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Das krisenfeste Depot – Zehn Aktien, die sich jetzt noch lohnen

  • Für das Wochenendspezial hat das Handelsblatt nach Aktien gesucht, die in jeder Börsenlage empfehlenswert sind.

  • Die Analyse basiert auf Vergangenheitsdaten, die zeigen, dass Unternehmen im Boom und in der Krise erfolgreich waren. Zehn Aktien werden hier vorgestellt.

  • Johnson & Johnson sowie SAP oder Henkel sind Beispiele für Aktien, die Anleger bei jedem Börsenklima kaufen können.

Technologieaktien hatte der Börsenaltmeister Warren Buffett stets gemieden. Sie seien ihm zu teuer, und er verstehe das Geschäftsmodell nicht, lautete seine immer gleichlautende Begründung. In diesem Frühjahr wurde der 88-Jährige seiner Linie untreu. „Ich war ein Idiot, weil ich nicht gekauft habe“, sagte Buffett im Mai dem amerikanischen Sender CNBC. Er meinte die Aktie von Amazon. Fortan kauft Buffett und kauft.

Inzwischen hält seine Holding Berkshire Hathaway 483.300 Millionen Amazon-Anteilsscheine im Wert von 900 Millionen Dollar. Dabei ist Amazon nicht nur eine Technologieaktie. Sondern auch ein Unternehmen, das gemessen an seinem jährlichen Nettogewinn extrem hoch bewertet und damit teuer ist. Buffett kauft trotzdem, weil er an weitere Kursgewinne glaubt.

Weniger Zuversicht strahlt Robert Shiller aus. Der Nobelpreisträger warnte kurz nach dem Jahreswechsel am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos vor dem Risiko eines lange anhaltenden Bärenmarkts – also einer Phase großer Kursverluste an den Aktienbörsen: „Ich bin mir meiner Fähigkeiten der Kursvoraussage nicht sicher, aber ich denke, es ist ein großes Risiko vorhanden.“

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Zwei Experten, zwei Meinungen. Wer dem Rat des pessimistischen Wirtschaftswissenschaftlers Shiller folgte und seine Aktien verkaufte, hat seitdem viel Rendite verpasst. In Amerika, Europa und weiten Teilen Asiens legten die wichtigen Börsenindizes seit Jahresbeginn zweistellig zu.

Der Dax schaffte 15 Prozent plus. Aber setzt sich der 2019 so kraftvoll begonnene Börsenaufschwung fort, oder stagnieren die Kurse in der zweiten Jahreshälfte? Kommt es womöglich sogar zum Crash? Anders gesagt: Sollten es die Anleger eher mit Shiller halten oder mit Buffett?

Aktien für jedes Börsenklima

Auch das Handelsblatt weiß die Antwort auf diese Fragen nicht – und hat deshalb gemeinsam mit seinem Research Institute nach Aktien gesucht, die in jeder Börsenlage empfehlenswert sind.

Gesucht wurden Unternehmen, die in der Vergangenheit vieles gleichzeitig geschafft haben: im Boom wie in der vorangegangenen weltweiten Finanz- und Konjunkturkrise kraftvoll zu wachsen, die Gewinne zu mehren, trotzdem immer mehr Geld in die eigene Zukunft zu investieren und gleichzeitig die Dividenden stetig zu erhöhen – so dass die Aktionäre satte Renditen einstreichen konnten.

Anhand dieses Kriterienkatalogs wurden die zehn Aktien, die wir Ihnen auf den kommenden Seiten vorstellen, aus der Masse der börsennotierten Unternehmen in den Industriestaaten herausgefiltert.

Aktien aus Schwellenländern und auch aus China fanden keinen Eingang in die Bewertung, weil die Aktienmärkte dort vergleichsweise volatil und intransparent sind. Wer als Privatanleger in diese Regionen investieren will, ist mit breit anlegenden Investmentfonds besser beraten. Sie streuen das Risiko über eine größere Anzahl von Unternehmen, als dies mit Einzelaktien möglich wäre.

In den Industriestaaten hingegen kann es sich in der derzeitigen Börsensituation durchaus lohnen, auf die richtigen Einzeltitel zu setzen, anstatt mit einem Indexfonds auf die Entwicklung der Gesamtbörse zu wetten.

Denn vieles deutet darauf hin, dass die Aussicht auf Kurszuwächse auf breiter Front zumindest schwinden. Die Konjunktur kühlt sich ab, nach fast zehn Jahren Boom in den USA und ordentlicher Entwicklung in Europa. Darüber hinaus verunsichert der weltweite Handelskonflikt die Unternehmen, die sich in der Folge mit Investitionen und Neuaufträgen zurückhalten.

Erst in den vergangenen Tagen hat die Weltbank ihre Wachstumsprognose für die Weltwirtschaft für das laufende Jahr um einen ganzen Prozentpunkt auf 2,6 Prozent gesenkt. Eine derart starke Herabstufung gab es seit zehn Jahren nicht mehr.

Hauptgrund für den Konjunkturpessimismus der Weltbank: Ausgerechnet in China, dem größten Boomland der vergangenen zwei Jahrzehnte, schwächelt die Wirtschaft stärker als in früheren Delle-Phasen. Der weltgrößte Smartphone-Hersteller Samsung und auch die großen deutschen Autobauer warnten unlängst von einem Abschwung in China.

Zeitgleich endet in den USA die von Präsident Donald Trump angefachte Sonderkonjunktur. Massive Steuersenkungen ließen 2018 bei den US-Unternehmen die Gewinne kräftig steigen. Der Grund ist trivial: Die Konzerne verglichen sich mit dem jeweiligen Vorjahreszeitraum, als sie noch mehr Steuern zahlen mussten.

Dieser Effekt ist nun ausgelaufen. Das drückt die Kurse. „Die Unternehmensteuerreform hat nur zu einem starken Anstieg der Aktienrückkäufe geführt, nicht aber zu zusätzlichen Investitionen“, warnt Deutsche-Bank-Chefanlagestratege Ulrich Stephan.

