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Gerüchte über Erdgasfund: Erdogan verspricht „gute Nachrichten“ für die Türkei

Der türkische Präsident will am Freitag eine „neue Ära für die Nation“ verkünden. Geht es um Erdgas? Bestätigt ist nichts, die Lira steigt trotzdem.

Recep Tayyip Erdogan, Präsident der Türkei, spricht nach einer Kabinettssitzung. (Foto: Turkish Presidency/AP/dpa)
Recep Tayyip Erdogan, Präsident der Türkei, spricht nach einer Kabinettssitzung. (Foto: Turkish Presidency/AP/dpa)

Wenn Recep Tayyip Erdogan derzeit eines gebrauchen kann, dann ist es eine Erfolgsmeldung. Die Corona-Pandemie lastet auf der Wirtschaft des Landes, die Lira ist eingebrochen. Die Beziehungen zu vielen Partnerländern sind angespannt, und im Mittelmeer hat der türkische Präsident wegen eines Streits um Seegrenzen einen weitreichenden Streit mit Griechenland vom Zaun gebrochen. Es geht um mögliches Erdgas unter dem Meeresboden.

Nun könnte es so weit sein. Erdogan versprach am Mittwoch während einer Fernsehansprache, den Türken am Freitag einige „gute Nachrichten“ zu überbringen, die eine neue Ära für die Nation einleiten würden. Und noch bevor er dazu kommen kann, sickern Informationen aus dem Präsidialamt an hiesige Medien durch.

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Die Türkei hat eine Energieentdeckung gemacht, höchstwahrscheinlich Erdgas, sagten zwei Personen mit direktem Wissen über die Angelegenheit am Mittwoch der Nachrichtenagentur Bloomberg. Allerdings nicht im Mittelmeer, sondern im Schwarzen Meer.

Die Größe und Tiefe der Entdeckung sei unklar. Auch die Frage, ob das Erdgas überhaupt an die Oberfläche gebracht werden könne, sei noch ungeklärt. Der türkische Energieminister Fatih Dönmez hatte im Juli erklärt, dass das türkische Bohrschiff Fatih mit der Exploration in der sogenannten Tuna-1-Zone vor der westlichen Schwarzmeerküste der Türkei begonnen habe.

Auch wenn die Berichte noch nicht bestätigt sind: An den Märkten sorgen die Gerüchte bereits für Ausschläge. Die Lira gewann unmittelbar nach Erdogans Ankündigung zwei Prozent. Auch die Istanbuler Börse ISE100 stieg um zwei Prozent an. Aktien der türkischen Raffinerie Tüpras stiegen um 8,1 Prozent, die Anteilsscheine des Petrochemie-Herstellers Petkim sogar um 9,9 Prozent.

Auch in der Türkei: Hier herrscht besondere Infektionsgefahr

Rohstoffe könnten das Handelsdefizit des Landes senken

Die Türkei plagt seit Jahrzehnten ein Handelsbilanzdefizit, die türkische Volkswirtschaft importiert mehr, als sie exportiert. Dieses Defizit kommt fast ausschließlich durch Rohstoffimporte zustande. Weil die türkische Volkswirtschaft damit jedes Jahr über ihre Verhältnisse lebt, müssen Kredite in Fremdwährung aufgenommen werden – das belastet die Währung des Landes.

Die türkische Führung in Ankara hat sich geschworen, das zu ändern. Seit mehreren Jahren lässt die Regierung daher in ihren Meeren Testbohrungen durchführen. Nicht ohne Konflikte: Im östlichen Mittelmeer hat die Türkei nach dem Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen kaum Zugriffsrechte. Inseln, die zu Griechenland gehören, verkleinern die türkische sogenannte Ausschließliche Wirtschaftszone, die Staaten in nahegelegenen Gewässern wirtschaftlich ausbeuten dürfen.

Die Türkei hat das Seerechtsübereinkommen nie ratifiziert und akzeptiert auch nicht die vorgeschlagenen Grenzen. „Keine kolonialistische Macht kann unserem Land die in dieser Region geschätzten reichen Öl- und Gasressourcen entziehen“, sagte Erdogan am Mittwoch im Fernsehen während der Eröffnung einer Solarenergiefabrik in der Nähe von Ankara.

Er schwor auch, die Energieexploration in umkämpften Mittelmeergewässern fortzusetzen, was zu Konfrontationen mit der Europäischen Union geführt hat. Die EU-Mitglieder Griechenland und Zypern werfen der Türkei vor, ihre Seegrenzen zu verletzen.

Suche nach Gasvorkommen: Erdogan will trotz EU-Drucks weitermachen

Merkel fordert Deeskalation

Die Nato-Mitglieder Griechenland und Türkei erheben beide Ansprüche auf Seegebiete im östlichen Mittelmeer, in denen Öl- und Gasvorkommen vermutet werden. Die EU hat die Türkei aufgefordert, Bohrungen in den umstrittenen Gewässern zu stoppen. Kürzlich waren offenbar zwei Kriegsschiffe Griechenlands und der Türkei in der Region kollidiert. Das schürte die Sorge, dass es zu einer kriegerischen Auseinandersetzung kommen könnte.

„Man muss aufs Äußerste besorgt sein“, sagte Kanzlerin Angela Merkel nach den Beratungen mit den EU-Staats- und -Regierungschefs am Mittwoch. „Es müssen alle Bemühungen unternommen werden, die Situation zu deeskalieren. Sie ist sehr gefährlich.“ Deutschland setze sich dafür ein, dass der 2016 unterbrochene Dialog über die strittige Frage der maritimen Grenzziehungen wieder aufgenommen werde. Auch die anderen EU-Regierungen betonten ihre wachsende Besorgnis.

Streit um Erdgas im Mittelmeer: Griechische und türkische Fregatte kollidiert

Frankreich verstärkt militärische Präsenz

„Wir bekräftigen unsere volle Solidarität mit Griechenland und Zypern“, heißt es in einer gemeinsamen EU-Erklärung. „Alle Optionen bleiben auf dem Tisch“, heißt es zudem, ohne dass Details etwa zu möglichen Sanktionen gegen die Türkei genannt werden. Frankreich hat seine militärische Präsenz in der Region vorübergehend verstärkt.

Erdogan sagte am Mittwoch, der Druck würde ihn nicht dazu bringen, die Richtung zu ändern. Sollte es sich bei den „guten Nachrichten“ tatsächlich um einen Erdgasfund im Schwarzen Meer handeln, wäre das für die Türkei eine gute Nachricht. Die Tatsache, dass dieser Fund kein umstrittenes Seegebiet betrifft, heißt jedoch nicht, dass die Spannungen im Mittelmeer abnehmen. Im Gegenteil: In dem Fall dürfte die Türkei noch motivierter sein, ihre Testbohrungen fortzusetzen.

VIDEO: Maas besorgt über türkische Provokationen im Mittelmeer