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Hochplateau-Wandern mit Christine Lagarde: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Jana Randow über eine Zentralbank, die des Straffens müde ist. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages täglich direkt in ihre Mailbox.

Weitere Artikel von Bloomberg auf Deutsch:

Jetzt ist Pause

Die Europäische Zentralbank hat sich für nächste Woche eine Pause verordnet. Ob sie sich danach noch einmal aufrafft und ihre historische Zinskampagne weiterführt, um die Inflation ein für alle Mal in den Griff zu bekommen, darf bei Abwesenheit neuer Schocks bezweifelt werden. Von Bloomberg befragte Volkswirte erwarten keine weitere Anhebung des Einlagensatzes, der seit Juli letzten Jahres in zehn Schritten von -0,5% auf ein Rekordhoch von 4% geklettert ist. Die erste Zinssenkung prognostizieren sie für September.

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Das bedeutet jedoch nicht, dass die Notenbank den Kampf gegen die Inflation bereits gewonnen hat. Im Euroraum wird der Preisdruck erst in etwa zwei Jahren die Zielmarke von 2% erreichen. Entsprechend einsatzbereit zeigte sich daher Präsidentin Christine Lagarde in Marrakesch, wo sie in der vergangenen Woche das Jahrestreffen des Internationalen Währungsfonds besuchte.

“Wir müssen zum jetzigen Zeitpunkt geduldig sein, während sich Angebotsschocks umkehren und neue Schocks auftreten, und darauf achten, sicherzustellen, dass die Inflationserwartungen verankert bleiben, solange die Inflation noch zu hoch ist,” formulierte sie.

Geduldig heißt in diesem Fall jedoch nicht unbedingt untätig. Einige EZB-Räte wollen die nächsten Monate nutzen, um die Bilanz der Notenbank genauer unter die Lupe zu nehmen. Änderungen beim Pandemie-Ankaufprogramm PEPP stehen im Raum, ebenso bei der Mindestreserve und dem allgemeinen operationellen Rahmen der EZB.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin, Alexander Kell, und Boris Groendahl: CoCo kaputt, Öl-Yuan vs. Öl-Rupie, eisenharter Stahlstreit, politisches Kontrastprogramm, und die Kapitäne gehen.

CoCo kaputt

Der Allianz-Treasurer Achim Wiechert gehört zu jenen Spezialisten, die sich nach der Finanzkrise 2008 ernsthafte Gedanken darüber machten, wie steuergeldfinanzierte Bankenrettungen in Zukunft vermieden werden können. Das ist leichter gesagt als getan, denn “vermieden” würden sie ja eben nur für den Steuerzahler — was nichts anderes heißt, als dass jemand anderes bluten würde. Da Aktionäre nach Bankenrettungen in der Regel ja auch mit leeren Händen dastehen, geht es also um Anleiheinvestoren. Zum Instrument der Wahl wurden die sogenannten Additional Tier 1-Anleihen (AT1), auch CoCos genannt. Inzwischen hat sich aber eine Marktpraxis entwickelt, die den ursprünglichen Zweck unterläuft und Banken gerade in Krisenzeiten zu unwirtschaftlichen Schritten zwingt. Zudem zeigte sich bei der Auslöschung der AT1 der Credit Suisse im März, dass die Investoren nach wie vor ungehalten reagieren, wenn AT1 das tun, wozu sie da sind, nämlich Verluste zu absorbieren. Wiechert ist zurück ans Zeichenbrett gegangen und hat eine Lösung ausgearbeitet, die das in Zukunft verhindern soll. Mit Aufsicht und Regulierern hat er schon gesprochen, der interessierten Öffentlichkeit erläutert er seinen Plan auf Bloomberg. Unser Kolumnist Matt Levine hat sich die Idee auch angeschaut.

Öl-Yuan vs. Öl-Rupie

Indien widersetzt sich dem Vernehmen nach dem Druck russischer Öllieferanten, Importe in Yuan zu bezahlen. Im Juni hatte die größte staatliche Raffinerie des Landes schon einmal eine Überweisung in chinesischer Währung getätigt. Nun ist aus informierten Kreise zu hören, die Regierung von Premier Narendra Modi werde Forderungen nach Yuan-Zahlung nicht nachkommen. Das Verhältnis zwischen Neu-Delhi und Peking wird von Grenzkonflikten im Himalaya getrübt. Indiens Ölkonzerne sind zu rund 70% in Staatsbesitz und unterstehen somit dem Finanzministerium. Russland verfügt über einen Überschuss an Rupien, den es nur schwer nutzen kann. Zugleich ist der Yuan begehrt, da Moskau beim Import immer stärker von China abhängig ist. Bei den Dollar-Benchmark-Preisen für Rohöl rechnet Allianz Trade mit einem Preissprung auf bis zu 140 Dollar je Barrel, sollte die Krise im Nahen Osten eskalieren.