Besonders betroffen von den Zöllen, Gegenzöllen und Gegenzolldrohungen aus dem Handelskonflikt zwischen den USA einerseits und China und Europa andererseits sind die vielen exportstarken deutschen Konzerne. Beispielsweise BMW und Daimler, wenn sie ihre in den amerikanischen Großwerken Spartanburg und Tuscaloosa produzierten Limousinen nach China ausführen und dort verkaufen wollen.

Der schwächere globale Handel mit fallenden Weltmarktpreisen drückt die Umsätze und Gewinne. Monat für Monat beurteilen derzeit die rund 9.000 vom Münchener Forschungsinstitut Ifo befragten Firmen ihre Lage und Erwartungen schlechter. Der Ifo-Index, das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer, fällt deshalb immer tiefer.

Düster erscheinen die Aussichten für Konjunktur und Börse auch aus dem Blickwinkel der Anleihemärkte. Wer heute dem amerikanischen Staat Geld für zehn Jahre leiht, erhält dafür 2,1 Prozent Zinsen. Das ist weniger, als es für Staatsanleihen mit deutlich kürzerer Laufzeit von drei Monaten gibt.

Immer dann, wenn es in den vergangenen Jahrzehnten für langfristig verliehenes Geld weniger Zinsen als für kurzfristige Darlehen gab, rutschte die Konjunktur alsbald in eine Rezession. Zuletzt zeigte sich diese Konstellation 2007: Dem Wirtschafts- und Immobilienboom folgte nur ein Jahr später die Finanzkrise.

Verkaufen ist keine Lösung

Also anschnallen für den Crash, Aktien verkaufen und das Geld in Sicherheit bringen? Nein, denn trotz aller Risiken und berechtigten Skepsis ist der Ausblick für die Börsen keineswegs eindeutig negativ. Wie schon so oft haben die Finanzmärkte auch diesmal viele Zukunftserwartungen vorweggenommen. Die 30 deutschen Konzerne aus dem Dax fuhren 2018 mit 87 Milliarden Euro Nettogewinn im abgelaufenen Geschäftsjahr ihr zweitbestes Ergebnis in der Geschichte ein.

Dennoch setzte die Börse in der zweiten Jahreshälfte 2018 voll auf Abschwung und Rezession. Fällt diese Eintrübung nun 2019 etwas weniger stark aus als gedacht oder bleibt sie ganz aus, dann wird die im Januar gestartete und seit Mai bislang nur unterbrochene Aktienrally schon bald wieder an Fahrt aufnehmen.

Jeder Anleger steht also vor einem Dilemma: Die Gefahr, in Erwartung einer möglichen Krise zu früh auszusteigen und dabei Gewinne zu verpassen, ist mindestens genauso groß wie die eines zu späten Ausstiegs. „Im reifen Bullenmarkt sorgen hohe Schwankungsbreiten typischerweise dafür, dass Anleger emotionale Fehlentscheidungen treffen und die Märkte vorschnell verlassen“, warnt Thomas Grüner, Chefanleger der Vermögensverwaltung Grüner Fisher Investments.

Gegen einen raschen und totalen Abschied von der Börse spricht die abrupte Kehrtwende der großen Notenbanken. Ob in Europa oder in den USA: Die Zinsen bleiben bis auf Weiteres niedrig und werden anders als noch bis zum Jahreswechsel gedacht 2019 eher sinken als steigen.

Die Sorge vieler Börsianer, dass die lange Phase der Nullzinspolitik zu Ende geht und deshalb Anleihen gegenüber Aktien wieder attraktiver werden, ist seit diesem Frühjahr verflogen. Es bleibt wie in den vergangenen Jahren: Für die meisten Bundesanleihen müssen Anleger Strafzinsen bezahlen, selbst für solide Unternehmensanleihen gibt es nur ein bis zwei Prozent.

Sich von der Börse zu verabschieden, weil der Crash irgendwann kommen könnte, gleicht in dieser Situation einer sicheren Geldvernichtung. Die DZ Bank hat errechnet: Seit vor einem Jahrzehnt die Zinsen in Richtung null sanken, summieren sich die Zinseinbußen der privaten deutschen Haushalte bei Einlagen, Rentenpapieren und Versicherungen nach Abzug der Inflation auf inzwischen 648 Milliarden Euro.

Mittlerweile kommt diese Botschaft in den Köpfen der deutschen Privatanleger an. Nach Ermittlungen des Deutschen Aktieninstituts ist die Zahl der Aktionäre 2018 um ein paar Hunderttausend auf 10,3 Millionen gestiegen.

Das waren so viele wie zuletzt 2007, dem Boomjahr kurz vor Ausbruch der Finanz-, Konjunktur- und Börsenkrise. „Wir freuen uns, dass sich das Interesse an der Aktien- und Aktienfondsanlage spürbar verfestigt hat“, sagt Christine Bortenlänger, Vorständin des DAI, der Interessenvereinigung der börsennotierten deutschen Unternehmen.

Also rein in die Aktie? Auch dieser pauschale Rat ist gefährlich. So unterschiedlich wie die beiden allseits anerkannten Strategen Buffett und Shiller derzeit die Lage an den Börsen beurteilen, genauso weit laufen auch die Einschätzungen der Bankhäuser auseinander.

„Die Luft für weitere Kursgewinne wird zunehmend dünner“, urteilt etwa Carsten Klude, leitender Anlagestratege bei der Privatbank M. M. Warburg. Nach Ansicht der Société Générale wird vor allem die zweite Jahreshälfte schwierig. Die Kollegen der Helaba meinen hingegen, dass sich die positiven Erwartungen der Märkte in der zweiten Jahreshälfte auch in tatsächlich besseren Konjunkturdaten niederschlagen werden.

Solch unterschiedliche Einschätzungen zeigen eigentlich nur eines: Jedes Argument hat etwas für sich, doch die daraus abgeleitete sichere Prognose gibt es nicht. Und damit auch nicht den besten Einstiegszeitpunkt an der Börse.

