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Hauptstadt von Berg-Karabach mit Raketen angegriffen

Das aserbaidschanische Militär feuert mit Raketen auf die Hauptstadt Stepanakert. Berg-Karabachs Präsident Araik Arutjunjan droht mit Gegenangriffen.

Armenien wirft Aserbaidschan und der Türkei vor mit Hilfe islamistischer Terroristen zu kämpfen. Foto: dpa
Armenien wirft Aserbaidschan und der Türkei vor mit Hilfe islamistischer Terroristen zu kämpfen. Foto: dpa

Bei den Kämpfen im Südkaukasus ist die Hauptstadt von Berg-Karabach nach Darstellung der Behörden vor Ort mit Raketen angegriffen worden. Das aserbaidschanische Militär habe Stepanakert am Sonntag erneut beschossen, teilte der Anführer der international nicht anerkannten Republik Berg-Karabach, Araik Arutjunjan, im Kurznachrichtendienst Twitter mit. Es sei dabei auch auf zivile Objekte gezielt worden. Einzelheiten nannte er zunächst nicht. Armenien sprach von Opfern, nannte aber keine Zahlen.

Der dort so bezeichnete Präsident drohte als Reaktion darauf, militärische Objekte in größeren Städten Aserbaidschans anzugreifen. Die Bevölkerung solle sich deshalb in Sicherheit bringen, schrieb er. Nach der Ankündigung seien Angriffe auf den Militärflughafen in der Stadt Ganja geflogen worden. Aserbaidschan erklärte am Mittag, es habe dabei einen Toten und vier Verletzte gegeben.

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Aserbaidschan hat dem verfeindeten Armenien einen Raketenangriff auf die zweitgrößte Stadt Gandscha vorgeworfen. Der aserbaidschanische Verteidigungsminister Sakir Hassanow sprach am Sonntag von einer „Ausweitung der Kampfzone“.

Zwar wies Armenien den Vorwurf zurück. Der Präsident von Bergkarabach, Arajik Harutjunjan, erklärte dagegen, seine Streitkräfte hätten eine Militärbasis in Gandscha angegriffen. Ab jetzt seien auch die Stützpunkte in weiteren aserbaidschanischen Städten Ziele. Aserbaidschan zufolge starb bei dem Angriff auf Gandscha ein Zivilist. Die Opferangaben in dem Konflikt lassen sich nicht von unabhängiger Seite überprüfen.

Armenien warf der Türkei vor, an den Gefechten direkt beteiligt zu sein. „Es gibt 150 hochrangige türkische Offiziere, die die Militäroperationen Aserbaidschans leiten“, sagte der armenische Ministerpräsidenten Nikol Paschinjan am Samstagabend in einer Ansprache an sein Volk. „Das Ausmaß der Offensive ist beispiellos.“ Zuvor hatte der aserbaidschanische Präsident Ilham Aliyev gesagt, die Türkei als Verbündeter seines Landes sei nicht in den Konflikt verwickelt.

Armenischer Ministerpräsident telefonierte mit Merkel

Es gebe Kämpfe über die gesamte Frontlinie hinweg, sagte Paschinjan. „Wir stehen vor einem schicksalhaften Kapitel unserer Geschichte.“ Das armenische Volk sei Ziel Aserbaidschans und der Türkei, sagte der Regierungschef. Laut armenischer Agentur Armenpress telefonierte er am Samstagabend zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und habe sie über die Beteiligung türkischer Militäroffiziere informiert.

Aliyev wiederum dankte am Abend in einem von seinem Büro veröffentlichten Brief dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan für seine Unterstützung. Konkret verwies er darauf, dass die Türkei das Vorgehen Armeniens verurteile.

Aserbaidschan hatte erneut Geländegewinne für sich reklamiert. Der Präsident schrieb bei Twitter, dass die Ortschaft Madagisin von der Armee erobert worden sei. „Ich gebe dem befreiten Madagisin seinen historischen Name zurück – Suqovusan“, betonte das Staatsoberhaupt. Eine unabhängige Bestätigung für die Eroberung gab es nicht. Das Dorf befindet sich am strategisch wichtigen Sarsang-Stausee, der die Wasserzufuhr für den Fluss Terter in der östlich gelegenen Ebene kontrolliert.

Die beiden verfeindeten Länder hatten den Tag vorher über von Gefechten in mehreren Regionen gesprochen. Armenien teilte mit, Kampfflugzeuge des Gegners abgeschossen zu haben. Seit mittlerweile einer Woche liefern sich die beiden Staaten schwere Gefechte in dem von Armenien kontrollierten Gebiet in Aserbaidschan.

Der Konflikt um Bergkarabach war vor etwa einer Woche wieder offen ausgebrochen. Die beiden Länder kämpfen seit Jahrzehnten um die bergige Region, in der rund 145.000 Menschen leben. In einem Krieg nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion vor rund 30 Jahren verlor Aserbaidschan die Kontrolle über das Gebiet.

Es wird heute von christlichen Karabach-Armeniern bewohnt. Seit 1994 gilt eine brüchige Waffenruhe. International wird sie nicht als unabhängige Republik anerkannt. Da das mehrheitlich christliche Armenien mit Russland verbündet ist und das mehrheitlich muslimische Aserbaidschan von der Türkei unterstützt wird, droht eine Ausweitung des Konflikts über die Region hinaus. Durch den Südkaukasus laufen zudem wichtige Erdgas- und Öl-Pipelines.

Einsatz russischer Friedenstruppen nur im Einverständnis mit beiden Ländern

Offizielles Gremium für die Vermittlung zwischen den beiden verfeindeten Ex-Sowjetrepubliken ist die so bezeichnete Minsker Gruppe der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE). Die Gruppe forderte ein sofortiges Ende der Kampfhandlungen sowie eine Rückkehr an den Verhandlungstisch. Paschinjan brachte zudem russische Friedenstruppen ins Gespräch. Darüber solle in der Minsk-Gruppe diskutiert werden, meinte er.

Aserbaidschan sei nicht für die Zusammensetzung dieser Gruppe verantwortlich, sagte Aliyev dem Fernsehsender Al-Dschasira. Wenn heute über eine Besetzung dieser Gruppe zu entscheiden wäre, die auch Frieden fördern könne, „wäre die Zusammensetzung natürlich völlig anders gewesen“.

Moskau will russische Friedenstruppen nur mit Einverständnis von Eriwan und Baku in die Krisenregion schicken. Das sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Samstagabend, wie der Sender RBK berichtete. „Friedenstruppen können nur bei Zustimmung beider Seiten stationiert werden“, wurde er zitiert.

Bundeskanzlerin Angela Merkel forderte bei einem Telefonat mit dem armenischen Ministerpräsidenten Nikol Paschinjan ein sofortiges Ende aller Kämpfe. Es sollte zudem eine „humanitäre Feuerpause“ vereinbart werden, um Soldaten zu bergen, teilte das Bundespresseamt am Sonntag nach dem Gespräch am Samstag mit. Merkel sei besorgt angesichts der andauernden Gefechte und steigenden Opferzahlen.