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JPMorgans Deutschland-Stratege: So profitiert ihr von sinkenden EZB-Zinsen

Tilmann Galler ist Global Market Strategist bei J.P. Morgan Asset Management. - Copyright: J.P. Morgan Asset Management / Getty Images
Tilmann Galler ist Global Market Strategist bei J.P. Morgan Asset Management. - Copyright: J.P. Morgan Asset Management / Getty Images

In einer entscheidenden Woche für die Finanzmärkte Europas steht eine wichtige Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) an: die Senkung des Leitzinses am kommenden Donnerstag. Damit dürften wir mit einem neuen EZB-Zins in eine Wende der Zinsen eintreten – was bedeutende Auswirkungen auf euer Portfolio haben könnte.

Doch wie könnt ihr am meisten davon profitieren? Im Interview mit Business Insider teilt Tilmann Galler, Global Strategist bei J.P. Morgan Asset Management, seine Einschätzungen zu der Zinssenkung der EZB und was das für euer Portfolio bedeutet.

Wie blickt J.P. Morgan Asset Management auf die kommende Leitzinssenkung?

Galler sieht die EZB gut positioniert, um am kommenden Donnerstag eine Zinssenkung vorzunehmen. Dies dürfte seiner Ansicht nach nicht die einzige Zinssenkung in diesem Jahr sein. „Wir sind der Meinung, dass die EZB tatsächlich in der Lage ist, und auch die Möglichkeit hat, nicht nur jetzt im Juni die Zinswende einzuläuten, sondern dass sie auch noch das Potenzial hat, bis zum Jahresende den Leitzins zwei- bis dreimal weiter zu senken“, sagt er.

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Gleichzeitig warnt Galler vor einer allzu großen Erwartungshaltung an die Zinssenkungen. Ein wichtiger Faktor sei die Inflation.

Zur Einordnung: Der Leitzins gilt als eine Art Werkzeug für die EZB, um die Inflation zu steuern. Ein niedriger Zinssatz kann die Wirtschaft anregen und so die Preise erhöhen, was zu höherer Inflation führt. Andererseits kann ein hoher Leitzins die Wirtschaft bremsen und die Inflation senken. Da der Euro-Raum sich von einer hochinflationären Phase langsam erholt, ist die EZB nach Einschätzung vieler Finanzinstitutionen in der Lage, den Leitzins herunterzunehmen.

Die Erwartung vieler Banken ist es, dass der EZB-Zins erstmal von 4,0 auf 3,75 Prozent gesenkt werden könnte. „Das gibt die aktuelle Inflationsentwicklung her – mehr aber auch nicht“, erklärt Galler. „Denn die Inflation ist eben sehr viel hartnäckiger, als man das ursprünglich geglaubt hat.“ Sicher sei allerdings, dass die Zinssätze sich erstmal nach unten bewegen. Dies dürfte Anlegern einige Chancen bieten, wie Galler erzählt.

Was sollten Anleger nach der ersten Senkung des EZB-Zinses erwarten?

Nach der ersten Senkung des EZB-Zinses können Anleger einige positive Entwicklungen erwarten, insbesondere in bestimmten Segmenten des Finanzmarktes. Verglichen mit den USA – wo die relativ hohe und hartnäckige Inflation die Aussicht auf Zinssenkungen verringert – stehe Europa relativ gut da.

Während die Wirtschaft sich in den USA möglicherweise verlangsamt, dürfte Europa eine Beschleunigung erleben, wie Galler erzählt. Hierzulande bleiben in einem solchen Szenario „die Unternehmensgewinne stabil“, erklärt er. „Dies bietet weiterhin gute Investitionsmöglichkeiten im Bereich der Unternehmensanleihen hoher Qualität.“

Das dürfte für Investoren in Europa ein Grund zum Optimismus sein – besonders auf der Aktienseite. „Hier sehen wir Chancen, zusätzliche Renditen zu erzielen“, so Galler.

Sind Anleihen die bessere Alternative zu Sparpläne in der Zinswende?

Während viele Anleger in der Hochzinsphase ihr Geld in Tages- und Festgeldkonten gepackt haben, dürften diese bei sinkenden Zinsen nicht mehr so rentabel zu erscheinen. Doch als alternative Anlagen dürften nach Gallers Ansicht Anleihen mehr Renditen einbringen.

Dem Strategen zufolge sind allerdings nicht alle Anleihen gleich zu bewerten. „Für Euro-Investoren bleiben Peripherieanleihen ein besonders interessantes Thema“, erzählt er. Dabei handelt es sich um Staatsanleihen von Ländern an den geografischen sowie wirtschaftlichen Rändern der Eurozone, wie etwa Griechenland, Portugal, Spanien und Italien.

Laut Galler liegt dies daran, dass niedrigere Zinsen typischerweise die Kosten für die Aufnahme neuer Schulden reduzieren, was wiederum die finanzielle Belastung dieser Länder verringert und ihre Anleihen attraktiver macht. „Wir sehen weiterhin gutes Potenzial für diese Anleihen, besser abzuschneiden als Anleihen aus Kernländern wie Deutschland, Frankreich und den Niederlanden.“

Mit Blick auf die Zinssituation rät Galler, auf die Dauer der Anleihen zu achten. „Auf der Anleihenseite würden wir im aktuellen Umfeld nicht zu langfristig investieren, also nicht so stark auf die Langläufer, sondern eher auf die mittleren Laufzeiten setzen“, sagt er. Der Grund würde darin liegen, dass sowohl die Inflationsrate als auch die Zinspolitik schwer vorhersehbar sind.

Welche Bereiche am Aktienmarkt profitieren am meisten?

Galler sieht die Zinssenkung als positiven Impuls für Aktionäre: „Grundsätzlich sehen wir den Aktienmarkt aber durchaus nach wie vor unterstützt.“ Dies dürfte mehrere Gründe haben, unter anderem günstigere Kreditaufnahmen für Unternehmen an der Börse, was Reinvestitionen in ihre operativen Geschäfte und somit ihr Wachstum fördern könne. Doch bestimmte Sektoren dürfen umso mehr profitieren.

„Versorger und das Gesundheitswesen sind Bereiche, die aufgrund ihrer defensiven Natur in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit an Attraktivität gewinnen können“, sagt der Stratege. „Diese Branchen haben oft stabile Erträge und sind weniger abhängig von wirtschaftlichen Schwankungen.“ Galler sieht auch Chancen im Bereich der Verbrauchsgüter, da diese Produkte immer gebraucht werden und die Unternehmen oft stabil sind, was sie in einem Umfeld mit sinkenden Zinsen attraktiv macht.

Zusätzlich hebt Galler hervor, dass Aktien von Unternehmen, die regelmäßig Dividenden zahlen und stark in ihrer Preisgestaltung sind, ebenfalls gut dastehen könnten. Er sagt: „Gerade qualitativ hochwertige Dividendentitel, die über eine starke Preisgestaltungsmacht verfügen, haben sich in der Vergangenheit gut entwickelt.“ Dies zeigt, dass solche Aktien auch in Zeiten niedriger Zinsen eine gute Wahl sein können, da sie weiterhin stabile Erträge liefern.