Im Dax gibt es wenige Zukunftswerte

Das Handelsblatt hat deshalb nach Aktien von Unternehmen gesucht, die in vergangenen Boom- und Krisenzeiten gleichermaßen gewachsen sind und vor allem Standfestigkeit bewiesen haben. Weite Teile des Dax, das wurde bei der Analyse schnell klar, gehören nicht in diese Kategorie.

Im Index der 30 wichtigsten deutschen Börsenkonzerne ist inzwischen mehr Vergangenheit gelistet als Zukunft: Traditionsbetriebe wie Thyssen-Krupp oder die Deutsche Bank, die das Kapital ihrer Anteilseigner über viele Jahre hinweg vernichtet haben.

Autobauer wie BMW, Daimler oder Volkswagen, die zu lange an Diesel, überschweren Karosserien, Geschwindigkeitsrausch und damit hoher Schadstoffbelastung festgehalten haben – und jetzt den Herausforderungen einer stärker auf Klimaschutz setzenden Gesellschaft hinterherlaufen. Energieversorger wie Eon oder RWE, die jahrelang als Dividendenkönige galten – und bei denen inzwischen klar ist: Die hohen Ausschüttungen von gestern gingen auf Kosten der Investitionen für morgen.

Häufig wurden solche Aktien mit hoher Dividendenrendite in der Vergangenheit als Ausweg aus der Niedrigzinsfalle empfohlen. „Die Dividende ist der neue Zins“, lautete das entsprechende Schlagwort. Daran ist im Prinzip auch nichts falsch. Doch eine hohe Dividendenrendite muss nicht zwingend ein Zeichen der Stärke sein.

Sie ist definiert als der Quotient zwischen Dividende pro Aktie und Preis pro Aktie. Wenn die untere Zahl in diesem Bruch sinkt, also der Aktienkurs, steigt automatisch die Rendite. Das kann auf eine systematische Unterbewertung der Aktie hinweisen – Buffett hat jahrelang systematisch nach solchen Schnäppchenwerten gesucht.

Wesentlich wahrscheinlicher: Der Kapitalmarkt hat bereits Zukunftsrisiken eingepreist, die die künftigen Gewinne und damit Dividenden sinken lassen werden. Die optisch hohe Dividendenrendite gleicht dann einer Scheinblüte – siehe Eon und RWE.

Gesucht und gefunden wurden also keine Schnäppchenaktien, sondern Unternehmen, die Jahr für Jahr mehr in ihre eigene Zukunft investieren und zugleich mit exzellenten Bilanzkennzahlen überzeugen: im Aufschwung und Boom der vergangenen zehn Jahre genauso wie in der vorangegangenen schweren Finanz- und Wirtschaftskrise.

So wie etwa Johnson & Johnson. Große Stärke des amerikanischen Pharma-, Medizin- und Konsumriesen mit seinen fast 130.000 Mitarbeitern sind nicht nur seine drei großen Geschäftsfelder, wodurch es weniger starke Ertragsschwankungen gibt, sondern seine dezentrale Unternehmensführung.

Mehr als 250 operativ tätige Tochtergesellschaften sind in über 50 Ländern aktiv. Kaum ein Konzern investiert so viel in neue Medikamente und Produkte. Hinzu kommen Übernahmen: zuletzt für gut 25 Milliarden Euro das Schweizer Biotechnologieunternehmen Actelion.

Angesichts hoher Cashflows bleibt bei Johnson & Johnson Jahr für Jahr genügend Geld für die Investoren übrig. Die Ausschüttungen pro Aktie stiegen in den vergangenen 15 Jahren von umgerechnet 88 Cent je Aktie auf zuletzt drei Euro.

Aus der Substanz werden diese Dividenden nicht gezahlt: Mit einer Verschuldungsquote von 51 Prozent zum Eigenkapital ist Johnson & Johnson solide finanziert. Ob in der Weltwirtschaftskrise 2009 oder in den anschließenden Boomjahren: Umsatz, Gewinn, Dividende und Investitionen sind immer gestiegen, losgelöst vom Auf und Ab der Konjunktur in den USA und dem Rest der Welt.

Für Neueinsteiger erfreulich: Wer heute die Aktie kauft, bezahlt für jeden einzelnen Anteilsschein den 16-fachen Jahresnettogewinn. Das ist angesichts des stetigen Wachstums und der Immunität gegenüber konjunkturellen Schwankungen günstig.
Noch preiswerter gibt es die Aktie nur im Börsenabschwung, wenn massenhaft Investoren ihre Fondsanteile verkaufen – und deshalb alle in diesen Fonds enthaltenen Aktien fallen. Davor sind auch die scheinbar sichersten Aktien nicht gefeit.

Größte Anteilseigner bei Johnson & Johnson sind die drei milliardenschweren Vermögensgesellschaften Blackrock, State Street und Vanguard. Sie halten zusammen fast 20 Prozent der Aktien. Das ist einerseits ein hoher Beweis des Vertrauens professioneller Investoren in die Kraft des amerikanischen Pharma- und Konsumriesen. Doch die Vermögensverwalter halten eben auch viele Aktien, die sie abstoßen müssen, sobald ihre Kunden Fondsanteile veräußern.

Teure Aktien können sich lohnen

Johnson & Johnson ist eine preiswerte, aber keine billige Aktie. Aus gutem Grund. Wie bei den Investmententscheidungen von Buffetts kongenialem Partner Charly Munger gilt der Fokus unserer Auswahl nicht den billigsten und preiswertesten Aktien. Das wären im Dax die drei großen Autokonzerne, die mit üppigen Dividenden und steigenden Investitionen durchaus überzeugen. Doch sinkende Gewinne signalisieren hohe Risiken, weshalb Daimler und Co. bei der Auswahl durchfielen.

Vielmehr geht es um qualitativ hochwertige Unternehmen, für die ein höherer Preis gerechtfertigt ist. Die weltweit starke Nachfrage nach Mode, Schmuck und Kognak sorgt etwa beim französischen Luxusgüterkonzern LVMH für immer höhere Umsätze und Gewinne.

