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Was Intels lautloser Wechsel des Deutschlandchefs bedeutet

Hannes Schwaderer ist neuer Deutschlandchef von Intel. Seit November führt der Betriebswirt das Geschäft des US-Konzerns hierzulande. Ohne das öffentlich zu verkünden, hatte der Chiphersteller seinen langjährigen Statthalter, Christian Lamprechter, bereits vergangenen Sommer abgelöst.

Wie das Handelsblatt erfuhr, stand Schwaderer anschließend einige Monate kommissarisch an der Spitze der in Feldkirchen bei München angesiedelten Landesgesellschaft, ehe er im Herbst offiziell seine alte Funktion wieder übernahm. Bis 2011 hatte Schwaderer die Organisation schon einmal geführt, alles in allem neun Jahre lang. Dann übernahm er andere Aufgaben bei dem Chiphersteller.

Schwaderer hat sich bei seiner Rückkehr auf den Chefsessel größere Freiheiten zusichern zu lassen. „Zum ersten Mal sind wir für das Marketing selbst verantwortlich. Dadurch sind wir wesentlich flexibler“, sagte Schwaderer dem Handelsblatt. Bislang habe es viele zentrale Vorgaben gegeben. Nun könne sich die Deutschlandorganisation verstärkt auch lokalen Gegebenheiten anpassen.

Die Amerikaner bedienten sich bei Infineon

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Schwaderer steht seit 1994 in Diensten von Intel und führt ein Team von 150 Leuten, das sich um die Vermarktung der Halbleiter sowie um Werbung für die Marke kümmert. Insgesamt beschäftigt die Firma aus dem Silicon Valley rund 3000 Menschen in Deutschland, vor allem in Forschung und Entwicklung. Sie sind nicht der Landesgesellschaft zugeordnet, sondern den Geschäftsbereichen.

Intel hat in den vergangenen Jahren einige Einheiten des Münchener Chipherstellers Infineon übernommen und damit seine Mitarbeiterzahl in Deutschland ausgebaut.

Intel wollte sich nicht dazu äußern, warum der bisherige Deutschlandchef seinen Posten räumen musste. Der Konzern insgesamt ist aber schwer in Bewegung. So sucht der Verwaltungsrat seit dem vergangenen Sommer einen neuen Vorstandschef, bislang vergeblich. Der frühere CEO Brian Krzanich musste Mitte 2018 gehen, als eine Affäre mit einer Untergebenen bekannt wurde.

Der Konzern könnte einen neuen Vorstandsvorsitzenden gut gebrauchen. Vergangene Woche hat Intel die Börse mit dem Ausblick fürs laufende Quartal und das gesamte Jahr schwer enttäuscht. Am Freitag brach der Aktienkurs in einem freundlichen Umfeld mehr als fünf Prozent ein.

Finanzvorstand und Interimschef Bob Swan rechnet für 2019 mit einem Umsatz von 71,5 Milliarden Dollar. Das wäre zwar ein neuer Rekord, aber auch das schwächste Plus seit vier Jahren. Analysten hatten zuvor 73 Milliarden erwartet. Swan begründete die zurückhaltende Prognose damit, dass die Betreiber von Rechenzentren weniger Geld ausgeben, mit der Flaute in China sowie den Turbulenzen in der Weltwirtschaft.

Vor allem das maue Geschäft mit Serverchips ist aus Sicht der Anleger bedrohlich. Im jüngsten Quartal kletterte der Umsatz der Sparte um lediglich neun Prozent. Im dritten Quartal hatte das Plus noch 26 Prozent betragen.

Intel dominiert das Geschäft mit Prozessoren für Netzwerkrechner. In den vergangenen Jahren haben Konzerne wie Microsoft, Amazon oder Google Milliarden in Rechenzentren gesteckt. Es war die Wachstumsstory schlechthin für Intel.

Der Aufschwung bei Servern ist deshalb so wichtig, weil der traditionell größte Markt von Intel, PCs und Notebooks, seit Jahren schrumpft. So ist der PC-Absatz im vierten Quartal den Marktforschern von Gartner zufolge erneut um gut vier Prozent gesunken. Auch bei Intel fielen die Stückzahlen. Intel gelang es aber, höhere Preise zu erzielen, so kletterte der Umsatz der Division um zehn Prozent auf 9,8 Milliarden Dollar.

Analyst Harlan Sur von der US-Bank JP Morgan sieht Intel nicht ganz so negativ wie viele Investoren. Die Umsatzerwartung für das erste Quartal liege wegen der Schwäche im Geschäft mit Rechenzentren und einer weiterhin flauen Nachfrage nach iPhones zwar unter der Marktprognose. Sur verweist aber darauf, dass das Intel-Management üblicherweise bei seinen Ausblicken tiefstapele. Der iPhone-Hersteller Apple ist einer der wichtigsten Kunden von Intel.

Deutschland ist für Intel global der viertgrößte Markt. Die Umsätze verbucht das Unternehmen zwar zum großen Teil in Fernost, wo die führenden Computerhersteller wie Lenovo, Hewlett-Packard oder Apple produzieren lassen. Aber in der Bundesrepublik sitzen die Endkunden. Zahlen zu einzelnen Ländern veröffentlicht Intel nicht.

Viele kleinere Kunden in Deutschland

Von der breiten Öffentlichkeit unbeachtet existieren nach wie vor zahlreiche Computerhersteller in Deutschland, die Intel beliefert; Anbieter wie Tarox, Bluechip, Wortmann oder Pyramid. Dazu kommen Systemhäuser wie Bechtle oder Cancom. „Wir haben einen bedeutenden lokalen Markt“, so Schwaderer.

In dieser Woche bespricht Schwaderer die Jahresziele mit Vertriebschefin Michelle Johnston Holthaus und Kollegen aus der ganzen Welt in der Zentrale in Santa Clara. Angesichts der harschen Reaktion der Börse dürfte der Druck gewaltig sein, die Jahresprognose zu übertreffen.