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Eine Geschichte dreier Bankfusionen: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Boris Groendahl über eine toskanische Skandalnudel. — Abonnieren Sie hier unseren Gratis-Newsletter Fünf Themen des Tages.

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Wohl und Wehe staatlicher Zwangsehen

Die toskanische Banca Monte dei Paschi di Siena gilt als ehrwürdige älteste Bank der Welt mit Wurzeln in der italienischen Renaissance, standesgemäßem Hauptsitz und bedeutender Kunstsammlung. Weniger ehrwürdig ist in den letzten 15 Jahren ihre Rolle als Skandalnudel des europäischen Bankbetriebs, die ganze dreimal von Rom gerettet werden musste und seit der Finanzkrise 18 Milliarden Euro Hilfe von Staat und Investoren zu verbrennen wusste. Die italienische Regierung, die seit den letzten Rettungsmaßnahmen 64% hält, aber bald wieder verkaufen muss, versucht jetzt dem Vernehmen nach die Flucht nach vorne und will über die Fusion mit einer anderen Bank die Monte Paschi zur Nummer Drei des italienischen Bankensystems machen.

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Ministerpräsidentin Giorgia Meloni und ihrem Vize Matteo Salvini — offenbar die treibende Kraft hinter den Bestrebungen — fehlt freilich die Potenza, den möglichen Fusionspartnern die Ehe aufzuzwingen, weswegen es abzuwarten bleibt, ob der Plan aufgeht. Der ebenfalls politisch motivierte Versuch des damaligen Finanzministers Olaf Scholz, die Deutsche Bank und die teilstaatliche Commerzbank zusammenzubringen, scheiterte bekanntlich 2019 krachend an seiner fehlenden wirtschaftlichen Logik. Ob die als Shotgun Wedding beschriebene Rettung der Credit Suisse durch die UBS ein Erfolg wird, muss sich noch zeigen — aber passiert ist sie immerhin. Hier war allerdings die Hälfte des Brautpaars ohne Alternative, während der andere Teil als Motivationshilfe eine hübsche Mitgift einstreichen konnte (17 Milliarden Franken Schulden anulliert, solide Staatsgarantien, Diskontpreis). Dieses Setup dürfte für Rom aber schwer zu kopieren sein.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin, Alexander Kell und Boris Groendahl: Gipfelstürmer im Nebel, Gesundheit schlägt Hausverwaltung, mehrschichtige Dominanz, bitte mehr Verbindlichkeit, und Talanxer als Fixer.

Gipfelstürmer im Nebel

Hat die EZB ihren Zinsgipfel im Zyklus erreicht? Ratsmitglied Robert Holzmann wollte dies bei einer Bloomberg-Veranstaltung in Wien weder bejahen noch verneinen. Angesichts der hartnäckigen Inflation seien weitere Anhebungen nicht auszuschließen, sagte der dem Falkenlager zugerechnete Holzmann: “Es gibt Schocks, die uns zwingen könnten, höher zu gehen”. Ratskollege Frank Elderson sieht das ähnlich. Die Zinsen hätten “nicht unbedingt” ihren Höhepunkt erreicht, es bestünde immer noch eine große Unsicherheit, so das Direktoriumsmitglied gegenüber Market News International: “Natürlich gibt es Aufwärtsrisiken für die Inflation”. Dem steht eine weitere Eintrübung der wirtschaftlichen Perspektiven entgegen. Der GfK-Konsumklimaindex für Deutschland ist im Oktober auf den niedrigsten Stand seit mindestens Mai abgesackt, und auch in Frankreich ging es abwärts. In Spanien bricht die Hypothekenvergabe ein.

Gesundheit schlägt Hausverwaltung

Freunde des Freiluft-Fußbetts können unter dem Ticker BIRK demnächst in modische Gesundheitslatschen investieren, denn Birkenstock läuft sich für den geplanten Börsengang in New York warm. Schon Anfang nächster Woche könnte es Kreisen zufolge möglich sein, Anteilsscheine des Sandalenherstellers aus Linz am Rhein zu zeichnen. Bei dem IPO werde eine Bewertung von mindestens 10 Milliarden Dollar angestrebt, ist zu hören. Damit schlägt der Mode-Zeitgeist das bodenständige Geschäft des Facility Managements. Rund 4 Milliarden Euro Bewertung strebt PAI Partners mit dem möglichen Verkauf der Apleona Group GmbH an. Der hessische Dienstleister für den gewerblichen, industriellen und öffentlichen Sektor gehörte früher zu Bilfinger. PAI zahlte EQT 2020 rund 1,6 Milliarden Euro für die Neu-Isenburger. Unterdessen wurde bekannt, dass KKR ihre rund 30%ige Beteiligung am deutschen Raumfahrtunternehmen OHB mit Eigenkapital finanzieren und dabei die Fremdkapitalmärkte vollständig umgehen wird. Gut 340 Millionen Euro soll der Anteill kosten.