Bekannten Marken wie Louis Vuitton, Moët & Chandon, Hennessy und Dior kommen beim Kunden gut an. Hohe Spannen zwischen Herstellungskosten und Verkaufspreisen sorgen Jahr für Jahr für exzellente Margen. Wirklich billig sind solche Qualitätsaktien nie zu haben. Aktuell kostet LVMH den 23-fachen Jahresgewinn.

Wo Munger bereit war, für Qualitätsaktien einen hohen Preis zu bezahlen, suchte Buffett über Jahrzehnte nach unterbewerteten Schnäppchenaktien. Erst die Kombination beider Börsentechniken machte aus Berkshire Hathaway eine jahrzehntelang erfolgreiche Gewinnmaschine.

Seit ihrer Erstnotiz vor 54 Jahren stieg die Aktie von Berkshire Hathaway, in der Buffett und Munger ihre Beteiligungen zusammengefasst haben, von 18 auf 310 238 Dollar. Das entspricht einer jährlichen Rendite von 20 Prozent.

Investitionen bringen Wachstum

Hohe Investitionen dürfen für Unternehmen kein Selbstzweck sein. Sie lohnen sich nur, wenn sie auf lange Sicht zu steigenden Umsätzen und Gewinnen führen. Denn nur ein Mehr an Aufträgen und Verkäufen sichert auch für die Zukunft steigende Gewinne. So wie bei Air Liquide. Binnen eines Jahrzehnts hat sich der Jahresumsatz auf zuletzt 21 Milliarden Euro fast verdoppelt.

Als Hersteller von Sauerstoff und Wasserstoff spielt Frankreichs Industriegase-Spezialist eine wichtige Rolle beim Ziel vieler Staaten, die Energieeffizienz zu steigern und den Ausstoß von Kohlendioxid zu verringern. Der große Wettbewerber des fusionierten Linde-Praxair-Konzerns wächst in Europa, Amerika, Nahost, Asien-Pazifik und damit in allen wichtigen Regionen der Weltwirtschaft.

Immerhin drei deutsche Unternehmen schafften es in das Ranking: als kleinster Wert der Münchener Triebwerkshersteller MTU. Weil Flugzeuge immer gewartet werden müssen und die Zahl der Maschinen beständig steigt, bilanziert MTU seit Jahren steigende Umsätze, Gewinne und Dividenden.

SAP, mit 140 Milliarden Euro Börsenwert Deutschlands wertvollstes Unternehmen, zählt seit Jahrzehnten zu den am rasantesten wachsenden deutschen Konzernen. 2018 hob der Softwarehersteller gleich dreimal seine Ziele an – und das in einem Jahr, in dem jeder dritte börsennotierte Konzern seine Ziele herabgesetzt hatte.

Jahrzehntelang wuchs die 1972 von fünf ehemaligen IBM-Mitarbeitern gegründete Firma aus eigener Kraft. Seit gut einem Jahrzehnt kauft SAP geschickt ein Unternehmen nach dem anderen im Wachstumsmarkt des Cloud-Computings hinzu, des boomenden Markts für die Bereitstellung von IT-Infrastruktur über das Internet.

Henkel wiederum überzeugt durch „Schwimmen gegen den Strom“: Am Tag des Brexit-Votums 2016, als die Börsen gut 15 Prozent niedriger notierten als ein gutes Jahr zuvor, kaufte der Waschmittelhersteller den amerikanischen Wettbewerber Sun für 3,2 Milliarden Euro – und kam inmitten der tief verunsicherten Marktstimmung gleich mit seinem ersten Gebot zum Zug.

13 Jahre vorher war dem damaligen Konzernchef Ulrich Lehner Ähnliches gelungen, als er inmitten der damaligen düsteren Börsenstimmung den amerikanischen Waschmittelhersteller Dial kaufte und dafür nur einen Aufpreis von zehn Prozent gegenüber dem am Boden liegenden Aktienkurs bezahlte.

In den vergangenen Boomjahren war von Henkel wenig zu hören, entsprechend schwach entwickelte sich die Aktie. Der Kurs fiel zuletzt auf ein Fünfjahrestief. Doch wirkliche Schwächen offenbart die Bilanz des traditionell gering verschuldeten Familienkonzerns nicht. Umsätze, Gewinne, Investitionen und Dividenden sind immer weiter gestiegen.

Schulden ersetzen keine Gewinne

Ganz wichtig war bei der Auswahl die niedrige Verschuldung, damit die Unternehmen auch bei einem Ende der Nullzinspolitik liquide bleiben und nicht zu viel Geld für Zinsen ausgeben müssen. Aus diesem Grund sind viele Technologiewerte aus der Auswahl herausgefallen, wie etwa Microsoft und IBM: Beide wachsen zwar exzellent, doch die Schulden sind hoch. Würde das geliehene Geld für werthaltige Investitionen verwendet, wären die hohen Darlehen vielleicht akzeptabel.

Doch das Fremdkapital vieler Tech-Konzerne steigt vor allem, weil die Unternehmen immer mehr eigene Aktien zurückkaufen. Sie tauschen Eigen- gegen Fremdkapital ein, um die Zahl der gehandelten Aktien zu verknappen und dadurch den Kurs nach oben zu treiben.

Hohe Bewertungen basierend auf der Relation zwischen Aktienkurs und Gewinn sind nur dann angemessen, wenn sie nicht auf Aktienrückkäufe zurückgehen, sondern auf kontinuierlich steigende Unternehmensgewinne und entsprechend hohe Erwartungen der Investoren. Diesen Königsweg des Wachstums zu beschreiten gelingt Essilor-Luxottica besonders eindrucksvoll. Die beiden fusionierten Brillenhersteller erreichen einen Weltmarktanteil von gut einem Viertel.

Innerhalb von 15 Jahren hat sich der Umsatz verfünffacht, der operative Gewinn mehr als vervierfacht, ebenso die jährlichen Investitionen. Weil das Auge mit den Lebensjahren an Sehkraft verliert und die Menschheit immer älter und anspruchsvoller wird, wächst der Markt für komfortable Gleitsichtbrillen und andere Sehhilfen.

