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Ganz große Koalition für die drei Streifen: Hauptstadtgeflüster

(Bloomberg) -- Christoph Rauwald über eine Abwehrkette. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages und erhalten Sie Sonntags das Hauptstadtgeflüster direkt in Ihre Mailbox.

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Powerplay

Plötzlich herrschte Einigkeit im zerstrittenen Berliner Politikbetrieb. Wachstumschancengesetz hin, Cannabis-Legalisierung her. Dass der Deutsche Fußball-Bund den Ausrüster Adidas nach mehr als 70 Jahren vor die Tür setzt und stattdessen ab 2027 eine für ihn deutlich lukrativere Kooperation mit dem großen US-Konkurrenten Nike eingeht, stieß auf der politischen Bühne auf einhellige Missbilligung.

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Allen voran meldete sich Wirtschaftsminister Robert Habeck zu Wort. “Ich kann mir das deutsche Trikot ohne die drei Streifen nicht vorstellen. Adidas und Schwarz-Rot-Gold gehörten für mich immer zusammen. Ein Stück deutsche Identität. Ich hätte mir ein bisschen mehr Standortpatriotismus gewünscht”, so der Vizekanzler.

Auch Gesundheitsminister Karl Lauterbach fand trotz der hitzigen Cannabis-Debatte im Bundesrat Zeit, die Entscheidung des DFB zu kritisieren. “Adidas soll nicht mehr Ausrüster im Fußball sein? Stattdessen ein US-Unternehmen? Ich halte das für eine falsche Entscheidung, wo Kommerz eine Tradition und ein Stück Heimat zerstört”, setzte der Sozialdemokrat auf X ab.

Bayerns CSU-Ministerpräsident Markus Söder kritisierte zeitgleich den Rauswurf des in seinem Bundesland ansässigen Unternehmens mit den drei Streifen. Es sei “falsch, schade und auch unverständlich”, dass sich der DFB von Adidas verabschiede. Kommerz ist nicht alles. Mehr Geradlinigkeit hätte dem DFB bei allen wirtschaftlichen Herausforderungen gut zu Gesicht gestanden.”

Womit wir beim Thema wären: Der DFB ist klamm. Der neue Campus in Frankfurt verschlingt Millionen, Ex-Bayern-München-Trainer Julian Nagelsmann hat Hansi Flick als Bundestrainer abgelöst und die sportliche Misere der Nationalmannschaft trägt auch nicht gerade zu höheren Einnahmen bei.

Da kommt die Finanzspritze von Nike — angeblich rund 100 Millionen Euro pro Jahr — gerade recht. Dabei steht der Weltmarktführer durch die wachsende Konkurrenz neuer Marken wie On und Hoka selbst unter Druck. Selbstbewusst verkündete Konzernchef John Donahoe in einer Telefonkonferenz mit Analysten, der DFB-Deal sei “ein großartiger Beweis dafür, dass uns niemand schlagen kann, wenn wir unser Bestes geben”. Wenn sich die DFB-Elf bei der anstehenden Heim-Europameisterschaft daran ein Beispiel nimmt, dürften sich auch die Wogen in der Hauptstadt wieder etwas glätten.

Lesen Sie auch unser Wochenendfeature über Goldmans Sicht auf den “kranken Mann” und eine Auswahl unserer Top-Artikel dieser Woche: Schuldenreform, Aufräumen, Downgrade, Erfolg.

Konstruktiv

In den deutschen Vorstandsetagen ist die Stimmung weniger düster als es das Wehklagen über den “kranken Mann Europas” erscheinen lässt. Das findet jedenfalls Goldman Sachs.

Schuldenreform

Deutschland wird nach Ansicht von SPD-Chef Lars Klingbeil seine Schuldenbremse aufweichen müssen, wenn die Verteidigungsausgaben auch langfristig über dem Zwei-Prozent-Ziel der Nato bleiben sollen. “Die Schuldenbremse verhindert wichtige Investitionen in unsere Zukunft”, sagte Klingbeil gegenüber Bloomberg. Die Ausgaben für die Ukraine dürften nicht zulasten von Renten, Kindergeld oder Zukunftsinvestitionen gehen.

Downgrade

In kaum einer anderen Region ist der Preisverfall bei Gewerbeimmobilien wohl so gravierend wie in den USA, speziell bei Büros. Ausgerechnet hier ist die Aareal Bank sehr stark engagiert, was auch der Ratingagentur Moody’s nicht entgangen ist. Sie senkte jetzt mehrere Ratings der Bank. Doch auch andere deutsche Banken kämpfen mit der Immo-Flaute. Bloomberg-Berechnungen zeigen, dass neun große Institute allein 2023 insgesamt rund 2,2 Milliarden Euro für mögliche Ausfälle beiseite legen mussten.

Aufräumen

Nachdem die Sanierungspläne der Immobiliensparten von René Benkos insolventem Signa-Konglomerat diese Woche genehmigt wurden, geraten nun wieder die konzerninternen Geldflüsse in den Blick. Beim Bauträger Signa Development geht es um Kredite an verbundene Unternehmen in Höhe von rund 675 Millionen Euro — immerhin etwa 30% der Bilanzsumme.

Erfolg

Vor genau einem Jahr erschütterte das Credit-Suisse-Erdbeben die Schweiz weit über den Bankensektor hinaus. In einer konzertierten Aktion von Regierung, Nationalbank und Aufsicht nahm sich der Platzhirsch UBS dem Krisenfall an. Ein Jahr später hat sich die Rettungs-Übernahme für die UBS durchaus gelohnt. Dass dieses gute Ergebnis nicht von vornherein klar war, ist sicher richtig — dass es ihr nicht unbedingt übermäßig schwer gemacht wurde, aber auch.

Polit-TV und -Radio am Sonntag

  • Der Presseclub zum Thema “Mehr Bürgergeld, mehr Rente: Braucht der Sozialstaat eine Zeitenwende?”

  • Interview der Woche im Deutschlandfunk mit Kaja Kallas, Ministerpräsidentin der Republik Estland

  • Bericht aus Berlin

  • Berlin direkt mit SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert

  • Caren Miosga macht diese Woche Pause

--Mit Hilfe von Verena Sepp.

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