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Die Luft am Aktienmarkt wird dünner

Es war eine Überraschung, die viele Investoren auf dem falschen Fuß erwischte: Wegen heftiger Rabattschlachten auf vielen Automärkten der Welt senkte der Hersteller BMW am Dienstag seine Gewinn- und Umsatzprognose für das laufende Jahr deutlich. Die Börse reagierte darauf ebenso schnell wie unwirsch.

Der schwächere Ausblick setzte die Aktien des Autobauers kräftig unter Druck. Die Papiere sackten zeitweise bis auf 78,59 Euro ab und damit auf den tiefsten Stand seit Juli.

Wie BMW erging es zuletzt auch einer ganzen Reihe anderer deutscher Firmen. Nur kurz zuvor hatten auch der Elektronikhändler Ceconomy sowie der Online-Modehändler Zalando ihre Prognosen kassiert – und ihre Aktien damit auf Talfahrt geschickt.

In Deutschlands erster Börsenliga häufen sich inzwischen besorgniserregende Geschäftszahlen. So weisen 19 von 30 Dax-Unternehmen bei ihren zuletzt vorgelegten Zwischenbilanzen ein niedrigeres bereinigtes Ergebnis aus dem laufenden Betrieb (Ebit) aus als im Vorjahresquartal.

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Der kumulierte Gewinn der Dax-Konzerne verzeichnete sogar ein deutliches Minus, nachdem er im ersten Quartal noch auf ein neues Rekordniveau geklettert war: Der operative Gewinn sank um elf Prozent von 37,2 auf 33,2 Milliarden Euro, wie aus Daten der Prüfungs- und Beratungsfirma EY hervorgeht.

Die Gewinnrevisionen sind nicht nur ein Ärgernis für viele Anleger. Sie sind auch ein Warnzeichen für die weitere Perspektive der deutschen Standardtitel. Denn enttäuschende Unternehmenszahlen nehmen branchenübergreifend zu. Dadurch wird die Luft am deutschen Aktienmarkt jedoch immer dünner. Noch sind viele deutsche Firmen zwar niedriger bewertet als ihre Pendants an der Wall Street – aber der Abstand schmilzt.

Denn auch Optimisten räumen inzwischen ein, dass sich mit den enttäuschenden Geschäftsentwicklungen die Aussicht darauf eintrübt, dass auch der deutsche Aktienmarkt im laufenden Börsenzyklus wie die US-Börsen noch einmal neue Rekordstände erklimmen wird.

Fundamental sind die hiesigen Standardaktien zwar deutlich günstiger bewertet als ihre Pendants aus den USA. So werden die 30 Dividendenpapiere aus dem Dax im Schnitt mit dem 14,5-Fachen des aktuellen Jahresertrags der Unternehmen gehandelt. In den USA dagegen liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis um fast die Hälfte höher bei über 21.

Dennoch verfügen die hiesigen Bluechips nach Einschätzung von Experten kaum über Nachholpotenzial: „Durch die Korrektur der vergangenen Monate haben deutsche Standardwerte inzwischen ein faires Niveau erreicht“, meint etwa Helaba-Analyst Markus Reinwand. Mehr aber auch nicht.

Handelskrieg führt zu Einbußen

Selbst auf Sicht von zwölf Monaten trauen Banken dem Dax im Schnitt keine sechs Prozent Kurspotenzial zu. Sie rechnen damit, dass der Leitindex auch im Herbst kommenden Jahres noch deutlich unter seinem bisherigen Rekordhoch von 13.559 Punkten notieren wird – bei etwa 13.100 Zählern.

Als maßgeblicher Grund für die oft miesen Geschäftszahlen, die bei Anlegern für lange Gesichter sorgen, gelten nicht nur Einmaleffekte wie ungünstige Wetterbedingungen oder Währungseffekte. Schwerer wiegen laut Mathieu Meyer, Mitglied der Geschäftsführung bei EY, vor allem die grundsätzlichen Verschiebungen der Rahmenbedingungen in der Weltwirtschaft. Im Klartext: „Der Handelskrieg zwischen den USA und China führt inzwischen zu spürbaren Einbußen auch für deutsche Unternehmen“, konstatiert der Profi.

