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HAUPTSTADTGEFLÜSTER: Corona verkürzt Kreuzberger Nächte

(Bloomberg) -- Mit ihrem Song “Kreuzberger Nächte sind lang” stürmten die Gebrüder Blattschuss Ende der Siebziger Jahre die deutschen Charts. Doch nun ist auch dieser alkoholgetränkte Gassenhauer dem Corona-Virus zum Opfer gefallen.

Angesichts explodierender Infektionszahlen in der Hauptstadt verhängte der Senat diese Woche eine Sperrstunde. Ab 23 Uhr müssen Bars und Restaurants schließen, auch Tankstellen und die populären Spätkaufstellen - Spätis - dürfen dann keinen Alkohol mehr verkaufen. Im Freien dürfen sich nachts ab sofort nur noch maximal fünf Personen gemeinsam aufhalten, was die Stimmung auf den allseits beliebten Corona-Partys erheblich dämpfen dürfte.

Für so manchen Bewohner der Hauptstadt dürfte diese Maßnahme des Berliner Senats einer Kriegserklärung gleichkommen. Insbesondere Jugendliche haben die vergangenen Monate dazu genutzt, ihren Frust über die Corona-Beschränkungen in öffentlichen Besäufnissen zu ertränken. Ohne Maske, versteht sich.

Mittlerweile gelten fünf Berliner Bezirke als Risikogebiete. Seit dem Fall der Mauer sind die Nächte eben nicht nur in Kreuzberg lang geworden, sondern auch in den Szenevierteln Mitte und Friedrichshain.

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Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller schaute dem bunten Treiben lange tatenlos zu. Und Kultursenator Klaus Lederer von der Linkspartei setzte noch einen drauf, als er den Tag der Deutschen Einheit am vergangenen Wochenende kurzerhand zum “Tag der Clubkultur” erklärte und sich selbst ins Partygewimmel stürzte. Das Nachsehen haben die vielen Berliner, die sich seit Monaten brav an die Corona-Regeln gehalten haben.

Die Bundespolitik schaut einmal mehr fassungslos auf die Verantwortlichen in der Hauptstadt. Dank ihrer Untätigkeit ist direkt vor der Haustür von Bundeskanzlerin Angela Merkel, die ja in Mitte wohnt, ein Hotspot entstanden. „Berlin wird zum Gesundheitsrisiko für die ganze Republik“, schimpfte CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak im „Spiegel“. „Während die Infektionszahlen in der Hauptstadt explodieren, sind der Berliner Senat und die zuständigen Behörden völlig planlos.“ Merkel selbst hatte zuvor bereits ihren Unmut über die Zustände in der Hauptstadt gegenüber Müller zum Ausdruck gebracht.

Die Spannungen zwischen Bund und einzelnen Ländern, aber auch der Bundesländer untereinander, nehmen zu. Am Mittwoch verhängte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder ein Beherbergungsverbot für Urlauber aus Risikogebieten und betonte ausdrücklich, dass er dazu auch die Berliner Bezirke mit hohen Infektionsraten zählt. In Schleswig-Holstein gilt bereits eine ähnliche Regelung, andere Bundesländer dürften folgen. Dabei stehen wir erst am Herbstanfang - wer weiß, wie sich die Lage in den nächsten Monaten und bei einem langen Winter entwickeln wird.

Angesichts der Aussicht, die Herbstferien nun gemeinsam mit der Familie im trauten Heim verbringen zu müssen, dürfte sich so mancher Berliner schon bald nach einer Kneipentour durch Kreuzberg sehnen. Auch wenn diese Nacht jetzt nicht mehr allzu lang sein wird.

(Dieser Kommentar spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung von Bloomberg LP oder deren Eigentümern wider. Arne Delfs ist Reporter bei Bloomberg News.)

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