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„Hidden Champions“: Familienunternehmen haben ein Imageproblem

Eine Studie zeigt: Die Deutschen unterschätzen die Leistungen der Familienunternehmen. Wenn sie nicht offensiver für sich werben, kann das gefährliche Folgen haben.

Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass auch Global Player wie Haribo Familienunternehmen sind. Foto: dpa
Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass auch Global Player wie Haribo Familienunternehmen sind. Foto: dpa

Das Image deutscher Familienunternehmen wird ihrer Leistung nicht gerecht. Obwohl sie gemeinsam mehr als die Hälfte des Gesamtumsatzes in Deutschland erwirtschaften, trauen die Deutschen ihnen keine wirtschaftlichen Top-Leistungen zu. Das zeigt eine Umfrage des Beratungsunternehmens PricewaterhouseCoopers (PwC).

Demnach sind 61 Prozent der Befragten davon überzeugt, dass Konzerne die beste wirtschaftliche Performance haben, während das nur jeder Zehnte von Familienunternehmen behauptet.

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Besonders im Hinblick auf die Marktmacht (73 versus drei Prozent) und die internationale Wettbewerbsfähigkeit (70 versus fünf Prozent) fallen Familienunternehmen weit hinter den Konzernen ab. Befragt wurden 1000 Männer und Frauen nach ihrer Einstellung zu Familienunternehmen.

Dabei verbergen sich hinter deutschen Familienunternehmen viele Weltmarktführer. Sie halten sich jedoch weitgehend aus der Öffentlichkeit fern. Ein Fehler, sagt Uwe Rittmann. Er ist Leiter der Abteilung Familienunternehmen und Mittelstand bei PwC. „Gerade im War for Talents wird es immer wichtiger für sie, ihre Bescheidenheit abzulegen und ihren wirtschaftlichen Erfolg herauszustellen“, mahnt er.

Der ist nämlich immens. In den vergangenen Jahren sind deutsche Familienunternehmen stärker gewachsen als die großen Dax-Konzerne. Laut der Stiftung Familienunternehmen unterliegen 43 Prozent der Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 50 Millionen Euro der Kontrolle von Familien.

Digital Natives wollen lieber zu Start-ups

Besonders junge Menschen sind kritisch. Anders als ihre Eltern und Großeltern hält ein Gros von ihnen Familienunternehmen nicht für sonderlich innovativ. Dabei verfügen die Unternehmen laut Rittmann durchaus über die entsprechende Innovationsstärke.

„Dass Familienunternehmen und Zukunftsthemen nicht zusammenpassen würden, entspricht nicht der Realität“, sagt auch Martin Viessmann, der gemeinsam mit seinem Sohn das gleichnamige Unternehmen führt. Innovationskraft sei eine Frage der fachlichen, organisatorischen und kulturellen Fähigkeiten.

Sein Sohn Maximilian treibe mit seiner digitalen Kompetenz die Zukunftsthemen bei Viessmann konsequent voran. „Wie einige große Familienunternehmen laufen wir derzeit mit der Kraft von zwei Generationen – das ist ein Riesenvorteil“, sagt der Firmenchef.

Dass Familienunternehmen diesbezüglich so verkannt werden, hat laut Rittmann unterschiedliche Gründe. Zum einen dächten viele beim Begriff „Familienunternehmen“ an den Bäcker oder die KfZ-Werkstatt nebenan. Ein verlässlicher Partner, aber eben kein sonderlicher Innovationstreiber.

Zum anderen sei den meisten Menschen nicht bewusst, dass auch Global Player wie Henkel, Haribo oder Fielmann Familienunternehmen sind. Oder eben Hidden Champions, die mit ihren Produkten nicht direkt am Markt auftreten, sondern im B2B-Geschäft erfolgreich sind.

Die Digital Natives würden am liebsten für ein Start-up arbeiten. Doch gerade sie sind in Zeiten des technologischen Wandels wertvolle Arbeitskräfte. „Um die Digital Natives zu erreichen und an sich zu binden, sollten Familienunternehmen deutlich machen, dass sie mit Konzernen durchaus mithalten können, wenn es um internationale Karrieremöglichkeiten, Weiterbildungsangebote, moderne Arbeitsmethoden und zeitgemäße Führungsprinzipien geht“, rät Rittmann.

Familienunternehmen müssen offensiver für sich werben

Wie subjektiv die Antworten der Bürger sind, zeigt auch die Frage nach dem Weitblick von Familienunternehmen. Nur 20 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass Familienunternehmen langfristig denken. Das Ergebnis überrascht, ist es doch das oberste Ziel der Unternehmer, den Familienbetrieb lange zu erhalten.

„Dass ihnen das gut gelingt, beweist das hohe Durchschnittsalter von 108 Jahren. Über so viele Generationen und Jahre hinweg kann man ein Unternehmen nur erfolgreich erhalten, wenn man es weitsichtig führt und veränderungsbereit ist“, sagt Rittmann.

In einem Punkt stimmt der Experte den Befragten jedoch zu. Gerade einmal sechs Prozent sprechen Familienunternehmen Bedeutung auf dem Gebiet der Digitalisierung zu. Bei Konzernen sind es immerhin 45 Prozent. Rittmann sieht hier dringenden Handlungsbedarf – sowohl im Unternehmen selbst, als auch in der Politik: „Wer sich nicht permanent anstrengt, läuft Gefahr, vom Markt abgehängt und zunehmend unattraktiv für neue Talente zu werden.“

Immerhin punkten Familienunternehmen in der Umfrage mit ihren traditionellen Werten. Die Deutschen schätzen die regionale Verwurzelung und die flachen hierarchischen Strukturen genauso wie die gute Arbeitsatmosphäre und das soziale Engagement. Das bestätigt auch eine Langzeitstudie der Stiftung Familienunternehmen. Das Management kommt vor allem aufgrund seines Verantwortungsbewusstseins und seiner Sympathie gut an.

Rittmann weiß Rat, wie Familienunternehmen in Zukunft im Wettstreit um die besten Talente auch von ihren übrigen Qualitäten profitieren können: „Familienunternehmen müssen ihre Stärken offensiver und selbstbewusster verkaufen – hidden war gestern, lautet die Devise.“