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HSBC-Chefdevisenstratege Bloom glaubt an starken Dollar – trotz US-Haushaltsdefizits

David Blooms Job besteht darin, Entwicklungen an den globalen Währungsmärkten vorherzusagen – und damit Geld zu verdienen. Der Chefdevisenstratege der britischen Großbank HSBC ist sehr optimistisch für den Dollar, aller politischen Pirouetten der Trump-Regierung zum Trotz. Gemeinsam mit Kollegen hat er vor Kurzem eine Studie mit dem Titel „The Greenback is back!“ geschrieben, was übersetzt so viel bedeutet wie: „Der Dollar ist zurück!“ Im Interview erklärt er die Gründe für seinen optimistischen Ausblick.

Herr Bloom, Sie haben vor Kurzem Ihre Prognosen für den Dollar angepasst. Inwiefern?
Ich glaube, wir werden einen stärkeren Dollar erleben. Aus meiner Sicht ist ein Kurs von 1,10 bis 1,15 Dollar pro Euro angebracht.

Im vergangenen Jahr waren Sie deutlich pessimistischer. Was hat sich verändert?
Das ist wie bei einem Streit mit meiner Frau. Oft kann ich mich nicht erinnern, was der Auslöser war, weil es meistens kleine Dinge sind, die sich aufstauen. So ähnlich ist das jetzt auch mit dem Dollar. Es gibt viele kleine Veränderungen, die für einen höheren Dollar sprechen. Man kann das nicht an einem Punkt festmachen. 2017 sah die Welt ganz anders aus als heute.

Inwiefern?
In den USA hat sich etwas verändert, weil der Markt es plötzlich der US-Notenbank Federal Reserve abnimmt, dass sie die Zinsen erhöht. Letztes Jahr hat er das in diesem Umfang nicht für möglich gehalten. Investoren glauben, dass die Fed jetzt liefert – und sie hat auch geliefert.

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Ist es denn nur die Geldpolitik, die Sie an einen stärkeren Dollar glauben lässt, oder gibt es noch andere stützende Faktoren?
Für den Wechselkurs sind drei Elemente wichtig: das zyklische, das strukturelle und das politische. Aus struktureller Sicht waren wir zu Jahresanfang besorgt über das Haushaltsdefizit in den USA. Politisch waren wir besorgt, dass die USA einen schwächeren Dollar anstreben, weil der Finanzminister auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos dies angedeutet hat. Aus zyklischer Sicht ging es der US-Wirtschaft gut. Unter dem Strich gab es zwei Negativpunkte und einen Positivpunkt. Das hat sich verändert.

Aber die Unsicherheit über die künftige Politik von US-Präsident Trump bleibt doch.
Ja, politisch sieht es in den USA nicht besser aus, aber anderswo ist es schlechter geworden, etwa nach der Wahl in Italien. Strukturell sind die Menschen weniger besorgt wegen des US-Haushaltsdefizits. Zyklisch haben sich die USA sehr gut entwickelt, und der Rest der Welt stockt. Das hat dem Dollar Auftrieb gegeben.

Sind Sie nicht besorgt wegen des hohen Haushaltsdefizits der USA?
Selbst wenn sich das Wachstum abschwächt und das Defizit aus dem Rahmen fällt, wird der Dollar zulegen. Der Dollar ist eben keine normale Währung. Bei jedem anderen Land, das sein Top-Rating verliert, würde man die Anleihen und die Währung verkaufen – außer bei einem Land. Wenn die USA Probleme mit ihren Schulden bekommen, dann gilt der alte Spruch des früheren US-Finanzministers John Conally, dass „der Dollar unsere Währung ist, aber euer Problem“. Der Dollar wird dann zulegen, weil die Amerikaner ihr Geld in Krisenzeiten in die Heimat zurückholen, und Investoren halten die Probleme andernorts für schlimmer.

Wie lange hält der Aufwärtstrend des Dollars?
Fragen Sie nicht nach dem Ende. Genießen Sie ihn, solange er anhält. Wir haben es mit einem Anpassungsprozess zu tun. Dieser ist noch nicht vollständig in den Preisen berücksichtigt.

In den USA steigen die kurzfristigen stärker als die langfristigen Zinsen. Das könnte dazu führen, dass es eine inverse Zinskurve gibt, also die kurzfristigen über den langfristigen Zinsen liegen. Oft war das in der Vergangenheit ein Signal für eine bevorstehende Rezession.