Diese negative Tendenz dürfte sich fortsetzen, wie aus dem Ifo-Frühindikator für die deutsche Konjunktur hervorgeht. Das richtungweisende Wirtschaftsbarometer hat sich wegen der von Donald Trump angezettelten Handelskonflikte jüngst erneut eingetrübt. Führungskräfte beurteilen demnach ihre Geschäftslage schlechter, die Aussichten für die kommenden sechs Monate ebenfalls.

In Deutschland sei bereits ein merklicher Rückgang der Auftragseingänge festzustellen, gibt Daniel Schär, Analyst bei der Weberbank zu bedenken. „Vor allem aus dem nichteuropäischen Ausland, speziell aus China, wurden deutlich weniger deutsche Industriegüter geordert“, sagt der Fachmann.

Und damit nicht genug: Die schwelenden internationalen Handelskonflikte könnten demnächst selbst die unerschütterlich wirkende, seit März 2009 laufende längste Hausse aller Zeiten an der Wall Street stoppen. Das würde für zusätzlichen Gegenwind an den hiesigen Aktien sorgen. „Denn in der Vergangenheit hat sich der deutsche Markt in der Regel nicht dauerhaft von einer Schwächephase bei Dow Jones und Co. abgekoppelt“, warnt Helaba-Mann Reinwand.

OECD senkt Konjunkturprognose für Deutschland

Bisher haben die Akteure an der Wall Street die jüngste Runde im Zollstreit zwar ignoriert: Obwohl Trump Anfang vergangener Woche weitere Waren aus China mit zusätzlichen Importzöllen überzog, kletterten die Kurse zunächst weiter. Doch immer mehr Experten warnen, dass Aktionären ein böses Erwachen bevorsteht, falls die Protektionismus-Spirale nicht bald gestoppt wird. So haben sich jüngst die Strategen von Goldman Sachs in die Riege der Pessimisten eingereiht, zu denen bereits andere US-Großbanken wie etwa JP Morgan gehören.

Ein weiteres Alarmzeichen: Erst vor Kurzem hat die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) wegen der schwelenden Handelskonflikte ihre Konjunkturprognose für Deutschland erneut gesenkt. Sie rechnet nur noch damit, dass die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr um 1,9 Prozent zulegt. Anfang des Jahres hatten die Experten noch auf ein Plus von 2,4 Prozent gesetzt.

Das dämpft maßgeblich die Gewinnschätzungen der Analysten: Während die Profis Anfang des Jahres bei den Dax-Unternehmen im Schnitt noch mit Wachstumsraten zwischen 11 und 16 Prozent rechneten, haben sich diese Prognosen teils halbiert.
Und sollte der weltweite Wirtschaftsaufschwung wegen einer Verschärfung der Zollkonflikte sogar irgendwann zum Erliegen kommen, hätte das vor allem für die exportstarken Dax-Titel deutliche Folgen.

Goldman-Chefstratege David Kostin rechnet damit, dass die Rally am weltweit richtungweisenden US-Aktienmarkt in einen Bärenmarkt mündet, falls Trump – wie ursprünglich in Erwägung gezogen – sämtliche Importe aus China mit zusätzlichen Zöllen belegt. Das bedeutet: Um mindestens 20 Prozent würden US-Aktien dann einbrechen – und dürften damit Dax und Co. trotz niedrigerer Bewertungen mit in die Tiefe reißen.

So signalisiert für die USA, der weltweit taktgebenden Volkswirtschaft, einer der verlässlichsten Rezessionsindikatoren bereits jetzt deutlich erhöhte Abschwungrisiken: die schwindende Renditedifferenz zwischen US-Staatsanleihen mit einer Restlaufzeit von zehn Jahren und Treasuries, die schon in zwei Jahren fällig werden.

Setzt sich der Trend fort, droht eine sogenannte „inverse Zinsstruktur“, also höhere Zinsen am „kurzen“ als am „langen“ Ende. In der Vergangenheit folgte in solch einem Fall stets eine Rezession – mit entsprechenden Auswirkungen auf die globalen Aktienmärkte.