Mehrschichtige Dominanz

Während Brüssel im globalen Automobilgeschäft Pekings Staatshilfen für E-Auto-Hersteller anprangert und damit auf Konfrontation setzt, scheint eines klar: Chinas inzwischen erreichte Dominanz beim Schwenk zur E-Mobilität ist tief in der Lieferkette verwurzelt und wird so leicht nicht zu brechen sein. Hersteller aus dem Reich der Mitte liefern rund 80% der Batteriezellen, die für elektrisch betriebene Fahrzeuge benötigt werden. China verarbeitet zudem mehr als die Hälfte des weltweit genutzten Lithiums, zwei Drittel des Kobalts und mehr als 70% des Graphits. Batterien sind die teuersten Teile des E-Autos — und hier ist China dank Skalenvorteilen mit 127 Dollar je Kilowattstunde ein Viertel billiger als Nordamerika und ein Drittel billiger als Europa, wie BNEF schätzt. Im Fokus der EU-Untersuchung zu Chinas Beihilfen stehen indessen auch die Tesla-Produktion im Land sowie BMW und Renault.

Bitte mehr Verbindlichkeit

Wer ein Auto bestellt, kriegt ein Auto, wer Gas bestellt, kriegt womöglich kein Gas. Zumindest, soweit es Flüssiggaslieferungen betrifft. Daher ist die Bundesregierung auf die Idee gekommen, den LNG-Einkauf verbindlicher zu gestalten, um nach dem Ende der zuverlässigen russischen Lieferungen mehr Versorgungssicherheit zu erreichen. Bei einer Auktion im Oktober will der Bund mindestens die Hälfte der angebotenen Kapazität mit einer Lieferverpflichtung versehen, so Peter Röttgen, Geschäftsführer des bundeseigenen LNG-Terminalbetreibers Deutsche Energy Terminal GmbH. Das beschwört einen Konflikt mit Lieferanten und Händlern herauf, die die Flexibilität behalten wollen, Ladungen nach Bedarf zu profitableren Terminals umzuleiten. Allerdings dürfte es im vierten Quartal unrentabel werden, LNG-Ladungen auf dem Meer herumdümpeln zu lassen, wie von BloombergNEF analysierte Termin-Daten zeigen. Die Speicher sind gut gefüllt, das Wetter ist mild, der Gaspreis fällt.

Talanxer als Fixer

Die IT-Probleme der Postbank wegen der Migration ihrer IT-Systeme zur Deutschen Bank zerren bekanntlich seit Monaten an den Nerven der Kunden — und weil die Bafin nun die Fährte aufgenommen hat, zerren sie jetzt wohl auch an denen des Vorstands. Der will nun offenbar frischen Wind und Kompetenz bei der Digitalisierung in das Massengeschäft bringen und spendiert ihm deshalb einen eigenen Leiter, den Ex-Talanx-Manager und McKinsey-Alumnus Dominik Hennen. Es möge helfen, kann man im Namen der Kundschaft nur wünschen! Mit Altlasten anderer Art ringt das Zürcher Geldhaus UBS heute vor dem Pariser Kassationsgerichtshof, wo sie 1,8 Milliarden Euro Strafe und das peinliche Stigma des verurteilten Geldwäschers loswerden will. Untere Instanzen hatten die Bank für schuldig befunden, Gelder ihrer Kunden vor dem französischen Fiskus versteckt zu haben. Wohlgemerkt geht es dabei nicht etwa um ein von Problembär Credit Suisse geerbtes Verfahren — wovon es ja genug gibt —, sondern um eines, das ganz auf dem eigenen Misthäufli gesprießt ist.

Was sonst noch so passiert ist

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