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Klarna startet Girokonto in Deutschland – und verschärft den Wettbewerb unter den Neobanken

Mehrere Neobanken, darunter N26, kämpfen bereits um digitalaffine deutsche Kunden. Sie müssen nun mit einem ernst zu nehmenden Konkurrenten rechnen.

Bereits im November hat das schwedische Finanz-Start-up Klarna ein Girokonto für den deutschen Markt angekündigt. Nun folgt der Start: Ab dem heutigen Mittwoch bietet Klarna zunächst ausgewählten Kunden an, das Konto zu eröffnen. Dafür nutzt das Fintech seine schwedische Banklizenz, mit der es EU-weit Bankdienstleistungen anbieten kann.

Klarna-Chef Sebastian Siemiatkowski sagte, Klarna bündle damit Shopping und Banking in einer App. Das Fintech, das mit einer Bewertung von fast elf Milliarden Dollar zu den wertvollsten Europas zählt, bietet eine Online-Bezahlmethode an, versteht sich aber darüber hinaus als Shopping-App mit weiteren Dienstleistungen. So gibt Klarna unter anderem eine eigene Kreditkarte heraus.

Beim Start des Girokontos tastet sich Klarna indes langsam voran und beginnt mit einer Testphase. Zunächst wird nur rund 10.000 Nutzern der App das Konto angeboten. Klarna-Manager Felix Würtenberger erklärte dazu: „Wir wollen uns erst eng mit einer gewissen Anzahl an Kunden austauschen und das Produkt dann der breiten Öffentlichkeit anbieten.“ Das solle aber so schnell wie möglich passieren.

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Mit dem neuen Konto wagt Klarna die direkte Konfrontation mit den etablierten deutschen Kreditinstituten. Diese müssen mit einem ernst zu nehmenden Konkurrenten rechnen. Schließlich nutzen nach Klarna-Angaben deutschlandweit rund sechs Millionen Verbraucher die App.

Das sieht Oliver Mihm, Chef der Beratungsfirma Investors Marketing, als Vorteil gegenüber Wettbewerbern. „Klarna kann mit dem Girokonto bereits bestehende Kunden ansprechen.“ Andere junge Banken müssen dagegen viel Geld für die Kundenwerbung ausgeben.

Verschärfter Wettbewerb zwischen N26, Revolut und Check24

Umso mehr mischt Klarna den Markt der sogenannten Neobanken auf. Mit N26 sowie unter anderem Revolut, Vivid Money, Tomorrow und Check24 sind etliche relativ neue Banken in Deutschland aktiv. Zugleich buhlen ältere Onlinebanken wie ING und DKB ebenfalls um digitalaffine, jüngere Kunden.

Wie die Onlinebanken verzichten auch Neobanken auf Filialen und bieten Gratiskonten an. Kern ihres Angebots ist meist eine bedienfreundliche App für das Smartphone. Deshalb werden sie oft als „Smartphonebanken“ bezeichnet.

„Uns ist bewusst, dass es ein umkämpfter Markt ist“, sagt Würtenberger. „Mit dem Konto viele Kunden zu gewinnen, ist eine Herausforderung.“ Klarna wolle keine konkret angestrebte Kundenzahl nennen, man sei aber optimistisch mit Blick auf die Reaktion der Nutzer.

Mehrere Neobanken ringen um neue Kunden

Bislang ist N26 die mit Abstand größte Smartphonebank in Deutschland. Das wertvollste deutsche Fintech zählt rund sieben Millionen Kunden, einen großen Teil davon aus Deutschland.

Doch auch für N26 ist das Geschäft kein Selbstläufer. Mit vielen Kunden verdiente die Firma zuletzt kein Geld. Laut dem jüngsten Geschäftsbericht für das Jahr 2019 – damals hatte N26 fünf Millionen Kunden – tätigt nicht einmal die Hälfte davon auch nennenswert Geschäfte über N26. Vor allem wegen hoher Investitionen fiel 2019 ein Verlust von mehr als 200 Millionen Euro an, auch 2020 schrieb N26 rote Zahlen. Bis Ende dieses Jahres sieht Co-Chef Valentin Stalf aber einen Gewinn „in Griffweite“, wie er zuletzt im Handelsblatt-Interview betonte.

Der britische Konkurrent Revolut hat nach eigenen Angaben derzeit 350.000 Kunden in Deutschland. Die Nachhaltigkeitsbank Tomorrow kommt auf gut 56.000 Kunden. Das Beispiel Tomorrow verdeutlicht, wie schwierig der deutsche Bankenmarkt gerade für einen Nischenanbieter ist. Das Fintech wollte ursprünglich weitaus schneller wachsen und eigentlich bereits 2020 in andere Länder expandieren.

Das Vergleichsportal Check24 ist im Oktober mit einer eigenen Bank gestartet, nennt bislang aber noch keine Kundenzahl. Vivid Money bietet seit Juni ein Girokonto an. Es gibt ebenfalls keine Kundenzahl preis, erklärte aber, man befinde sich „auf einem sehr guten Weg“, innerhalb der ersten zwölf Monate am Markt 100.000 Nutzer zu erreichen.

Nicht alle Anbieter werden bestehen können

Berater Mihm traut den Smartphonebanken zwar weiteres Wachstum zu, bezweifelt jedoch, dass alle am Markt bestehen können. „Für die Neobanken sehe ich ein Marktpotenzial von zehn Millionen Kunden, mit denen sie auch wirklich Geschäft machen“, sagt er. „Diese Zahl können Neobanken in den kommenden fünf Jahren erreichen, aber das ist ambitioniert und es wäre auch wirklich die Obergrenze.“

Mihm rechnet damit, dass sich letztlich nur drei Neobanken in Deutschland behaupten. „Ich gehe davon aus, dass N26 und Klarna dabei sein werden.“ Um profitabel zu werden, bräuchten die jungen Banken eine gewisse Anzahl an Kunden, denen sie weitere Bankprodukte wie Wertpapiere und Versicherungen verkaufen und an die sie Kredite vergeben könnten. „Das gilt immer nur für einen Anteil der Gesamtkunden.“

Auf Kontogebühren können die Neobanken nicht oder nur eingeschränkt setzen. Sie bieten – wie auch Klarna – ein Konto ohne monatliches Entgelt oder zumindest eine Gratis-Kontovariante. Im Fall von Klarna fallen ab der zweiten Barabhebung am Geldautomaten Gebühren an. Die Vergabe von Konsumentenkrediten plant Klarna derzeit nicht.