Großbauprojekte, bei denen Budget und Zeitplan tatsächlich aufgingen
Großprojekte mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis
Großprojekte sind bekannt dafür, dass sie gerne das Budget sprengen und sich lange verzögern. Tatsächlich sind mehr als 98 Prozent aller Bauunterfangen teurer als geplant und werden zu spät fertiggestellt, wie die Consultingfirma McKinsey errechnet hat. Doch es gibt auch Ausnahmen: Bei den folgenden 15 Bauwerken gingen Zeit- und Kostenplanung auf...
Alle Beträge wurden inflationsbereinigt an den heutigen Geldwert angepasst und von US-Dollar in Euro umgerechnet.
Adaptiert von Sandra Schröpfer
Panamakanal, Panama
Der Panamakanal bleibt eines der größten und schwierigsten Großprojekte, die je umgesetzt wurden. Die Tatsache, dass US-Ingenieure das Projekt ein Jahr vor dem geplanten Termin 1914 fertigstellten, macht die zentralamerikanische Wasserstraße umso außergewöhnlicher.
Panamakanal, Panama
Um noch mehr Superlative zu nennen, kostete der Kanal 23 Millionen US-Dollar weniger als die 398 Millionen US-Dollar, die für den gesamten Auftrag veranschlagt worden waren. Aus heutiger Sicht liegt die Ersparnis damit inflationsbereinigt bei umgerechnet rund 555 Millionen Euro.
Eiffelturm, Paris, Frankreich
Der Pariser Eiffelturm, ein wahres Wunder der Ingenieurskunst des 19. Jahrhunderts, wurde in Rekordzeit fertiggestellt. Der Bau der schmiedeeisernen Konstruktion, die von drei Architekten entworfen wurde, begann 1887 unter der Leitung von Ingenieur Gustave Eiffel und wurde im März 1889 abgeschlossen. Angesichts der Komplexität des Projekts war dies eine beeindruckende Leistung.
Eiffelturm, Paris, Frankreich
Noch beeindruckender ist die Schlussrechnung: Die Gesamtkosten für den Bau des Eiffelturms waren sechs Prozent unter dem eingeplanten Budget von 8,3 Millionen Francs, was unter Berücksichtigung der Inflation heute umgerechnet rund 39 Millionen Euro entspräche. Damit wurden 500.000 Francs bzw. aus heutiger Sicht 2,4 Millionen Euro eingespart.
First Transcontinental Railroad, USA
Die Eisenbahnstrecke, die erstmals mehrere Weststaaten der USA miteinander verband und den Transport in Amerika veränderte, wurde 1869 fertiggestellt – sieben Jahre früher als geplant. Insgesamt war die First Transcontinental Railroad 3.069 Kilometer lang und führte von Omaha in Nebraska bis nach San Francisco an der Pazifikküste.
First Transcontinental Railroad, USA
Die Eisenbahnverbindung kostete damals 125 Millionen US-Dollar, was auf wundersame Weise im Budget lag. Inflationsbereinigt entspricht die Summe heute umgerechnet rund 2,4 Milliarden Euro. Damit fiel die Schlussrechnung tatsächlich erheblich niedriger aus als befürchtet.
Hoover-Damm, Nevada/Arizona, USA
Ein weiterer Triumph amerikanischer Ingenieurskunst ist der Hoover-Damm, ursprünglich Boulder Dam genannt, eine Talsperre an der Grenze der US-Bundesstaaten Nevada und Arizona. Er wurde 1936 in Betrieb genommen, gut zwei Jahre vor dem geplanten Termin, ganz zur Freude der Regierung angesichts der damaligen Weltwirtschaftskrise.
Hoover-Damm, Nevada/Arizona, USA
Noch dazu war der Bau des Staudamms 15 Millionen US-Dollar günstiger als geplant. Das gesamte Bauprojekt kostete damit aus heutiger Sicht 852 Millionen Euro – damals 49 Millionen US-Dollar – und eingespart wurden damit 260 Millionen Euro.