Wie gefährlich es hingegen ist, einseitig auf Gewinne und Dividenden zu setzen und dabei Innovationen und Umsatz zu vernachlässigen, zeigt das Negativbeispiel Kraft Heinz. Der amerikanische Ketchuphersteller war lange Zeit einer der großen Lieblinge von Schnäppchenjäger Buffett – was zeigt, dass auch die erfolgreichsten Investoren nicht vor Fehlgriffen und Verlusten gefeit sind.

Jahrelang hatte das Management bei Kraft Heinz die Margen erhöht, allerdings auf Kosten von Investitionen in künftige Wachstumssegmente. Kein Erfolgsrezept in einem sich stark wandelnden Markt: Immer mehr Konsumenten wenden sich von industriell verarbeiteten, verpackten Lebensmitteln ab und bevorzugen Frisches mit weniger Zucker. Die lange Zeit erfolgreiche Aktie von Kraft Heinz brach seit Februar 2018 um 70 Prozent ein.

Gesucht werden also Unternehmen, die nicht auf Kosten ihrer Gewinne, Margen und Ausschüttungen neue Investitionen vernachlässigen – und es sich dennoch leisten können, ihre Dividenden möglichst Jahr für Jahr zu erhöhen. So wie Novo Nordisk aus Dänemark. Der weltgrößte Insulinhersteller hat in den 15 untersuchten Geschäftsjahren stets seine Dividende heraufgesetzt: von sechs Cent auf zuletzt 1,09 Euro.

Eine bemerkenswerte Dividendenhistorie von 23 Anhebungen in Folge weist auch der Nahrungsmittelproduzent Nestlé auf. Der Fokus liegt bei Nestlé auf hochmargigen Produkten wie Espresso und Babynahrung und dem Verkauf weniger gut laufender Geschäftsbereiche wie der Hautpflegesparte.

Als CEO Ulf Mark Schneider vor knapp zweieinhalb Jahren den 1866 gegründeten und als schwerfällig geltenden Schweizer Konzern übernahm, war von ihm gut ein Jahr lang wenig zu hören. Doch inzwischen wird der Stil immer deutlicher, mit dem der promovierte Wirtschaftswissenschaftler zuvor schon den deutschen Gesundheitskonzern Fresenius auf einen hochprofitablen Kurs brachte: kaufen, umstrukturieren und auf Rendite trimmen.

Minimalismus als Geschäftsmodell

Nur ein asiatischer Wert schaffte es in das Handelsblatt-Ranking: Ryohin, hierzulande besser bekannt unter dem Markennamen Muji. Unter diesem Label betreibt das Unternehmen Lifestyle-Läden in guten Innenstadtlagen. Die Kleinmöbel, Schreibwaren und Accessoires der 1980 in Tokio gegründeten Kette sind geprägt von minimalistischem Design. Namhafte Designer arbeiten für das Unternehmen, bleiben aber anonym, weil sich der Kunde ausschließlich an der Produktqualität orientieren soll.

So wie Ryohin überzeugen die hier porträtierten Aktien allesamt mit steigenden Ausschüttungen über einen langen Zeitraum. Wie wichtig dieses Kriterium ist, belegt zum Beispiel Daimler. Das Unternehmen ist aktuell mit gut 48 Euro kaum höher bewertet als in den Achtzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts.

Wer daraus schlussfolgert, Daimler habe sich als Investition gar nicht gelohnt, der irrt. Wer die Aktie seit den 80ern hält, hat pro Jahr immerhin eine durchschnittliche Rendite von acht Prozent eingefahren – allein mithilfe der jährlichen Dividenden und des daraus resultierenden Zinseszinseffekts.

Was für einzelne Aktien gilt, trifft auch für den gesamten Dax zu. In dieser Woche notierte Deutschlands wichtigstes Börsenbarometer bei rund 12.000 Punkten. Im Dax werden die jährlichen Dividenden der 30 Konzerne mit eingerechnet. Der Dax-Kursindex, in den die Dividenden nicht einberechnet werden, notiert gegenwärtig nur bei gut 5400 Punkten. Mehr als die Hälfte aller Dax-Gewinne resultiert also allein aus den Dividenden.

Dahinter steckt die klare Botschaft: Wer auf Aktien ohne Dividende setzt, verzichtet auf viel Rendite. Doch langfristig steigende Dividenden können nur gesunde Unternehmen zahlen, die erfolgreich in ihre Zukunft investieren. Die zehn vom Handelsblatt ausgewählten Aktien haben diesen Spagat zwischen Ausschütten und Investieren in der Vergangenheit geschafft.

Sie bieten Anlegern zwar keinen absoluten Schutz vor Verlusten. Aber doch einen vergleichsweise sicheren Hafen in Zeiten, in denen nahezu jede Geldanlage außerhalb der Aktienmärkte entweder sichere Geldvernichtung bedeutet – oder hohe Risiken birgt.

Mag sein, dass Warren Buffett mit seinen Amazon-Aktien am Ende sogar höhere Gewinne einfährt, als es mit unserer Zehnerriege möglich ist. Doch im Unterschied zu den meisten Privatanlegern hat Multimilliardär Buffett seine Vermögensbildung weitgehend abgeschlossen – und kann sich eine riskantere Strategie erlauben.

Johnson & Johnson: Mehr als nur Puder

Johnson & Johnson ist vom Babypuder über Kontaktlinsen bis hin zur Krebsmedikamenten und Antidepressiva in vielen Bereichen des täglichen Lebens aktiv. Das Unternehmen setzt heute mit seinen 130.000 Mitarbeitern weltweit mehr als 80 Milliarden Dollar um.
Auch wenn Johnson & Johnson den meisten eher für seine Konsumgüter wie OB-Tampons oder Penaten-Creme bekannt ist, macht das Unternehmen aus New Jersey heute mehr als die Hälfte seines Umsatzes im Pharmabereich.

