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Freie Berufe fordern Staatshilfen: „Das Zeitfenster für viele Freiberufler schließt sich“

Der Präsident des Bundesverbands der Freien Berufe vertritt rund 1,4 Millionen Selbstständige. Nun fordert der Verband Maßnahmen – ohne jedes Quorum.

Wolfgang Ewer, Präsident des Bundesverbandes der Freien Berufe (BFB), warnt vor einer Pleitewelle bei den rund 1,4 Millionen Freiberuflern in Deutschland. Die Corona-Krise „trifft gerade diejenigen ins Mark, die keine üppigen Rücklagen haben. Sie werden nicht lange durchhalten können und vom Markt verschwinden“, sagte Ewer dem Handelsblatt. Mit Blick auf diese Gruppe schließe sich das Zeitfenster bereits, die nächsten vier, maximal sechs Wochen seien entscheidend.

Kurz bevor die Bundesregierung über ein Hilfsprogramm am Montag entscheidet, kritisiert Ewer auch das fehlende Tempo für finanzielle Unterstützung. „Vielleicht hätten auch die Solo-Selbstständigen und Kleinstunternehmer, darunter sind eben viele Freiberufler, noch zügiger in den Fokus genommen werden können“, so Ewer. Doch nach hinten zu blicken sei jetzt nicht zielführend.

Für die Freiberufler hat nun laut einer exklusiven Umfrage des BFB unter seinen Mitgliedsunternehmen ein Notfallfonds ohne Kreditcharakter oberste Priorität. Als Nächstes nennen die Befragten, dass das Kurzarbeitergeld ohne jedes Quorum gewährt werden sollte. „Nahezu gleich wichtig ist überdies die generelle zinsfreie Stundung von Steuerzahlungen. Grundsätzlich werden natürlich alle Angebote, auch Kredite, nachgefragt und gebraucht“, so das Ergebnis der Umfrage, die dem Handelsblatt vorliegt.

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Lesen Sie hier das vollständige Interview

Herr Ewer, wie zufrieden sind Sie mit der Rettungspolitik der Bundesregierung?
Wir stecken in der schwersten Krise der Nachkriegsgeschichte. Sie hat historische Ausmaße, für die es so keine Blaupause gibt. Das erfordert von der Bundesregierung einen Krisenplan, für den sie auf keine Vorlage zurückgreifen kann. Nach hinten zu blicken, ist nicht zielführend. Vielleicht hätten auch die Solo-Selbstständigen und Kleinstunternehmer, darunter sind eben viele Freiberufler, noch zügiger in den Fokus genommen werden können. Hier hat die Bundesregierung nun nachgesteuert und die Impulse der Betroffenen aufgenommen. Wir stehen im engen Dialog und unsere Argumente und Forderungen werden gehört.

Wie viele von den rund 1,4 Millionen selbstständigen Freiberuflern erwarten einen nachhaltigen Einbruch des Geschäfts?
Eine Schnellumfrage unter unseren Mitgliedsorganisationen zeigt, die Freiberufler spüren bereits jetzt, dass sie nicht verschont bleiben. Alle rechnen mit Einbußen, teils akut, teils in der nächsten Zeit, wenn die Krise noch massiver durchschlägt. Rund acht von zehn Freiberuflern befürchten deutliche Einbußen. Die Hälfte erwartet sehr stark, ein gutes Drittel stark und rund 15 Prozent mittelstark betroffen zu sein.

Kann man jetzt schon sagen, wie viele von ihnen die Krise wirtschaftlich nicht überstehen werden?
Das ist schwer zu prognostizieren. Unsere Umfrage belegt, dass viele Einbrüche erwarten. Das trifft gerade diejenigen ins Mark, die keine üppigen Rücklagen haben. Sie werden nicht lange durchhalten können und vom Markt verschwinden. Mit Blick auf diese Gruppe schließt sich das Zeitfenster bereits, die nächsten vier, maximal sechs Wochen sind entscheidend.

Nach den Liquiditätshilfen soll es nun ein Hilfsprogramm für Kleinstunternehmen in Höhe von 40 Milliarden Euro geben. Profitieren die Freien Berufe auch davon?
Die konkreten Details stehen noch aus. Aber dieses geplante Hilfspaket kann für die Freien Berufe ein wichtiger Schritt sein. Viele von ihnen sind kleine Einheiten, die nie zuvor durch eine solche Krise herausgefordert wurden, anders als große Unternehmen wenig abgesichert sind und kaum werden überleben können.

Welche Hilfsmaßnahmen sind für Sie am wichtigsten?
Mit weitem Abstand hat für uns Freiberufler laut unserer Umfrage ein Notfallfonds ohne Kreditcharakter oberste Priorität. Als Nächstes nennen die Befragten, dass das Kurzarbeitergeld ohne jedes Quorum gewährt werden sollte. Nahezu gleich wichtig ist überdies die generelle zinsfreie Stundung von Steuerzahlungen. Grundsätzlich werden natürlich alle Angebote, auch Kredite, nachgefragt und gebraucht.

Derzeit sind Summen von neun bis 15 tausend Euro für Selbstständige im Gespräch, um die kommenden Monate zu überbrücken. Reicht das aus?
Gerade für diejenigen, die eben keine kreditfinanzierten Hilfen in Anspruch nehmen können, wäre dies eine wertvolle erste Soforthilfe, um kurzfristig ihre Existenz zu sichern. Es ist wichtig, damit möglichst vielen Solo-Selbstständigen und Kleinstunternehmern zu helfen, die unverschuldet in Schräglage geraten sind. Allerdings dürfte der Betrag angesichts der Höhe der laufenden Kosten, denen teilweise stark reduzierte Einnahmen gegenüberstehen, bei vielen nur für einen kurzen Zeitraum ausreichen.

Bisher haben sich die Hilfsprogramme vor allem auf die großen Unternehmen konzentriert. Gibt es da eine Unwucht bei den Hilfen?
Solidarität ist auch in dieser Frage Gebot der Stunde, da darf die Unternehmensgröße nicht das Maß sein. Gerade mit dem in Rede stehenden Notfallprogramm adressiert die Bundesregierung Kleinstunternehmen und Solo-Selbstständige, davon viele Freiberufler als bedeutendem Teil unserer Volkswirtschaft. Es geht um eine wertvolle Struktur und wirtschaftliche Kultur, deren Verlust einen fundamentalen Schaden für unseren Standort, der eben mittelständisch geprägt ist, bedeuten würde.