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Anlagestrategin Sonja Laud: „Patriarchalische Strukturen halten sich hartnäckig“

Die Chefanlagestrategin von Legal & General Investment Management setzt sich für die Förderung von Frauen im Unternehmen ein.

Die ehemalige Fondsmanagerin hat den Aufstieg in die Spitzenposition bei einem angelsächsischen Unternehmen geschafft und ist bei Legal & General für 1,3 Billionen Euro an Kundengeldern verantwortlich. Für Sonja Laud ist bei Stellenbesetzungen Kompetenz entscheidend, nicht die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Geschlecht.

Frau Laud, sind Sie die Frau, die das meiste Geld der Welt verwaltet?
Das könnte durchaus sein, obwohl es eine Anzahl an Frauen in ähnlich verantwortungsvollen Positionen gibt – mein Vorgesetzter ist übrigens auch eine Frau. Michelle Scrimgeour ist seit Juli Chefin von Legal & General Investment Management.

Es scheint als ziehe die Firma Topmanagerinnen an. Helena Morrissey, eine sehr bekannte Persönlichkeit in der Londoner Finanzbranche, leitete bis vor Kurzem den Bereich Ihrer Investmentplattform für private Anleger.
Ja, wir haben viele Frauen in Entscheidungspositionen. Um nur einige zu nennen: Die Verantwortlichen für Vertrieb, für das europäische Privatkundengeschäft oder für betriebliche Altersvorsorge sind Frauen. Das hat auch eine gute Außenwirkung in einer weiter von Männern dominierten Finanzbranche.

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Helena Morrissey hat Legal & General Investment Management verlassen, und wurde sogar als Nachfolgerin für Mark Carney als Chef der Bank von England gehandelt …
Dazu kann ich nichts sagen. Aber sie ist eben eine sehr bekannte Persönlichkeit mit vielen Interessen und hat sich sehr für die Gleichbehandlung von Frauen und Minderheiten eingesetzt.

Frauen in Top-Positionen sind ein Dauer-Diskussionsthema. Kürzlich wurde bekannt, dass SAP als erstes Dax-Unternehmen einen weiblichen Vorstandschef bekommt …
Das ist eine Sensation und kann vielleicht Vorbildfunktion haben. Bei SAP reden wir zwar über Informationstechnologie. Aber die Technologie- und die Finanzbranche haben eines gemeinsam: In beiden ist die Frauenquote extrem gering.

Brauchen wir eine strikte Frauenquote, um die Lage bei der Besetzung wichtiger Positionen zu verbessern?
Ein viel diskutiertes Thema, das die Meinungen spaltet. Ich persönlich möchte wegen meiner Kompetenzen für einen Job ausgewählt werden, nicht weil ich eine Frau bin!

Was kann man tun, um den Anteil der Frauen in Top-Positionen zu steigern?
Auf jeden Fall wird das lange dauern, vermutlich viele Jahre. Dazu braucht es Aufklärung und eine Verbesserung des Images der Branche, das unter der Finanzkrise gelitten hat. Und es braucht frühe Bildung. Ich erkläre beispielsweise zehnjährigen Kindern in der Schule spielerisch Finanzplanung, was tägliche Ausgaben angeht, und eben auch Geldanlage. Mädchen muss man früh an die Themen heranführen.

Statistiken zeigen, dass der Frauenanteil in Ihrem Job, dem Fondsmanagement, nur bei zehn Prozent liegt.
Klar, das ist zu wenig. Und da reden wir nur über die Geschlechterverteilung. Wenn wir schauen, wie viel Kapital Fondsmanagerinnen verwalten, dann ist der Anteil noch niedriger. Der Grund: Frauen betreuen häufiger als Männer Nischenprodukte mit geringem Volumen.

In Asien sieht die Lage etwas besser aus. Dort ist jeder vierte bis fünfte Fondsmanager eine Frau.
In der westlichen Welt halten sich die historischen, patriarchalischen Strukturen hartnäckig. Doch in Asien ist die Branche Vermögensverwaltung jünger, hat sich später entwickelt. Das macht es Frauen leichter.

Eine wissenschaftliche Studie für die USA zeigt, dass Fondsmanagerinnen vor dem Weinstein-Skandal etwas schlechtere Erträge erzielten als ihre Kollegen, sie danach aber hinter sich ließen und sogar deutlich höhere Renditen erzielten.
Der Untersuchungszeitraum ist mir zu kurz. Man sollte bis zu einem endgültigen Urteil noch warten.

Trotzdem liegt ein Schluss nahe, den auch andere Untersuchungen stützen: Frauen sind eben die besseren Anleger …
Sie sind nach meiner Erfahrung weniger an großen Anlagewetten interessiert. Sie streuen in der Regel die Risiken besser als Männer und planen eher über längere Zeitperioden.

Was tun Sie persönlich, um die Karriere von Frauen zu fördern?
Das Thema liegt mir und unserem Unternehmen sehr am Herzen. Wir kümmern uns um Frauen und Minderheiten in verschiedenen Initiativen. Manche sind branchenübergreifend, andere setzen wir intern um. Ich bin bei vielen dabei. Beispielsweise spreche ich im Rahmen dieser Initiativen mit Frauen über ihre Arbeitsverhältnisse, ihre Karriereplanung, Kinderfragen – nicht immer ist der Boss der erste Ansprechpartner.
Frau Laud, vielen Dank für das Interview.