe verfüge über 10,1 Milliarden Euro an Liquidität. „Das gibt mir Zuversicht für die Monate, die vor uns liegen“, sagte der Lufthansa-Chef am Donnerstagvormittag gleich zu Beginn seiner Präsentation der Zahlen für das dritte Quartal.

Doch so ganz kann er die Skepsis von Analysten und Investoren nicht beiseite wischen. Das zeigt der Blick auf den Aktienkurs. Obwohl die Eckdaten des dritten Quartals schon seit einigen Tagen bekannt sind, reagierte der Kurs auf den detaillierten Quartalsbericht, der am Donnerstagmorgen publiziert wurde. Nachdem die Aktie zunächst stieg, gab sie am Vormittag deutlich nach und rutschte mit fast drei Prozent ins Minus. Erst gegen Mittag erholte sich der Wert wieder.

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Die Unsicherheit der Investoren ist nachvollziehbar. Denn der Quartalsbericht offenbart ein paar Schwächen in der Kalkulation. Vor allem die sogenannte Cashburn-Rate, also die Summe der Mittel, die Lufthansa derzeit operativ verbrennt, bereitet Analysten wie Investoren Kopfschmerzen.

War es dem Management noch im dritten Quartal gelungen, diesen Wert von rund einer halben Milliarde Euro auf rund 200 Millionen Euro zu begrenzen, erwartet die Lufthansa-Spitze für das vierte Quartal wieder eine Geldverbrennung in Höhe von 350 Millionen Euro.

Das führt dazu, dass Daniel Röska von Bernstein Research gleich zu Beginn die Frage aller Fragen stellt: „Wie lange reicht das Geld und, wie sieht es mit Überlegungen aus, weitere Finanzmittel zu bekommen?“ Die Lufthansa hat im Sommer neun Milliarden Euro an Staatshilfen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Belgien bekommen, um eine Insolvenz zu vermeiden.

Doch Spohr wiegelte ab. Weder müssten Notverkäufe eingeleitet werden, noch habe er Sorge wegen kurzfristiger Liquiditätsengpässe: „Wir fühlen uns sicher für das ganze Jahr 2021, nicht nur für den Winter“, betonte der Lufthansa-CEO.

Prognose für 2021 ist kaum möglich

Gleichzeitig weiß auch Spohr, dass konkrete Aussagen, wie es mit der Luftfahrt weitergehen wird, fast unmöglich sind: „Das war noch nie so schwer wie jetzt in der Corona-Pandemie. Keiner weiß, wie lange die Reisewarnungen noch gelten werden.“

Das ist für die Planung der Lufthansa-Spitze durchaus ein Problem. Denn darin ist vorgesehen, dass die Geldverbrennung spätestens im kommenden Jahr enden soll. „Für einen wieder positiven operativen Cashflow brauchen wir aber mindestens eine Kapazität von 50 Prozent des Vorjahres“, sagte Spohr.

Angesichts der Unsicherheit in dieser Prognose fordert Bernstein-Analyst Röska zusätzliche Bemühungen beim Sparen. „Die Gruppe muss mehr tun, um den Geldabfluss zu begrenzen, will man eine neue Mittelaufnahme vor dem kommenden Sommer vermeiden“, so der Experte.

„Wir werden kleiner, weniger komplex und effizienter“, versprach Spohr, räumte aber mit Blick auf die zähen Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern ein, dass das Tempo hier bisher zu niedrig ist. „Die Gespräche gehen langsamer als erwartet, und um ehrlich zu sein, auch viel zu langsam für diese Krise.“ Lufthansa muss nach eigener Aussage rund 27.000 Vollzeitstellen abbauen. Weil der Konzern aber sehr viele Teilzeitbeschäftigte hat, leiten sich daraus über 30.000 Mitarbeiter ab, die zu viel an Bord sind.

Bisher haben rund 14.000 der 138.000 Mitarbeiter das Unternehmen verlassen, was auf der Personalkostenseite Einsparungen von rund 900 Millionen Euro pro Jahr bedeutet. Doch die meisten Abgänge gab es im Ausland, in Deutschland ist man erst am Anfang. Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern über den Abbau von 2800 Mitarbeitern beim Bodenpersonal der Lufthansa AG und 1100 Pilotenjobs bei der deutschen Kernmarke Lufthansa laufen.

Gleichzeitig wird mit Gewerkschaften über einen Verzicht aller Mitarbeiter verhandelt. Mit Verdi haben die Gespräche dazu nach einer längeren Pause gerade wieder begonnen. Die Pilotengewerkschaft VC wiederum tut sich schwer damit, einen dauerhaften Verzicht festzuschreiben, will das nur temporär für den Zeitraum der Krise akzeptieren.

Die Zeit drängt, denn die Verluste addieren sich. Daran wird sich so schnell kaum etwas ändern. Die Zahl der Corona-Neuinfektionen steigt weltweit rasant. Ständig werden neue Reisewarnungen ausgesprochen. „Märkte wie die USA scheinen sich vorerst nicht zu öffnen“, sagte Spohr.

Sehr geringe Auslastung

Damit fehlen gerade den Premiumairlines Lufthansa, Swiss und AUA die wichtigen und lukrativen Langstrecken. Und selbst wenn diese Flüge irgendwann wieder angeboten werden können, ist die Frage, ob die Premiumkunden schnell wieder buchen werden. „Unsere Firmenkunden sind bis jetzt noch nicht zurückgekehrt“, so Spohr.

Die Folge: Im dritten Quartal – neben dem Sommer das traditionell stärkste in der Branche – beförderte der Konzern nur 8,9 Millionen Fluggäste. Das sind nur rund 20 Prozent des Vorjahreswerts. Die Jets, die abhoben, waren zudem nur zu gut der Hälfte ausgelastet. Für den Winter plant Lufthansa nur mit einer Kapazität von maximal 25 Prozent. „Wir führen nur Flüge durch, die cash-positiv sind“, so Spohr.

Bleiben als Hoffnungswert der Europaverkehr sowie die Fracht, die in der Krise eine der wenigen Erlösquellen der Lufthansa-Gruppe ist. Teilweise seien Passagierjets ohne einen einzigen Fluggast unterwegs, so Spohr. Über die Fracht in den Bäuchen rechne sich das aber. Deshalb konnte die Tochter Lufthansa Cargo in den ersten neun Monaten einen Gewinn von 446 Millionen Euro Gewinn erzielen.

Doch das reicht nicht, um das Minus an anderer Stelle auszugleichen. So schrieb das Unternehmen in der Zeit von Juli bis September einen Verlust von zwei Milliarden Euro. Ein Jahr zuvor hatte noch ein Gewinn von 1,15 Milliarden Euro in den Büchern gestanden. Der Umsatz sackte um 74 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro in den Keller. Seit Januar hat Lufthansa damit Verluste von insgesamt 5,6 Milliarden Euro angehäuft.