In die Entwicklung neuer Medikamente investiert es auch einen Großteil seines Forschungsetats von mehr als zehn Milliarden Dollar pro Jahr. Die Investitionen zahlen sich aus: Heute stammt ein Viertel des Umsatzes aus Produkten, die erst in den vergangenen fünf Jahren auf den Markt gekommen sind.
Bei den Anlegern gilt Johnson & Johnson als sichere Bank: Seit 57 Jahren hat das Unternehmen seine Dividende jedes Jahr erhöht. Zuletzt lag die Dividendenrendite – also wie viel Dividende Aktionäre auf ihr eingesetztes Geld bekommen – bei 2,74 Prozent. (Hier die aktuelle Kursentwicklung.)

Als Risiken für die Aktie gelten verschiedene Gerichtsprozesse gegen das Unternehmen. In verschiedenen Fällen wurde Johnson & Johnson in erster Instanz zu Milliardenzahlungen verurteilt. Die Kläger werfen dem Unternehmen unter anderem vor, dass ein Babypuder Asbest enthalten und Krebs ausgelöst habe. Außerdem läuft eine Klage des Staats Oklahoma wegen der zu laxen Vermarktung von süchtig machenden Schmerzmitteln. Katharina Kort

Air Liquide: Robust mit Gasen


Wenn Investoren nach konjunkturrobusten Unternehmen mit beständigem Geldfluss suchen, landen sie schnell bei den Industriegaseherstellern – und dort bevorzugt beim Weltmarktführer Air Liquide. (Hier die aktuelle Kursentwicklung.) Der französische Konzern beliefert nahezu alle Branchen in aller Welt mit Sauerstoff, Stickstoff oder anderen Gasen.

Nicht nur wegen dieser Breite ist Air Liquide vergleichsweise stabil: Die Franzosen sind zudem führend im Geschäft mit Gasen für medizinische Anwendungen, das von einer stabilen Nachfrage getrieben wird. Die nötige Größe hat sich der Konzern 2016 durch die Übernahme des US-Konkurrenten Airgas gesichert. Die Weltmarktführung wird Air Liquide zwar bald an den Linde-Konzern abgeben, der mit Praxair fusioniert.

Doch für beide gilt: Sie können selbst in unsicheren Zeiten vergleichsweise gut Preiserhöhungen durchsetzen. Das liegt an der oligopolistischen Marktstruktur mit nur vier großen Gaseherstellern und an den engen Kundenbeziehungen. Das bringt beständige Einnahmen, wie sich am Cashflow von Air Liquide zeigt: Der liegt bei mehr als vier Milliarden Euro und ist über die vergangenen 30 Jahre im Schnitt jährlich um 6,5 Prozent gewachsen.

Die Dividende legte in diesem Zeitraum im Schnitt um acht Prozent jährlich zu. Für Wachstumschancen sorgt das starke Air-Liquide-Engagement bei Wasserstoff, der für Brennstoffzellen gebraucht wird. Diese Technologie könnte sich als Energiespeicher und Kraftstoff in bestimmten Anwendungen etwa in der Industrie oder bei Lkws durchsetzen. Bert Fröndhoff

Essilor-Luxottica: Allianz mit Durchblick

Ray-Ban, Armani, Prada – für viele große Luxusmarken produziert das italienische Unternehmen Luxottica bereits seine Brillengestelle. Und doch wagt Luxottica-Gründer Leonardo Del Vecchio den nächsten Schritt: Er fusioniert den weltgrößten Brillenhersteller mit der Nummer eins bei Brillengläsern, dem französischen Konzern Essilor. (Hier die aktuelle Kursentwicklung.)

Bei der Fusion ergänzen sich nicht nur die Geschäftsfelder der beiden Konzerne. Sie löst auch die Nachfolgeprobleme von Luxottica, dessen Gründer vor Kurzem 84 Jahre alt geworden ist. Essilor-Chef Hubert Sagnières und Del Vecchio haben sich darauf verständigt, gemeinsam einen neuen CEO für den neuen Großkonzern zu suchen.

Auch wenn es anfangs zwischen den Männern an der Spitze der beiden Konzerne heftig zur Sache ging: Mittlerweile haben sie sich zusammengerauft, um die großen Synergieeffekte von Essilor-Luxottica zu heben. So wollen die beiden Riesen, die schon lange eng zusammenarbeiten, in den nächsten drei bis fünf Jahren den operativen Gewinn jährlich um 420 bis 600 Millionen Euro erhöhen.

Ein Integrationskomitee hat bereits 20 Projekte gestartet, um die Zusammenarbeit im neuen Konzern zu verbessern und vor allem die Effizienz zu steigern. Das reicht von der Lieferkette bis zur Forschung und Entwicklung.
Die Aktionäre sollen von der vereinten Kraft profitieren. Der neue Brillenkonzern zahlt für 2018 eine Dividende, die mit 2,04 Euro doppelt so hoch ist wie noch vor vier Jahren. Georg Weishaupt

Ryohin/Muji: Lukrativer Krimskrams

Der japanische Einzelhandelskonzern Ryohin Keikaku hat sich ein Monument seiner globalen Ambitionen gebaut. (Hier aktuelle Kursentwicklung.) In Tokios Glitzerviertel Ginza hat im April der globale Flaggschiffladen seiner Marke Mujirushi Ryohin, kurz Muji, eröffnet. Darüber ein Hotel, Teil des jüngsten Geschäftsbereichs des Unternehmens.

Mujirushi Ryohin heißt auf Deutsch „markenloses Qualitätsprodukt“. In den 1980er-Jahren begann das Unternehmen als Eigenmarke des Supermarkts Seiyu. Seitdem lautet das Konzept: mit minimalistischen Produkten, kurzen Lieferketten und Verzicht auf überflüssige Verpackung Qualität zu günstigen Preisen anbieten.

Neben Lebensmitteln und Haushaltsprodukten gehören Möbel und Kleidung (meist aus organisch angebauter Baumwolle) zum Kernsegment. In den letzten Jahren fügte Muji dem Portfolio Einfamilienhäuser und nun Hotels hinzu.

