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Garantiezins für Lebensversicherungen könnte weiter sinken

Das alte Verkaufsargument für Lebensversicherungen zieht nicht mehr – die langfristige Zinszusage. Nun will die Branche sogar erneut die gesetzlich garantierte Mindestrendite senken.

Die Niedrigzinsen treffen etliche Finanzprodukte. Foto: dpa
Die Niedrigzinsen treffen etliche Finanzprodukte. Foto: dpa

Es ist eine Weihnachtsüberraschung, die vielen nicht gefallen dürfte: Die Assekuranzen machen sich angesichts der lockeren Geldpolitik der Notenbanken erstmals seit Jahren wieder für eine Senkung des Garantiezinses auf neue klassische Lebensversicherungen stark.

„Wir schlagen dem Bundesfinanzministerium vor, den Höchstrechnungszins ab 1. Januar 2021 für Neuverträge auf 0,5 Prozent festzulegen“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV), Guido Bader, der Deutschen Presse-Agentur. Seit 2017 liegt der Garantiezins – auch Höchstrechnungszins genannt – bei 0,9 Prozent.

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Verbraucher, die in Zukunft eine Lebensversicherung abschließen wollen, müssen sich also auf eine geringere Garantieverzinsung einstellen. Noch ist das letzte Wort allerdings nicht gesprochen. Die endgültige Entscheidung trifft das Bundesfinanzministerium auf Grundlage der DAV-Berechnungen und Empfehlungen der Finanzaufsicht Bafin.

Der Garantiezins bestimmt, welche Rendite Lebensversicherer ihren Kunden mindestens gewähren müssen. Da es für die Unternehmen wegen der anhaltenden Niedrigzinsen immer schwieriger wird, auskömmliche Erträge zu erwirtschaften, wurde der Garantiezins in der Vergangenheit bereits mehrfach gesenkt. So erhalten Kunden, die ihre Lebensversicherung in den 1990er-Jahren abgeschlossen haben, bis heute rund vier Prozent Garantiezins.

Doch diese Zeiten sind angesichts der anhaltenden Niedrigzinsphase lange vorbei. „Es ist sicher richtig, dass es zunehmend schwierig wird, die Garantie von 0,9 Prozent noch zu halten“, hatte R+V-Vorstandschef Norbert Rollinger einen solchen Schritt im Interview mit dem Handelsblatt bereits im Herbst angedeutet. „Wir als Versicherer können uns von der allgemeinen Renditeentwicklung nicht einfach abkoppeln.“

Anbieter setzen auf Policen ohne Garantiezins

Die klassischen Verträge machen immer noch den größten Teil des Bestands der Lebensversicherer aus. Nach wie vor ist die Lebensversicherung die liebste Geldanlage der Deutschen. Viele Lebensversicherer haben im Neugeschäft jedoch längst ihre Strategie geändert.

Die Mehrzahl der Anbieter setzt inzwischen auf Policen ohne Garantiezins. Bei der Allianz liegt der Anteil bei deutschen Privatkunden inzwischen bei mehr als 90 Prozent. Bei diesen Produkten bekommt der Kunde lediglich die Zusage, dass er seine eingezahlten Beiträge in jedem Fall zurückbekommt. Dafür werfen diese Policen eine etwas höhere Rendite ab als diejenigen mit Garantie.

Allerdings stellt auch bei den klassischen Policen der Garantiezins nur einen Teil der Rendite dar. Hinzu kommt die Überschussbeteiligung. Halten Versicherte ihren Vertrag bis zum Ende der Laufzeit, gibt es unter Umständen weitere Bonuszahlungen: einen Schlussüberschuss sowie eine Beteiligung an den Bewertungsreserven. Beide sind aber keineswegs garantiert.

Bis heute bekommen die meisten Kunden dennoch deutlich mehr als den gesetzlich garantierten Zins. So lag 2019 die laufende Verzinsung für Neuverträge bei klassischen privaten Rentenversicherungen noch bei durchschnittlich rund 2,46 Prozent. Für das kommende Jahr sagt die Ratingagentur Assekurata nun 2,30 Prozent voraus.

Allerdings: Im Jahr 2018 waren es noch 2,61 Prozent. Die zehn Millionen Kunden von Deutschlands größtem Lebensversicherer, Allianz Leben, etwa müssen sich im nächsten Jahr zum ersten Mal nach drei Jahren mit einer geringeren Überschussbeteiligung begnügen. Die Allianz-Tochter zollt den niedrigen Zinsen Tribut und senkt die laufende Verzinsung auf klassische Lebens- und Renten-Policen mit lebenslangen Garantien um 0,3 Prozentpunkte auf 2,5 Prozent, wie sie jüngst mitteilte.

„Experten gehen jetzt davon aus, dass das niedrige Zinsniveau für lange Zeit anhalten wird“, rechtfertigte der für Produkte und Privatkunden zuständige Allianz-Vorstand Volker Priebe am Montag den Schritt. Inklusive des Schlussüberschusses und der Beteiligung an den Bewertungsreserven liegt die Gesamtverzinsung der im Bestand dominierenden klassischen Policen mit 3,1 Prozent noch immer über dem Garantiezins.

Lange Zeit galt der Garantiezins in der Lebensversicherung als wichtiges Verkaufsargument. Denn bis zum Jahr 2000 betrug dieser bis zu vier Prozent und versprach Versicherten eine gut verzinste Altersvorsorge. Der Garantiezins wird jährlich vom Bundesfinanzministerium überprüft.

Wer eine der rund 84 Millionen Lebens-Police besitzt, muss sich allerdings kaum Sorgen machen: Für bestehende Verträge ändert sich bei einer Senkung der gesetzlichen Mindestanforderungen nichts.