Golden Gate Bridge, San Francisco, USA
Um in den USA zu bleiben, auch San Franciscos weltbekannte Brücke wurde viele Monate vor dem geplanten Termin eröffnet, im Mai 1937. Die Golden Gate Bridge war damals die längste Hängebrücke der Welt (der Rekord wurde 1964 von der Verrazzano-Narrows Bridge im New Yorker Stadtteil Brooklyn eingestellt).
Golden Gate Bridge, San Francisco, USA
Kein Wunder also, dass bei so viel Effizienz der Bau auch noch günstig ausfiel. Die Brücke kostete insgesamt 35 Millionen US-Dollar – was einem heutigen Geldwert von umgerechnet rund 587 Millionen Euro entspricht – und damit 1,3 Millionen US-Dollar bzw. inflationsbereinigt 21,7 Millionen Euro weniger, als das Budget vorsah.
Empire State Building, New York, USA
Das Empire State Building in Manhattan, das von seiner Fertigstellung im Mai 1931 bis 1970 das höchste Gebäude der Welt war, wurde viereinhalb Monate früher als geplant eröffnet. Der Bau des Art-déco-Wolkenkratzers dauerte nur ein Jahr und 44 Tage.
Empire State Building, New York, USA
Das Empire State Building stand nicht nur in Rekordzeit, sondern war auch ein wahres Schnäppchen. Die Schlussrechnung belief sich auf nur 40,9 Millionen US-Dollar, inflationsbereinigt rund 622 Millionen Euro, was deutlich weniger als einberechnet war.
Aluminiumschmelze Mozal, Maputo, Mosambik
Mosambiks größtes Bauprojekt im Privatsektor, die Aluminiumschmelzanlage Mozal, ging im September 2000 in Betrieb und war damit sechs Monate vor dem geplanten Termin einsatzbereit.
Aluminiumschmelze Mozal, Maputo, Mosambik
Die Schlussrechnung für die Anlage ging ebenfalls auf: Bei Baukosten von 1,2 Milliarden US-Dollar wurden sogar noch 100 Millionen US-Dollar gespart. Aus heutiger Sicht liegt die Ersparnis damit bei rund 141,5 Millionen Euro. Dank seiner erfolgreichen Fertigstellung wurde Mozal vom International Project Management Institute (PMI) zum Projekt des Jahres gekürt.
SkyTrain Millennium Line, Vancouver, Kanada
Die erste Bauphase von Vancouvers zweiter SkyTrain-Linie war eine Meisterleistung und beweist, dass auch Projekte im öffentlichen Nahverkehr effizient umgesetzt werden können. Die neue Zugstrecke zwischen den Stationen Columbia und Commercial Drive wurde am 7. Januar 2002 noch vor Ablauf der Frist eröffnet.
SkyTrain Millennium Line, Vancouver, Kanada
Dank Hauptinvestor TransLink war das Großprojekt viel günstiger als erwartet. Insgesamt beliefen sich die Baukosten auf 37 Millionen US-Dollar, was einem heutigen Geldwert von 50 Millionen Euro entspricht.
Viadukt von Millau, Millau, Frankreich
Der Bau der höchsten Brücke der Welt war mit Schwierigkeiten verbunden. Doch das Ingenieurbüro Effiage, das mit dem Bau beauftragt war, schaffte es trotzdem, das Viadukt von Millau in Südfrankreich in kürzester Zeit fertigzustellen.
Viadukt von Millau, Millau, Frankreich
Die Brücke war bereits im Dezember 2004, drei Monate vor dem Fälligkeitsdatum, fertig. Das Beste daran war allerdings, dass das Großprojekt gut im Budget blieb. Die Endkosten beliefen sich nach heutigem Geldwert auf 670 Millionen Euro.
Terminal 5 am Flughafen Heathrow, London, Großbritannien
Die Planung des Terminal 5 am Flughafen London-Heathrow nahm zwar 20 Jahre in Anspruch, doch als die Erweiterung endlich grünes Licht erhielt, wurde der Bau superschnell umgesetzt. Königin Elizabeth II. eröffnete die neue Abflughalle am 14. März 2008, deutlich früher als geplant.
