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Großaktionär Thiele will mehr Einfluss bei der Lufthansa

Fast wäre die Lufthansa-Rettung wegen Thiele geplatzt. Auf eine Dividende hofft der Großaktionär demnächst nicht. Stattdessen fordert er Mitsprache.

Der Großaktionär hätte beinahe die Lufthansa-Rettung durch den Staat platzen lassen. Foto: dpa
Der Großaktionär hätte beinahe die Lufthansa-Rettung durch den Staat platzen lassen. Foto: dpa

Tagelang hat Heinz Hermann Thiele Management, Beschäftigte und Politik in Aufregung versetzt – um dem Rettungspaket für die Lufthansa am Ende doch zuzustimmen. Thiele, der Unnachgiebige, schreckte vor der Pleite zurück. „In einer Insolvenz wäre die Situation sehr komplex geworden. Das wäre für die Beschäftigten eine Katastrophe gewesen“, begründet er im Gespräch mit dem Handelsblatt sein Einlenken auf der Hauptversammlung.

Es ist eine Zustimmung mit Zähneknirschen. Thiele konnte den Staatseinstieg nicht verhindern. Mit den Konditionen der Rettung hadert er. „Die Zinsen sind meiner Meinung nach zu hoch“, sagt er mit Blick auf die Milliardenhilfen des Bundes.

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Selbst in normalen Jahren könne die Lufthansa die Kredite, die mit vier bis neun Prozent bedient werden müssen, kaum aus dem Cashflow stemmen. „Und solange die Kredite getilgt werden müssen, bleibt der Bund mit seinem Anteil im Unternehmen. Meiner Meinung nach wird das viel länger als drei Jahre dauern“, sagt Thiele. Er rechnet mit fünf bis sechs Jahren.

Dennoch will der „loyale Lufthansa-Kunde“ Thiele weiter als Großinvestor an Bord bleiben. Allerdings könne niemand sagen, auf welches Niveau sich die Luftfahrt mittelfristig einstellen müsse. „Dies wird aber substanziell deutlich unter dem liegen, was wir in den vergangenen Jahren erlebt haben.“

Thiele fordert entsprechende Einschnitte. Es müssten auch Beteiligungen von Tochtergesellschaften auf den Prüfstand, beispielsweise die Lufthansa Technik oder das Catering-Geschäft. „Aber ich bin sehr zuversichtlich, dass die Lufthansa nach der Krise wieder als stärkste Airline in Europa dastehen wird“, sagt der 79-Jährige. „Als Marke hat sie weltweit eine Strahlkraft fast wie Mercedes.“

Mit seinem Aktienanteil von 15 Prozent fühlt er sich „derzeit wohl“, ein späteres Aufstocken schließt er nicht aus. „Ich will ein stabiler Ankeraktionär sein und diese Rolle aktiv annehmen“, sagt Thiele.

Für ihn sei das Investment ein hohes Risiko, Dividenden für seine Anteile darf er in den kommenden Jahren nicht erwarten. Dafür will er Einfluss: „Ich werde sicherlich versuchen, meine Position im Unternehmen zu stärken, auch im Aufsichtsrat.“ Ob er selber in das Kontrollgremium geht, lässt er offen.

So skeptisch Thiele gegenüber dem staatlichen Rettungspaket auch ist, das Management genießt sein Vertrauen. „Ich kenne Carsten Spohr sehr lange und habe ihn zu verschiedenen Gelegenheiten getroffen. Ich schätze ihn. Er hat mit seinem Team schon viele Krisen gemeistert – denken Sie nur an die vielen Streiks. Er ist in der Lage, mit seinen Kollegen auch diese schwere Aufgabe zu lösen“, sagt Thiele über den Lufthansa-Chef.

Thiele will auch bei Knorr wieder mitmischen

Das ist ein nicht selbstverständliches Kompliment. Thiele, der auch 65 Prozent der Anteile an Knorr-Bremse und gut 50 Prozent an Vossloh hält, gilt als harter und bisweilen unnachsichtiger Kontrolleur. Das betrifft insbesondere Knorr-Bremse, sein Lebenswerk.

Thiele hatte den Zulieferer Ende der 1980er-Jahre auf Kredit übernommen und zum Weltmarktführer für Lkws und Zugbremsen ausgebaut. Vorstand und Aufsichtsrat hat er über die Jahre verlassen, doch seine Nachfolger haben es schwer im Unternehmen. Erst verließ Sohn Henrik Knorr-Bremse, dann im Frühjahr 2019, nach einem sehr erfolgreichen Börsengang, auch Vorstandschef Klaus Deller.

Dellers Nachfolger ist seit Januar Bernd Eulitz. Der ehemalige Linde-Manager ist branchenfremd und kämpft mit den Einbrüchen der Coronakrise. Thiele hat ganz offenbar das Gefühl, wieder eingreifen zu müssen. Auf der Hauptversammlung von Knorr-Bremse am Dienstag will er sich als einfaches Mitglied wieder in den Aufsichtsrat wählen lassen.

An seiner Seite wird Ex-Airbus-Chef und Lufthansa-Kontrolleur Tom Enders in das Gremium einziehen. Im Unternehmen ist die Botschaft klar: Der Aufsichtsrat wird deutlich fordernder.

Mehr: Die Lufthansa kann mit Staatshilfe weiterfliegen: Die Aktionäre haben auf einer außerordentlichen Hauptversammlung grünes Licht für das milliardenschwere Rettungspaket gegeben.