Durch die Konzentration aufs Funktionelle wolle man den Verbraucher befreien und die Umwelt schonen, erklärt Firmenpräsident Satoru Matsuzaki die Designidee, die inzwischen auch im Ausland Fans findet. Bis Ende dieses Bilanzjahres will Muji 994 Läden in 32 Nationen betreiben, 553 davon außerhalb Japans. Bis August 2021 sollen weitere 200 Läden dazukommen.

Als weiteren Zukunftsmarkt hat Muji sich Roboterbusse ausgewählt, um Bewohnern in sich entvölkernden Regionen Mobilität und rollende Läden anzubieten. Die ersten Tests der autonomen Fahrzeuge laufen derzeit in Finnland. Martin Kölling

SAP: Ein Rekord reicht nicht

SAP-Chef Bill McDermott hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt: Er will den Börsenwert des Softwareherstellers bis 2023 auf 300 Milliarden Dollar steigern, umgerechnet 250 Milliarden Euro. Dabei ist schon die jetzige Marktkapitalisierung von 140 Milliarden Euro ein Rekordwert.

Die Aktionäre goutieren, dass sich SAP – spät, aber noch rechtzeitig – auf den Trend zum Cloud-Computing eingestellt hat. (Hier die aktuelle Kursentwicklung.) Unternehmen nutzen immer häufiger Anwendungen, die beim Anbieter im Rechenzentrum laufen, sie mieten also IT.

Der deutsche Konzern hat mehrere Spezialunternehmen gekauft, um die Technologie und die Kunden ins Haus zu holen. Der Umsatz in diesem Geschäftsfeld stieg 2018 um 32 Prozent auf 4,99 Milliarden Euro. Der Verkauf von Softwarelizenzen und der anschließende Support – seit der Gründung das Kerngeschäft von SAP – stagnieren hingegen bestenfalls.

Anleger und Analysten monieren, dass unter der Neuausrichtung die Profitabilität gelitten habe. So sieht der Hedgefonds Elliott, der seit Kurzem an SAP beteiligt ist, beim Gewinn pro Aktie noch deutlich Potenzial. Das SAP-Management hat ‧deswegen eine Verbesserung der Organisationsstruktur angekündigt, um die Effizienz zu steigern. Eine Restrukturierung soll die Kosten senken. Zudem ist ein Aktienrückkaufprogramm denkbar.

Der Konzern muss investieren, etwa in die Integration der Zukäufe, und gleichzeitig Kosten senken. Die Aktionäre sind optimistisch, dass diese Herausforderung gelingen kann. Christof Kerkmann

Novo Nordisk: Schluss mit der Spritze

Der weltgrößte Hersteller von Insulin, der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk, hat seine Anleger in den vergangenen Jahren nicht enttäuscht. (Hier aktuelle Kursentwicklung.) Eine stabile Rendite und eine gute Kursentwicklung sind das Ergebnis einer konsequenten Firmenpolitik: Fokussierung auf ein Hauptprodukt, Insulin, und intensive Forschung. Die kostet zwar, aber zahlt sich langfristig aus.

Das 1923 gegründete Unternehmen hat sich zum Weltmarktführer bei Insulinprodukten entwickelt und den Hauptkonkurrenten aus den USA, Eli Lilly, hinter sich gelassen. Ende vergangener Woche musste Eli Lilly einräumen, dass sein neuestes Diabetes-Typ-2-Präparat Trulicity nicht die erwünschte Wirkung gezeigt habe. Gleichzeitig konnten die Dänen mit ihrem oralen Konkurrenzprodukt Semaglutide sehr positive Ergebnisse erzielen. Der Antrag auf Zulassung in Europa und den USA ist bereits gestellt.

Im besten Fall können amerikanische Diabetes-Patienten bereits in diesem Jahr auf das lästige Spritzen verzichten und ihr Insulin einfach schlucken. Das Beispiel zeigt, dass Novo Nordisk dank seiner großen Forschungs- und Entwicklungsabteilung seinen Vorsprung vor der Konkurrenz halten kann. Für Novo Nordisk ist das besonders wichtig, da die Patente für einige andere Insulin-Produkte demnächst auslaufen und damit den Weg frei für Generika-Hersteller machen.

Mehrere Banken zeigten sich nach den kürzlich vorgestellten klinischen Studienergebnissen zu Semaglutide optimistisch und haben das Kursziel der Novo-Nordisk-Aktie angehoben. Helmut Steuer

MTU: Krisenfeste Antriebe

Es sind die Dinge, die Investoren und Analysten schätzen: übertroffene Prognosen. Und das am besten nicht nur bei Umsatz und Ergebnis, sondern auch beim viel aussagekräftigeren Mittelzufluss, dem sogenannten Cashflow. Der Münchener Triebwerkshersteller MTU Aero Engines hat genau das mehrfach geliefert. (Hier aktuelle Kursentwicklung.) Gleich zweimal hob MTU-Chef Reiner Winkler im vergangenen Jahr die eigenen Vorgaben an – und übertraf diese am Ende dann auch noch. Tatsächlich spricht vieles für MTU.

Die Münchener sind zum Beispiel mit 20 Prozent an den sogenannten GFT-Triebwerken beteiligt, die der US-Konzern Pratt & Whitney für die A320neo-Familie liefert. Zwar gab es mit dem Motor massive Anlaufprobleme, doch mittlerweile hat sich die Situation stabilisiert, und Airbus kann die Fertigungsrate sukzessive hochfahren.

Hinzu kommt die Militärsparte, deren Aussichten sich zuletzt deutlich aufgehellt haben. So soll MTU zusammen mit Safran die Motoren für den neuen europäischen Kampfjet liefern, der in Planung ist. Die dritte Säule, das Ersatzteil- und Wartungsgeschäft, sorgt für stabile und planbare Einnahmen. Selbst bei einem langsameren Wachstum in der Luftfahrt garantiere das Krisenfestigkeit, so Chris Hallam von Goldman Sachs. Möglich ist dieser Erfolg auch durch hohe Ausgaben für Forschung und Entwicklung.