Terminal 5 am Flughafen Heathrow, London, Großbritannien
Die Gesamtbaukosten von 5 Milliarden US-Dollar – inflationsbereinigt sind das 5,7 Milliarden Euro – lagen deutlich unter der Budgetobergrenze. Ein wirklich gutes Preis-Leistungs-Verhältnis also.
Phase I der Metro Delhi, Delhi, Indien
Die erste Bauphase von Delhis neuer Schnellbahn bezeichneten Experten als „außergewöhnlich“. Das Millionenunterfangen, das heute als Vorzeigeprojekt des indischen Nahverkehrs gilt, wurde 2006 und damit fast drei Jahre früher als geplant fertiggestellt.
Phase I der Metro Delhi, Delhi, Indien
Die Baukosten blieben ebenfalls gut im Rahmen und beliefen sich auf 2,4 Milliarden US-Dollar, was heute ungefähr 2,9 Milliarden Euro entsprechen würde. Das Sahnehäubchen setzte dem Projekt schließlich die Verkehrsbehörde von Delhi auf, als 2011 bereits alle Kosten ausgeglichen waren.
Verlängerung der Sound Transit Link Light Rail, Seattle, USA
Ein weiteres Schnellbahnprojekt, das vorzeitig abgeschlossen wurde und weit unter dem Budget blieb, ist die Verlängerung der Sound-Transit-Linie in Seattle. Der neue Streckenabschnitt zwischen Capitol Hill und der Universität wurde im März 2016, sechs Monate vor Ablauf der Frist, eröffnet.
Verlängerung der Sound Transit Link Light Rail, Seattle, USA
Die Verlängerung der Link Light Rail war nicht nur schnell zu bauen, sondern auch erstaunlich günstig. Die Gesamtkosten blieben rund 189 Millionen Euro unter der Budgetobergrenze.
Offshore-Windpark Gemini, Nordsee, Niederlande
Der drittgrößte Offshore-Windpark der Welt vor der niederländischen Nordseeküste hatte zwar mit Verzögerungen in der ersten Bauphase zu kämpfen. Doch fertiggestellt wurde er trotzdem bereits im April 2017, noch weit vor Ablauf des Zeitplans.
Offshore-Windpark Gemini, Nordsee, Niederlande
Damit war die Anlage Gemini ein sehr kostengünstiges Großprojekt. Die Aufstellung der 75 Windkraftanlagen kostete rund 3,8 Milliarden Euro, was unterhalb der geschätzten Summe lag.
Siemens-Kraftwerke, Ägypten
Der deutsche Technologieriese Siemens stellte im Juli 2018 sein bis dato größtes Milliardenprojekt fertig und musste dafür nicht einmal sein Budget von 8,5 Milliarden Euro überschreiten. Der Bau von zwölf Kraftwerken an mehreren Standorten in Ägypten wurde in einer Rekordzeit von 27,5 Monaten abgeschlossen.
Siemens-Kraftwerke, Ägypten
Kein anderes Unternehmen hat jemals in so kurzer Zeit so viele Kraftwerke gebaut. Mithilfe der hochmodernen Anlagen, die eine Gesamtleistung von 14,4 Megawatt aufbringen, sollen in Ägypten jährlich mehrere Milliarden Euro an Stromkosten eingespart werden.
Nordwestabschnitt der Sydney Metro, Sydney, Australien
Der Bau der S-Bahn-Linie im Nordwesten der australischen Metropole Sydney hätte nicht besser laufen können. Das Nahverkehrsprojekt wurde nicht nur viel früher als erwartet abgeschlossen, sondern lag auch bei Weitem unter dem Budget.
Nordwestabschnitt der Sydney Metro, Sydney, Australien
Die Sydney Metro Northwest kostete eine Milliarde australische Dollar weniger als erwartet. Das entspricht 646 Millionen Euro und ist damit die größte Ersparnis in unserer Auflistung.