Inverse Zinskurven haben zehn Rezessionen vorhergesagt und davon einmal richtiggelegen. Also anders gesagt, ihre Aussagekraft ist eher beschränkt. Die Zinskurve deutet immer auf eine Rezession hin, aber das heißt verhältnismäßig wenig. Noch ist die Zinskurve nicht invers, sondern lediglich flach. Es muss etwas Neues und Unerwartetes passieren, um den gegenwärtigen Aufwärtstrend des Dollars zu stoppen.

Was könnte den Dollarkurs denn belasten?
Das vergangene Jahr war ein typisches Jahr, in dem sich der Dollar schlecht entwickelte. Der US-Wirtschaft ging es ordentlich, die Fed wollte die Zinsen nicht zu stark erhöhen. Es sah so aus, dass es in der restlichen Welt besser läuft als in den USA, dann wertet der Dollar eher ab. Aber wenn es in den USA gut läuft und in der restlichen Welt nicht, dann entwickelt sich der Dollar gut.

Andere Länder haben nicht das Privileg des Dollars, die Weltleitwährung zu sein. Wie besorgt sind Sie über die Lage in den Schwellenländern?
Wir haben es mit einer Anpassung in den Schwellenländern zu tun, weil die Risikoprämien für diese Papiere im vergangenen Jahr, als es eine Jagd nach Rendite gab, zu niedrig waren. Wenn ich Papiere aus der Türkei, Argentinien oder Brasilien kaufen soll, muss ich dafür entsprechend bezahlt werden. Das ist keine Krise, sondern eine Anpassung.

Was unterscheidet eine Anpassung von einer Krise?
Eine Krise, einen klassischen Ausverkauf am Devisenmarkt, gibt es, wenn Sie sich in Dollar verschuldet und ein hohes Leistungsbilanzdefizit haben. Dann sind die Märkte besorgt, und schließlich interveniert die nationale Notenbank.

Aber so ein Szenario mit hohen Leistungsbilanzdefiziten gibt es doch zum Beispiel in der Türkei.
Man kann immer ein oder zwei Länder herauspicken, wenn man will. Insgesamt aber ist das die Ausnahme, nicht die Regel. Ich würde sagen, dass die Schwellenländer in einer viel stabileren Lage sind, als sie es lange Zeit waren. Aber das heißt nicht, dass die Risikoprämien für Schwellenländer auf dem aktuellen Niveau angemessen sind.

Ein anderer Punkt sind die wachsenden Handelskonflikte weltweit. Wie besorgt sind Sie darüber?
Am stärksten gibt es diese Spannungen zwischen den USA und China. Wir erwarten nicht, dass China seine Währung als Mittel in einem Handelskonflikt nutzt. China hat größere Möglichkeiten, seine Währung zu beeinflussen, als viele andere Länder, gleichzeitig müssen wir uns aber auch an ihre Schwankungsanfälligkeit gewöhnen. Aber Peking will die Situation nicht eskalieren.

Selbst wenn Länder ihre Währung nicht bewusst als Waffe einsetzen, könnte ein Handelskonflikt auf den Wechselkurs durchschlagen.
Ja, aber das wäre ein natürlicher Einfluss. Wir glauben, dass in einem solchen Fall die Währungen großer, geschlossener Volkswirtschaften am besten positioniert sind. Japan ist eine große, geschlossene Volkswirtschaft, ebenso die USA und Europa. Wenn Sie ein kleines, offenes Land sind, ist es am schlimmsten. In einer Situation, wo Sie sich um Handel sorgen, sind Währungen aus Singapur oder der Schweiz nur bedingt sichere Häfen.

Hatte US-Präsident Trump in der Vergangenheit zum Beispiel damit gedroht, Zölle auf mexikanische Waren zu verhängen, dann wertete der Peso ab – und hat so einem möglichen Dämpfer für den Handel entgegengewirkt. Können Wechselkursreaktionen die Effekte von Zöllen ausgleichen?
Devisenmärkte können sehr mächtig sein. Nach dem Brexit hat die konservative Regierung in England ein paar sehr aggressive Dinge gesagt, woraufhin das Pfund deutlich gefallen ist und sie einen Rückzieher gemacht hat. Wir sind aber nicht das Justizministerium der Welt. Die Fehler, die Politiker rund um die Welt machen, können nicht durch Wechselkurse ausgeglichen werden.

Herr Bloom, vielen Dank für das Interview.