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Haushaltskrise bremst Elektroautos aus: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Stefan Nicola über Bremsspuren. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages täglich direkt in ihre Mailbox.

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Autobauer-Blues

Als die Verfassungsrichter Mitte November ihr Schock-Urteil zum Bundeshaushalt abgaben, klingelten bei den deutschen Autobauern die Alarmglocken. Denn die Ampelkoalition hat Milliarden für den Aufbau einer “grünen” Industrie versprochen: Fabriken für Batterien und Halbleiter, ein Ladenetz für Elektrofahrzeuge. Seit dem Karlsruher Urteil ist all das ungewiss.

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Bundeskanzler Olaf Scholz und Wirtschaftsminister Robert Habeck haben zwar versprochen, das Geld werde fließen. Doch die Manager bleiben skeptisch, auch weil sich bis jetzt niemand in Berlin zu konkreten Vorhaben äußern will. Was passiert etwa mit dem Plan für 1.700 Lkw-Ladestationen, die Daimler Truck, Volvo und Traton in den nächsten Jahren errichten wollen — viele davon im wichtigen Logistikhub Deutschland? Das extra hierfür gegründete Joint Venture hält sich dazu bedeckt.

Dabei hat die gebeutelte Industrie schon genug Probleme. Bei Volkswagen könnten Jobs verloren gehen, nachdem die Wolfsburger in den letzten Monaten die Produktion von Elektroautos aufgrund sinkender Nachfrage herunterfahren mussten. Continental und Michelin haben Fabrikschließungen angekündigt. Die Autoindustrie fordert baldigst Klarheit, Planungssicherheit und verlässliche Rahmenbedingungen.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin, Boris Groendahl und Verena Sepp: Häresie im Markt, noch nicht vorbei, Erben reicher als Selfmade-Milliardäre, Verlängerung, und Klimaschutz unter Palmen.

Häresie im Markt

EZB-Ratsmitglieder drehen fleißig die Gebetsmühle mit dem Mantra längerfristig erhöhter Zinsen, aber der Markt hat den Glauben längst verloren. In drei aufeinanderfolgenden Monaten hat sich die Inflation stärker abgeschwächt als von Ökonomen vorhergesagt, und die November-Inflationsrate von 2,4% war näher am EZB-Ziel als jemals zuvor seit Mitte 2021. Noch im August war die Inflation mehr als doppelt so hoch. Händler mit Wetten auf Zinssenkungen im April sind sich ihrer Sache sicherer denn je, auch wenn die Falken im EZB-Turm dagegenhalten — so wie Bundesbankpräsident Nagel gestern Abend. “Die Inflationsrisiken sind meines Erachtens aufwärtsgerichtet – nicht zuletzt aufgrund der aktuellen geopolitischen Lage”, sagte der beim Jahresempfang der Pfandbriefbanken. “Deshalb schließe ich eine weitere Zinserhöhung nicht aus”. Ratsmitglied Pierre Wunsch hatte letzte Woche gedroht, dass eine Zinserhöhung notwendig sein könnte, wenn die Senkungswetten nicht aufhörten, aber es fruchtet alles nichts. Die Goldman-Volkswirte erwarten den Beginn der Zinssenkungen nun bereits im zweiten Quartal und nicht mehr erst im dritten. Damit nähern sie sich der Marktsicht an.

Noch nicht vorbei

BayernLB-Vorstand Gero Bergmann dürfte beim Empfang der Pfandbriefbanken in Berlin nur wenige Anwesende mit der Diagnose überrumpelt haben, dass die Immobilienkrise in Deutschland noch nicht vorbei ist. Am Tag nach der Insolvenz der zentralen Holding der Signa-Immobiliengruppe ist das ja auch keine besonders gewagte Prognose. Bergmann sieht die Banken aber für die kommenden Wertberichtigungen gerüstet: die Kapitalpolster sind dicker als etwa vor der Finanzkrise 2008, und die Beleihungsquoten sind niedriger. “Das sollte für unsere Branche in Summe gut verkraftbar sein”, so Bergmann. Auch Bundesbankpräsident Nagel läutete bei dem Empfang noch keine Alarmglocken. Unterdessen treten die Konturen der Signa-Krise weiter hervor. Zu den Insolvenzmeldungen gesellte sich die SportScheck-Kette, als weiterer Gläubiger (allerdings nicht der Holding) stellte sich mit 600 Millionen Euro die UniCredit heraus. Der Test für die Banksicherheiten in der Praxis könnte nun bald eintreten.

