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Grünen-Chefin Baerbock fordert Unterstützung für deutsche FFP2-Masken-Produktion

Die Grünen-Bundesvorsitzende wagt die ersten Unternehmensbesuche nach dem Corona-Lockdown. Dabei sucht sie den Schulterschluss mit der Wirtschaft.

Normale Zeiten, die gibt es noch nicht. Grünen-Chefin Annalena Baerbock war vor Corona-Zeiten häufig mit der Bahn zu Terminen unterwegs – heutzutage setzt sie sich hingegen auch in ihr Privatauto, um die Thorka GmbH im brandenburgischen Eberswalde anzusteuern. Endlich mal wieder ein richtiger Außentermin, raus aus dem Homeoffice zu persönlichen Gesprächen, mit Abstand und Maske versteht sich.

Die Thorka GmbH produziert seit mehr als 50 Jahren in Deutschland die Schulranzen „McNeill“. McNeill, das war der Familienhund, ein Yorkshire Terrier, verrät das Management des Unternehmens beim Rundgang durch die Fertigungshalle. Bis heute ist der Hund Bestandteil des Unternehmenslogos und damit auf jedem McNeill-Ranzen verewigt.

Doch der Bundesvorsitzenden der Grünen geht es an diesem Donnerstag weniger um Schulranzen. Ihr Fokus richtet sich auf die Mund- und Nasenschutzmasken und auf Unternehmen, die zu Beginn der Krise schnell und flexibel ihre Produktion umgestellt haben, um Deutschland aus der Krise zu helfen – und jetzt dabei sind, sich von weiteren Ausbauplänen schon wieder zu verabschieden, weil die versprochenen Zusagen der Bundesregierung auf sich warten lassen.

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Ein Termin, der wie geschaffen für eine Oppositionspartei wie die Grünen ist, die sich in den vergangenen Monaten nicht wie die Regierungsparteien als Krisenmanager bewähren konnten und deren Umfragewerte gesunken sind.

Thorka hatte – von der Coronakrise selbst kalt erwischt – im April seine Produktion auf wiederverwendbare, doppellagige Mund-Nasenschutz-Masken erweitert und damit seine Näher und Näherinnen aus der Kurzarbeit zurückgeholt. Ranzen wurden kaum verkauft, die Nachfrage nach Masken dagegen war riesig, vor allem in den ersten Wochen nach Beginn der Pandemie, als es in Deutschland so gut wie keine mehr zu kaufen gab.

Rückendeckung für FFP2-Masken-Produktion

Doch von den Plänen, auch in die Produktion sogenannter FFP2-Masken einzusteigen, könnte sich das Unternehmen schon bald wieder verabschieden. FFP2-Masken schützen die maskentragende Person vor der Inhalation schädlicher Aerosole.

Damit sind sie also viel sicherer als normale Mund-Nase-Bedeckungen, und vor allem für Mediziner und Mitarbeiter in Pflegeberufen gedacht. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte sich zu Beginn der Pandemie für die Produktion solcher Masken ausgesprochen, um unabhängiger vom asiatischen Markt zu werden.

Die bisherigen Abnahmegarantien mit einer Laufzeit bis Ende 2021 reichen dem Unternehmen aber nicht aus. Eine Verlängerung wäre zwingend notwendig, sagte Thorka-Geschäftsführer Klaus Götsch. Zudem müsse sichergestellt werden, dass auch sämtliche Materialien zur Herstellung der Masken aus Deutschland oder der EU zu stabilen Preisen bezogen werden könnten. Auch hier war die Abhängigkeit von Lieferanten aus Fernost bislang ein Problem.

„Das Bundeswirtschaftsministerium muss gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium den Rahmen dafür setzen, dass die Unternehmen den Schritt in die Umstellung gehen können“, forderte Baerbock nun. Auf Twitter schrieb die Grünen-Politikerin, dass Unternehmen, „die für uns ins Risiko gehen“ Unterstützung bräuchten. „Wenn wir in D und Europa eine Pandemiewirtschaft aufbauen wollen, müssen wir diesen auch Planungssicherheit bieten“, heißt es in dem Tweet weiter.

Die Unabhängigkeit vom asiatischen Markt bei kritischen Infrastrukturen und medizinischer Ausrichtung sei das eine. Es gehe aber auch um die Glaubwürdigkeit von Politik, nicht etwas zu versprechen, was schon drei Monate später nicht mehr gehalten werde, wenn man mit halben Fuß aus der Krise sei.

Emissionsfreie Wärme für ein ganzes Dorf

Viel mehr Zeit ist für Eberswalde nicht vorgesehen, es geht weiter nach Nechlin in der Uckermark, ein verschlafenes Dorf nahe der Landesgrenze zu Mecklenburg-Vorpommern. Annalena Baerbock fährt die 90 Kilometer allein in ihrem Auto, sie geht auf Nummer sicher. Schließlich könnte sich jeder Mitfahrende später als Virenschleuder entpuppen.

In Nechlin trifft sie Energieexperten, mit deren Wissen die Bundesvorsitzende auch mithalten kann. Energie und Klima, das sind zwei ihrer Spezialthemen.

In dem Energiedorf wurde im März, kurz vor Ausbruch der Pandemie in Deutschland, ein sogenannter Windwärmespeicher in Betrieb genommen. Ein benachbartes Windfeld liefert an besonders windigen Tagen den erneuerbaren Strom, der nicht ins Stromnetz eingespeist werden kann, über eine Direktleitung zum Windwärmespeicher.

Dort wird Wasser auf bis zu 93 Grad Celsius erhitzt, das dann später in das örtliche Wärmenetz abgegeben wird. Auf diese Weise kann der jährliche Heizbedarf von 35 Häusern CO2-frei abgedeckt werden.
Ein Projekt, das aufgrund von Regulierungen im Energiewirtschafts- und Erneuerbare-Energien-Gesetz bislang aber nicht flächendeckend umgesetzt werden kann. Baerbock würde das ändern, wenn sie denn könnte, so viel ist klar. Vorerst bleibt ihr nur der Rückzug auf die Oppositionsbank.