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Leoni will die Kabelsparte abspalten

Durch eine Abspaltung würde sich der Autozulieferer von etwa 40 Prozent seiner Umsätze trennen. Laut Leoni-Chef Kamper nimmt der „konjunkturelle Gegenwind“ zu.

Leoni-Chef Aldo Kamper weiß, wie weitreichend die Entscheidung ist. Der Autozulieferer will seine Kabelsparte abspalten und so seine Wurzeln kappen. „Das ist ein bedeutsamer Schritt, strategisch und historisch. Die Kabelsparte ist die Wiege der Firma“, sagte Kamper dem Handelsblatt. Doch gebe es wenig Synergien mit den Bordnetzen, dem künftigen Kerngeschäft von Leoni. „Wir tun beiden Bereichen keinen Gefallen, wenn wir sie zusammenlassen.“

So eine Aufspaltung kennt Kamper aus seiner Zeit bei Osram. Der Lichtkonzern, bei dem Kamper die Chipsparte OS führte, hatte sich vom traditionellen Glühbirnengeschäft getrennt – und damit von 40 Prozent der Umsätze. Ähnlich hoch ist der Geschäftsanteil der Kabelproduktion für Auto und Industrie bei Leoni. Im vergangenen Jahr erzielte die Division „Wire & Cable Solutions“ Erlöse in Höhe von 1,9 Milliarden Euro. Der Gesamtkonzern kam auf 5,1 Milliarden Euro.

Mit dem radikalen Umbau steht Leoni nicht allein da. Die Autozuliefererbranche steht derzeit enorm unter Druck. Nach Jahren des Wachstums schwächelt die Autokonjunktur weltweit. Gleichzeitig muss der Wandel vom Verbrennungsmotor zur Elektromobilität bewältigt werden.

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Der Trend geht – nicht nur bei den Zulieferern – zu sogenannten Pure Plays, also fokussierten Spezialisten. Continental zum Beispiel entwickelt sich in Richtung einer Holding und will die Antriebstechnik an die Börse bringen.

Bei Leoni kamen hausgemachte Probleme hinzu. Der Konzern war zu schnell gewachsen, der Anlauf eines neuen Werks in Mexiko misslang. Kamper, der im Herbst angetreten ist, verkündete ein Restrukturierungsprogramm. Auch wegen der Kosten dafür machte Leoni im ersten Quartal Verluste.

Die Abspaltung der Kabelsparte soll nun ein Befreiungsschlag werden. Die Geschäftsbereiche sind sehr unterschiedlich: Die Bordnetze für Autos werden in sehr aufwendiger Handarbeit gefertigt. Dagegen ist die Kabelproduktion hochautomatisiert, hier arbeiten nur 9000 der 95.000 Leoni-Beschäftigten.

Kamper glaubt nicht, dass sich Leoni mit dem Schritt marginalisiert – also in kleinerer Form zum Beispiel selbst zum Übernahmekandidaten werden könnte. „Auch in Zukunft werden beide Bereiche in ihren Sparten groß und relevant genug sein, um eigenständig bestehen zu können und sie bekommen die Möglichkeit, sich schneller zu entwickeln.“

Die Aufspaltung sei die Chance, die Kabel „ins Sonnenlicht zu rücken“. In der Branche sind laut Industriekreisen Bewertungen vom sechs- bis achtfachen des operativen Ergebnisses üblich. Leoni wird etwa mit dem fünf- bis sechsfachen bewertet. Es besteht also die Hoffnung, dass so Werte gehoben werden.

Einen Börsengang kann sich Kamper zum Beispiel auch in der Schweiz vorstellen. Dort gebe es den passenden Marktplatz für kleinere Unternehmen. Auch ein Verkauf sei möglich. Noch unklar ist, ob sich Leoni von allen Anteilen trennen will.

Die Analysten von JP Morgan erklärten, die Aufspaltung könne die Transparenz erhöhen. Marc-Rene Tonn von Warburg Research erklärte, ein Verkauf der Kabelsparte könne zwar die finanzielle Lage des angeschlagenen Autozulieferers stärken. Andererseits gehe aber auch ein stabilisierender Faktor für die Geschäftseinwicklung verloren. Nach einem kurzzeitigen Anstieg reagierte die Börse denn auch skeptisch, am Nachmittag lag die Leoni-Aktie leicht im Minus bei 13,50 Euro.

Mit dem Sparprogramm, das die Kosten bis 2022 um 500 Millionen Euro drücken soll, kommt Leoni laut Kamper gut voran. Allerdings ist das Umfeld weiter schwierig. „Der konjunkturelle Gegenwind nimmt eher zu als ab“, sagte der Vorstandschef. Wenn die Nachfrage sinke, müsse man gegebenenfalls „Anpassungen auch bei den Produktionskapazitäten vollziehen“. Strukturell sei das Restrukturierungsprogramm aber weiter passend.