Erben reicher als Selfmade-Milliardäre

Die Neuzugänge unter den Milliardären haben im vergangenen Jahr mehr Vermögen geerbt als durch Unternehmertum geschaffen, so ein UBS-Bericht. Seit Beginn der jährlichen Studie 2015 ist es das erste Mal, dass die Erben das Rennen machen. 53 Glückliche haben insgesamt 150,8 Milliarden Dollar geerbt, wohingegen 84 frischgebackene Selfmade-Milliardäre “nur” 140,7 Milliarden Dollar anhäufen konnten. Die Ergebnisse untermauern eine historische Verschiebung. Zwar werden die Spitzenplätze des Bloomberg Billionaires Index immer noch von Unternehmern dominiert, diese bereiten sich jedoch nach fruchtbaren Jahren des Tech- und Immobilienbooms darauf vor, ihr Vermögen weiterzureichen. Laut UBS dürften das in den nächsten 20 bis 30 Jahren etwa 5,2 Billionen Dollar sein. Der Österreicher Mark Mateschitz hat sein Erbe bereits eingesackt, er wurde in diesem Jahr zum reichsten Millennial Europas, nachdem er 49% am weltgrößten Energy-Drink-Unternehmen Red Bull seines Vaters geerbt hatte. Sein Landsmann René Benko, einstiger Schulabbrecher und ehemals bewundert als Schöpfer des milliardenschweren Immobilien-Imperiums Signa, steckt gerade tief in der Krise, Insolvenz droht.

In der Verlängerung

Die Bundesliga geht in die Verlängerung beim Versuch, die Medienrechte für die deutschen Spitzenligen zu Geld zu machen. Es ist bereits der dritte Versuch in den letzten zwei Jahren. Diesmal steht ein 8%-Anteil zum Verkauf, für den sich dem Vernehmen nach vier Finanzinvestoren interessieren. Als Hausnummer für Gebote wurde etwa eine Milliarde Euro genannt. Den 36 Vereinen der ersten und der zweiten Liga sollen die Angebote am 11. Dezember präsentiert werden. Vergangene Versuche sind immer wieder am Widerstand einiger Vereine gescheitert, der wiederum häufig von den Fans getrieben war. Bei Fortuna Düsseldorf, dessen Vorstand beim letzten Anlauf für einen Verkauf gestimmt hatte, drängen die Mitglieder diesmal auf ein Nein-Votum. Proximus hat die belgischen Übertragungsrechte für alle Spiele der UEFA Champions League erneuert.

Klimaschutz unter Palmen

Zehntausende Politiker, Diplomaten, Aktivisten, Konzernlenker, Geschäftsleute und Philanthropen reisen per Flugzeug zur diesjährigen COP an, die voraussichtlich die größte aller Zeiten sein wird. Deutschland entsendet aus Kanzleramt und acht Ministerien insgesamt 16 Regierungsvertreter zur vierzehntätigen “Conference of the Parties” des UN-Rahmenabkommens zum Klimawandel ins sonnige Dubai, natürlich nicht zusammen in einem Regierungsflieger. COP27 fand im sonnigen Ägypten statt. Fast 200 Länder haben nun weniger als zwei Wochen Zeit, um ein neues, einstimmiges Abkommen zur Bekämpfung des Klimawandels zu erzielen. UN-Generalsekretär Guterres hat 2023 schon mal als das “heißeste Jahr in der Geschichte der Menschheit” bezeichnet. Aus der deutschen Steuerschatulle sagte die SPD-Entwicklungshilfeministerin Schulze schon einmal 100 Millionen Dollar für einen Fonds zum Ausgleich von “Klimaschäden” in “besonders verwundbaren” Staaten zu. In den USA diskutieren Administration und Kongress noch darüber, 17,5 Millionen Dollar locker zu machen. Auf der Versammlung geht es viel um “Gerechtigkeit” bei der Umsetzung der klimapolitischen Maßnahmen, also Umverteilung von reicheren zu ärmeren Anspruchsgruppen innerhalb und zwischen Staaten. Das 1,5°C-Ziel ist ziemlich tot, die Klimaschützer-Gemeinde wird sich bald auf eine neue, alles entscheidende Benchmark einigen müssen. Im Gespräch ist scheinbar 1,7°C.

Was sonst noch passiert ist:

  • Mieterhöhung kommt

  • Waffenruhe beendet

  • Immobilienmarkt erholt

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