Zwischen 2013 und 2018 hat MTU seine Investitionen kontinuierlich von 85 auf 199,3 Millionen Euro hochgefahren. Das operative Ergebnis stieg im gleichen Zeitraum von 297,3 auf 574,7 Millionen Euro. Jens Koenen

Henkel: Die Kraft des Klebers

Vorstandschef Hans Van Bylen hat es nicht leicht. In den letzten zwölf Monaten ist der Kurs der Henkel-Aktie um mehr als ein Drittel gefallen. Das sorgt bei vielen Aktionären für Verdruss. Doch der Aktienkurs ist schlechter als die Lage beim Düsseldorfer Klebstoff-, Wasch- und Körperpflegemittel-Konzern.

Denn der Hersteller bekannter Markenartikel wie Persil, Pritt oder Schauma gehört zu den wenigen Dax-Konzernen, die jedes Jahr immer mehr an ihre Aktionäre ausschütten. So ist die Dividende in den vergangenen zehn Jahren ständig gestiegen. (Hier die aktuelle Entwicklung.)

Und das dürfte noch nicht das Ende sein. Erst vor Kurzem hat Van Bylen den Korridor für die Ausschüttungsquote der nächsten Jahre von 25 bis 35 auf 30 bis 40 Prozent erhöht. Außerdem investiert der Belgier, der im Mai 2016 an die Vorstandsspitze rückte, kräftig.

Dadurch soll der Umsatz langfristig weiter um zwei bis vier Prozent pro Jahr organisch, also ohne Zukäufe, wachsen. In diesem Jahr gibt Henkel zusätzlich 300 Millionen Euro vor allem für Marketing und neue Produkte aus, um das Konsumgütergeschäft in der Beauty- sowie der Wasch- und Reinigungsmittelsparte zu stärken.

Gleichzeitig investiert Henkel 130 Millionen Euro in ein neues Entwicklungszentrum für Klebstoffe in Düsseldorf. So will Van Bylen die Position als Nummer eins in der wichtigsten Sparte von Henkel verteidigen, der Klebstoffproduktion für die Industrie. Das Klebstoffgeschäft steuert insgesamt knapp die Hälfte zum Konzernumsatz von rund 20 Milliarden Euro bei. Georg Weishaupt

LVMH

Frankreichs Luxuskonzern Louis Vuitton Moët Hennessy, kurz LVMH, ist ein Phänomen: Dem von der Familie Bernard Arnaults kontrollierten Unternehmen gehören nur wenige Assets zum Anfassen. Sicher, dem Konzern gehören schöne Weingüter, edle Werkstätten für Lederwaren und noble Modeateliers. Doch die rund 180 Milliarden Euro Marktkapitalisierung lassen sich so niemals rechtfertigen.

Der Wert der Marken ist des Rätsels Lösung. „Louis Vuitton muss immer die begehrenswerteste Luxusmarke sein“, lautet die Devise von Arnault. (Hier die aktuelle Kursentwicklung.)

In den frühen 2010er-Jahren schwächelte das Image allerdings ein wenig. Mit dem von Frank Gehry mitten in den Pariser Bois de Boulogne gesetzten schneeweißen Gebäude der Vuitton-Stiftung, in dem einige eindrucksvolle Pariser Kunstausstellungen der vergangenen Jahre zu sehen waren, hat Arnault die Hauptmarke des Unternehmens wieder erfolgreich aufgeladen.

Arnault hat zudem fast alles an Luxusmarken gekauft, was zu haben war. Früh und intensiv ist LVMH auf den chinesischen Markt gegangen, hat auch dann durchgehalten, als es für teure Cognacs infolge einer Antikorruptionskampagne vorübergehend schwieriger wurde.

14 Milliarden Euro, ungefähr ein Drittel des Gesamtumsatzes, erlöst LVMH in China. Außerdem hat LVMH sich früh mit der Digitalisierung nicht nur das Verkaufs, sondern auf allen Stufen des Geschäfts befasst. Das Ergebnis: Junge Kunden bis 35 Jahre sorgen bei der Kernmarke Louis Vuitton für 40 bis 50 Prozent der Verkäufe. Thomas Hanke

Nestlé: Der Riese macht Tempo

Kaum ein Haushalt, in dem nicht mindestens ein Produkt von Nestlé steht: Mit starken Marken wie Nespresso, Maggi oder Kitkat machte der größte Nahrungsmittelhersteller der Welt im vergangenen Jahr einen Umsatz von fast 80 Milliarden Euro. Dank seines krisenfesten Geschäftsmodells werden die Aktien des Konzerns als Anlage auch in stürmischen Zeiten geschätzt: Die Dividende kommt so sicher wie der nächste Nespresso-Spot mit George Clooney. (Hier die aktuelle Kursentwicklung.)

Der Haken: Die selbst gesteckten Wachstumsziele hatte der Konzern wiederholt verfehlt. Doch Firmenchef Ulf Mark Schneider sorgt seit seinem Antritt im Januar 2017 für mehr Tempo. Schneider hat Geschäftsbereiche verkauft, die als wenig zukunftsträchtig gelten – darunter etwa das Süßwarengeschäft in den USA. Stattdessen setzt der deutsch-amerikanische Manager auf die Wachstumsfelder Kaffee, Tierfutter, Wasser und Säuglingsnahrung, von denen er sich höhere Margen erhofft.

Zugleich soll der Konzern trotz seiner Größe schneller werden und sich damit besser gegen kleinere Rivalen behaupten: Vegane Burger oder Kaffeesorten bringt Nestlé inzwischen binnen weniger Monate auf den Markt. Für den Umbau des Konzerns bekommt Schneider von Analysten Lob.

„Was für eine Veränderung bei Nestlé innerhalb eines so kurzen Zeitraums“, urteilt Jean-Philippe Bertschy von der Bank Vontobel. Nestlé habe das Wachstum besonders von margenstarken Produktkategorien beschleunigt – das bedeutet gute Aussichten für Aktionäre. Michael Brächer

Mehr: US-Aktien sind deutlich höher bewertet, das größere Potenzial schlummert in europäischen Werten. Ein Branchenvergleich sorgt aber für Überraschungen.