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Der falsche Präsident

Frank-Walter Steinmeier hält nicht viel von Twitter. Trotzdem folgten sogar Spitzenpolitiker einem Account mit seinem Namen. Das Bundespräsidialamt kämpft ständig gegen solche Fake-Profile.

Der Beginn seiner Amtszeit als Bundespräsident war für Frank-Walter Steinmeier auch ein Abschied. Ein Abschied von Facebook. Als Steinmeier am vergangenen Sonntag die Amtsgeschäfte von Joachim Gauck übernahm, wandte er sich ein letztes Mal per Facebook an seine Fans. „Vielen Dank Ihnen und Euch für das Interesse und die Unterstützung auf dieser Seite, von der ich mich hiermit verabschiede“, postete er.

Gut 186.000 Facebook-Follower konnten die Nachricht lesen. Inzwischen ist diese offizielle Seite abgeschaltet. Das virtuelle Profil des Parteipolitikers Steinmeier solle sich nicht mit dem des Bundespräsidenten Steinmeier vermischen, heißt es aus dem Bundespräsidialamt.

Einen „Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier“ gab es bei Facebook trotzdem noch. Seit Ende Januar schrieb Steinmeiers virtueller Doppelgänger über das politische Leben des neuen Staatsoberhauptes. So postete er beispielsweise am 12. Februar Steinmeiers Wahlausweis für die Bundesversammlung und bedankte sich einen Tag später für die Wahl zum Bundespräsidenten.

Die Seite machte zunächst durchaus einen seriösen Eindruck: Im Impressum war die offizielle Homepage des Bundespräsidenten angegeben, dazu eine Berliner Telefonnummer. Knapp 2.500 Nutzer folgten der Seite. Wer dahinter steckte, ist nicht klar. Der Bundespräsident war es nicht. Mitte der Woche ließ das Bundespräsidialamt die Seite löschen.

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Es war nicht das erste Mal, dass sich im Netz jemand fälschlicherweise als Bundespräsident ausgab. Erst Anfang der Woche hatte ein falsches Twitter-Profil des Präsidenten für Verwirrung gesorgt. Knapp 400 Follower hatte die Seite, darunter Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig, NRW-Familienministerin Christina Kampmann und Jaume Duch, Sprecher des Europäischen Parlaments.

Doch der Schein trog auch hier: Den deutschen Twitter-Präsidenten gab es nicht. Wie schon bei Steinmeiers Vorgänger Gauck versuchten Nutzer immer wieder den Anschein zu erwecken, sie posteten im Namen des Bundespräsidenten, heißt es aus dem Bundespräsidialamt. „Wenn wir darauf aufmerksam werden, melden wir das natürlich“, sagt Esther Uleer, stellvertretende Sprecherin des Bundespräsidenten.

Die Inhalte des jüngsten Fake-Accounts bei Twitter waren harmlos. Der Kurznachrichtendienst hat das Profil inzwischen trotzdem gesperrt.


Auch Kanzlerin Merkel hat virtuelle Doppelgänger

Der Bundespräsident ist nicht der einzige Politiker mit gefälschten virtuellen Identitäten. Bei Steinmeier fallen User nur besonders schnell darauf herein, weil er derzeit keine offiziellen Profile bei Facebook und Twitter hat.

Ähnlich ist die Situation bei Angela Merkel. Die Kanzlerin hat keinen eigenen Twitter-Account und lässt von Regierungssprecher Steffen Seibert twittern. Trotzdem gibt es mehr als 50 Profile mit ihrem Namen und längst nicht bei allen ist auf Anhieb ersichtlich, dass dahinter nicht tatsächlich die Bundeskanzlerin steckt.

Das ist längst nicht immer böse gemeint. Manche Seiten sind ganz offensichtlich Satire, wollen unterhalten und haben eine entsprechend große Fangemeinde.

Doch in Zeiten, in denen Politik auch in 140 Zeichen gemacht wird, haben solche falschen Profile durchaus das Potential, für politische Unruhe zu sorgen. Jüngstes Opfer eines Twitter-Doppelgängers ist der Grünen-Politiker Axel Vogel, Fraktionschef im Brandenburger Landtag. Unbekannte hatten einen Fake-Account unter seinem Namen angelegt und schickten von dort aus krude Botschaften an Parteimitglieder. Dort empfahlen sie im Namen des Politikers etwa, Auftritte mit der Bundesprominenz der Partei zu vermeiden („das wirkt nicht“). Die Landtagsfraktion der Grünen warnte daraufhin über ihren eigenen Account vor der falschen Seite.

Oft ist es jedoch relativ leicht, echte von unechten Profilen zu unterscheiden. Facebook und Twitter bieten Personen des öffentlichen Lebens an, ihre Profile zu verifizieren. Hier überprüfen die Netzwerke dann, wer tatsächlich hinter den Seiten steckt. Wenn die Profile echt sind, setzen Facebook und Twitter ein blaues Häkchen neben das Profilbild.

Bei Frank-Walter Steinmeier wird man einen solchen Haken zumindest bei Twitter vermutlich erst einmal nicht finden. Erst vor kurzem hatte er deutlich gemacht, dass die Twitter-Politik überhaupt nichts für ihn ist. „Es hat sich glaube ich jetzt schon bewiesen, dass auch leichtere politische Probleme kaum in 140 Zeichen unterzubringen sind“, sagte Steinmeier in der ARD.

Zumindest bei Facebook möchte er sich aber bald zurückmelden – ganz offiziell. „Da bitten wir aber noch um ein wenig Geduld“, heißt es aus dem Bundespräsidialamt.