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Der heimliche deutsche Börsenstar heißt TecDax

Der deutsche Technologie-Index wird oft belächelt – dabei erholte er sich besser vom Corona-Crash als der Dax. Was macht ihn so widerstandsfähig?

Im vergangenen Jahr verzeichnete der Teamviewer den größten Börsengang eines Tech-Unternehmens seit dem Platzen der Dotcom-Blase. Analysten sehen in dem Software-Unternehmen einen der vielversprechendsten Werte im TecDax. Foto: dpa
Im vergangenen Jahr verzeichnete der Teamviewer den größten Börsengang eines Tech-Unternehmens seit dem Platzen der Dotcom-Blase. Analysten sehen in dem Software-Unternehmen einen der vielversprechendsten Werte im TecDax. Foto: dpa

Während des Corona-Shutdowns wurden sie die neuen Lieblinge auch der Deutschen: Netflix, Zoom und Amazon. Wenn Kinos, Büros und Geschäfte geschlossen bleiben, dann macht man eben alles zu Hause – Filme streamen, Videokonferenzen, Onlineshopping. Aber nicht nur die drei US-Konzerne sind Krisengewinner. Auch in Deutschland gibt es sie, die Technologie- und Nischenwerte, die plötzlich aufblühen. Vereint sind sie im TecDax, der insgesamt 30 Unternehmen zählt. Und so bekommt der Index, der bislang eher ein Nischendasein fristete, plötzlich Starqualitäten.

Seit Jahresbeginn schlug sich der TecDax deutlich besser als der Dax, dabei haben beide eine Achterbahnfahrt durch den Corona-Crash an den Märkten hinter sich: Während der Technologieindex bislang auf ein Plus von 1,16 Prozent kommt, hat der Dax 4,64 Prozent verloren.

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Dabei sind mit jeweils etwa zehn Prozent die größten Werte im TecDax allesamt auch im Dax vertreten: SAP, die Telekom und Infineon machen ein Drittel des Gewichts aus. Die Gesamtmischung ist aber eine andere, wie Markus Wallner, Aktienstratege bei der Commerzbank, erklärt. Einzelhändler oder Industriekonzerne, von der Coronakrise besonders ausgebremst, seien im TecDax nicht vertreten. „Von Engpässen bei den Lieferketten sind die Technologie-Unternehmen weniger betroffen, weil sie keine Produkte im klassischen Sinne herstellen, sondern Software liefern oder Technologien.“ Besonders interessant findet er Werte wie Nemetschek. Die Firma treibt zum Beispiel die Digitalisierung der Baubranche durch Software für Architekten und Bauunternehmen voran.

Beschleuniger für Digitalisierungsstrategien

Auch Thomas Orthen, der bei Allianz Global Investors (Allianz GI) den Fonds für deutsche Aktien Fondak managt, glaubt an das Wachstumspotenzial der Digitalkonzerne: „Die Covid19-Krise wirkt in vielen Bereichen wie ein Beschleuniger für die Digitalisierungsstrategien der Unternehmen.“ Auch wenn sich ein Abklingen der Krise abzeichnet, schätzt Orthen die Nachfrage für IT-Dienstleistungen weiterhin als sehr hoch ein: „Insgesamt sehen wir als aktive Manager im TecDax einige starke Unternehmen mit strukturellen Wachstumschancen.“ Auch deshalb sei man im Fondak in mehr als der Hälfte der TecDax-Unternehmen investiert.

Die Frage, welche Technologie-Werte nun am vielversprechendsten seien, beantwortet Orthen ähnlich wie Wallner: „Unter den besten Performern seit Jahresanfang befinden sich vor allem Health Care Equipment Supplier, Softwarefirmen, IT-Dienstleister und Unternehmen der Halbleiterindustrie.“

Till Budelmann, Kapitalmarktstratege der Schweizer Privatbank Bergos Berenberg, weist zudem auf das Unternehmen TeamViewer hin, das Software für den Fernzugriff und die Fernwartung von Computern zur Verfügung stellt. So können beispielsweise IT-Probleme im Homeoffice von Experten aus der Ferne behoben werden. „Aufgrund des durchschlagenden Erfolgs der Fernwartungssoftware gehört der Wert bisher zu den größten Corona-Profiteuren in Deutschland und Europa, was sich massiv im Börsenkurs niedergeschlagen hat“, erklärt Budelmann.

Wie der Dax wurde allerdings auch der TecDax von der Wirecard-Pleite gebremst. Denn der Zahlungsdienstleister ist ebenfalls im TecDax gelistet. Wie lange noch, das ist völlig offen. Wirecard ist inzwischen insolvent, eine Zerschlagung zeichnet sich ab.

Eine andere Liga

Im Vergleich zu seinem US-Pendant, dem Nasdaq, hat der deutsche TecDax allerdings noch aufzuholen, finden die Experten unisono. Der Nasdaq spiele mit Werten wie Apple, Microsoft und Amazon in einer ganz anderen Liga. „Das Wachstumspotenzial und die Skalierbarkeit unter den US-Firmen sind einfach um ein Vielfaches größer“, sagt Commerzbank-Stratege Wallner.

Auch für Berenberg-Mann Budelmann sind TecDax und Nasdaq „zwei verschiedene Welten“ – und zwar „nicht nur bezogen auf die Marktkapitalisierung, sondern auch hinsichtlich der kurz- und mittelfristigen Performance“. Denn der Nasdaq liegt seit Jahresbeginn 22 Prozent im Plus. Auch im Dreijahresvergleich gewinnt der Nasdaq mit einem Plus von 83 Prozent, der TecDax schaffte 31 Prozent.

Grundsätzlich sind die Wachstumsaussichten für Techwerte aber beiderseits des Atlantiks gut. „Investitionen in Digitalisierung und IT-Infrastruktur stehen trotz und gerade unter Corona-Bedingungen ganz oben auf der Agenda und bieten gut positionierten Unternehmen mit guter Unternehmensführung weiterhin sehr gute Wachstumschancen“, sagt Allianz-GI-Experte Orthen. „Insgesamt ist der TecDax gespickt mit vielen Unternehmen, die sich in den letzten Jahren eine hervorragende Marktposition aufgebaut haben.“