Eisenharter Stahlstreit

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und US-Präsident Joe Biden hätten heute gerne eine Einigung über das sogenannte globale Abkommen zu nachhaltigem Stahl und Aluminium verkündet, aber daraus wird wohl nichts. Im Vorfeld des Gipfels in Washington ist ein Deal nicht in Sicht, hieß es. Sollte es auch bis zum Jahresende zu keiner Verständigung kommen, drohen im transatlantischen Handel wieder Zölle in Milliardenhöhe auf Stahl und Aluminium. US-Stahltitel reagierten nachbörslich positiv auf die Nachricht, in Wien fallen Voestalpine um bis zu 2%. Auch gegenüber dem Rest der Welt verfolgt die EU ihre außenwirtschaftlichen Interessen. Nächste Woche will sie Kreisen zufolge zusammen mit geladenen Staats- und Regierungschefs aus rund 20 Nicht-EU-Ländern ihren globalen Infrastrukturplan vorantreiben, mit dem sie China in strategisch wichtigen Regionen Konkurrenz machen will. Global Gateway, der Seidenstraßen-Konkurrent der EU, ist das 300 Milliarden Euro schwere Vorhaben, “intelligente, saubere und sichere Verbindungen in den Bereichen Digitaltechnik, Energie und Verkehr zu fördern.”

Politisches Kontrastprogramm

Am Sonntag stehen Wahlen in zwei Ländern an, deren Folgen unterschiedlicher kaum sein könnten. Sieben Monate nach der Krise der Credit Suisse, die die Schweiz immerhin ihrer zweitgrößten Bank beraubte, werden die Eidgenossen neben den Grünen wohl die Partei der Finanzministerin abstrafen. War doch Karin Keller-Sutter von der FDP das öffentliche Gesicht der Zwangsheirat mit der UBS. Die Nachbeben in der politischen Tektonik der Schweiz sind indes vernachlässigenswert: in der Regierung, dem Bundesrat, dürfte sich durch die Parlamentswahl kaum etwas ändern. Anders in Argentinien: Dort könnte der Ausgang der Präsidentschaftswahlen von entscheidender Bedeutung für das krisengeschüttelte Land sein. Der libertäre Javier Milei war der Star der Vorwahlen im August. Er will die Wirtschaft dollarisieren, die Zentralbank dichtmachen und die Regierung drastisch verkleinern — ohne Deals mit den traditionellen politischen Parteien. Sein Rivale Sergio Massa hat ein Team hochkarätiger brasilianischer Wahlkampfstrategen zu Hilfe geholt, das Präsident Luiz Inacio Lula da Silva half, letztes Jahr Jair Bolsonaro zu besiegen.

Die Kapitäne gehen

Spitzenmanager werfen derzeit in Scharen das Handtuch. In diesem Jahr sind bereits mehr als 1.400 Chief Executives aus ihrer Führungsrolle ausgeschieden, wie eine Untersuchung des Managercoaching-Spezialisten Challenger, Gray & Christmas zeigt. Einen solch hohen Wert gab es noch nie seit Beginn der Datenerhebung im Jahr 2002. Gegenüber 2022 zeigt sich eine Zunahme um fast die Hälfte. Challenger führt einen Großteil der Fluktuation auf konjunkturellen Gegenwind zurück. “Die Unternehmen stellen sich auf die wirtschaftlichen Veränderungen der kommenden Monate ein”, erklärte Andrew Challenger. “Angesichts des Anstiegs der Arbeitskosten und der Zinsen suchen die Unternehmen nach neuen Führungskräften.” In Deutschland verließ in diesem Jahr unter anderem Martina Merz das Ruder bei Thyssenkrupp. In der Schweiz kündigte im September Lonza-Chef Pierre-Alain Ruffieux überraschend seinen Abgang an. Im März schon musste UBS-Chef Ralph Hamers für die Rückkehr von Sergio Ermotti seinen Hut nehmen.

Was sonst noch passiert ist:

  • Banker nicht amüsiert

  • Lukrative Russen-Geschäfte

  • Dürr-Absturz

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