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Wenn die EZB-Warnung zur Ausrede verkommt: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Jana Randow über Lärm im Taubenschlag. Neu ab Sonntag: Das Hauptstadtgeflüster — ein wöchentlicher Newsletter, der hinter die Berliner Kulissen blickt. Zum Abo bitte hier entlang.

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April rückt näher

Das Letzte, was sie sehen wolle, sei ein erneuter Anstieg der Inflation nach einer übereilten Zinssenkung, der die Europäische Zentralbank zu einer Kehrtwende zwänge, sagte Präsidentin Christine Lagarde noch am Donnerstag. Ihre Worte waren kaum verhallt, da kamen aus dem Taubenlager des Zentralbankrates Forderungen nach schnellerem Handeln.

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Die EZB solle sich mit einem Zinsschritt nach unten nicht zu viel Zeit lassen, so Lagardes Landsmann Francois Villeroy de Galhau. Sie könne ja schließlich über Schnelligkeit und Zielrate das Ausmaß der Entlastung steuern. Sein Kollege Edward Scicluna aus Malta wurde im Bloomberg-Interview noch deutlicher: Man solle aufhören damit, Ausreden zu finden. Es sei vielmehr an der Zeit, den Inflationstrend objektiv zu bewerten und den Würgegriff hoher Zinsen zumindest ein wenig zu lockern — gerne auch gleich in drei Wochen beim Treffen im März.

So weit wird es aller Voraussicht nach nicht kommen. Aber eine Entscheidung im April rückt damit doch wieder in greifbare Nähe — gerade nachdem sich die Geldmärkte an den Gedanken einer ersten Zinssenkung im Juni gewöhnt hatten.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin, Alexander Kell und Verena Sepp: Risiko Höhenluft, wiederholter Programmabsturz, Riesenbond & Blockchainbond, Spaltpilz Euro und Place to be.

Risiko Höhenluft

Optimismus, Zinshoffnungen und Risikoappetit, dass ist die Sprache, die der fortgesetzte Höhenflug der Börsen spricht. Der Dax hat sich an Höhenluft gewöhnt, während sich Wirtschaftsbosse hierzulande um die Zukunft des Standorts Deutschland insgesamt sorgen. Der S&P 500 in New York erreichte gestern trotz Verlusten im Technologiesegment ein weiteres Rekordhoch. Der Präsident der Federal Reserve Atlanta, Raphael Bostic, erklärte nachbörslich, die Währungshüter hätten keine Eile, die Zinsen zu senken. Der US-Arbeitsmarkt und die Konjunktur seien immer noch stark. Ein Fonds von Jupiter Asset Management indessen erwartet einen so harten Aufprall der US-Wirtschaft, dass eine Leitzinssenkung um 4 Prozentpunkte unumgänglich sei. Dazu passt vielleicht die jüngste Empfehlung des Wall Street Journal, bei inflationsbedingter Geldnot einfach das Frühstück wegzulassen. Am Aktienmarkt könnte sich die Frage lohnen, ob sich vielleicht mit Wetten auf Volatilität an sich Geld verdienen lässt.

Wiederholter Programmabsturz

Gestern minus 28%, heute nochmal bis zu 9,5% runter: Das Schweizer Bankensoftwarehaus Temenos kommt nicht zur Ruhe, seitdem Hindenburg Research behauptete, Hinweise auf “erhebliche Unregelmäßigkeiten in der Buchhaltung” und “manipulierte Erträge” gefunden zu haben. Hindenburg hat eigenen Angaben zufolge vier Monate lang recherchiert und dabei 25 ehemalige Mitarbeiter befragt, darunter auch leitende Angestellte. Temenos wies den Bericht zurück. Er enthalte “sachliche Ungenauigkeiten und analytische Fehler sowie falsche und irreführende Behauptungen”. Besorgniserregend sei Hindenburgs “Behauptung, gut informierte ehemalige Führungskräfte interviewt zu haben”, schreibt Cengiz Sen, Analyst bei Julius Bär. Der Leerverkäufer hatte behauptet, die Praktiken seien intern bei Temenos ein “offenes Geheimnis”. Laut Tamlin Bason, Analyst bei Bloomberg Intelligence, gibt es “definitiv einige Glaubwürdigkeitslücken”. Letztes Jahr hat Hindenburg mit Wetten gegen die Adani Group und Icahn Enterprises für Aufsehen gesorgt. Unter 14 prominenten Wetten seit 2020 fielen die Aktien im Schnitt am ersten Tag der Enthüllung um etwa 9% und lagen ein Jahr später um 30% im Minus.

Riesenbond & Blockchainbond

Nach der jüngsten Ratinganhebung durch S&P auf AA- hat Siemens die größte Firmenbondemission auf die Beine gestellt, die es in Europa seit einem Jahr gab. Die Münchener beschafften insgesamt 5 Milliarden Euro über vier Tranchen mit Laufzeiten von knapp fünf bis 20 Jahren. Die Bücher waren mehr als dreifach überzeichnet. Weniger Schlagzeilen machte die Nachricht, dass Siemens gerade ein erstes elektronisches Wertpapier auf der Blockchain begeben hat. Damit kann auf ein zentrales Clearing verzichtet werden. Zudem ist ein direkter Verkauf an Investoren ohne Zwischenverkauf an Banken möglich. Die Anleihe hat ein Volumen von 60 Millionen Euro und eine Laufzeit von einem Jahr. Seit Inkrafttreten des Gesetz über elektronische Wertpapiere 2021 ist es in Deutschland möglich, auf Blockchain-Basis digitale Anleihen zu begeben.

Spaltpilz Euro

Die Führung des Kosovo, eines früheren Teils der Republik Serbien, hält trotz Kritik aus der EU und den USA an ihrem Plan fest, den Euro zur alleinigen Währung zu machen — und damit den Geldfluss für die im Kosovo lebenden Serben, die den serbischen Dinar verwenden, abzuschneiden. Serbien erkennt wie rund 40% der Vereinten Nationen das Kosovo nicht als unabhängigen Staat an. Die Euro-Einführung droht nun den fragilen Frieden zu gefährden, der seit dem Ende der Balkankriege in den 1990er Jahren gehalten hat. Jüngst stoppte die kosovarische Polizei ein Dinar transportierendes Postauto, das Zahlungen an serbische Sozialhilfe- und Rentenempfänger leisten sollte. Die umgerechnet rund 34.000 Euro wurden beschlagnahmt. “Es wird keine Säcke mit Bargeld-Dinar mehr geben, die von Belgrad in den Kosovo kommen”, so Regierungschef Albin Kurti diese Woche gegenüber Bloomberg. Den USA scheint die Geduld auszugehen. “Wenn wir nicht als Partner behandelt werden, werden wir auch die Regierung des Kosovo nicht als Partner behandeln”, sagte James O’Brien, der zuständige stellvertretende US-Außenminister, diese Woche gegenüber Voice of America. Eine EU-Mitgliedschaft der Antagonisten rückt in weite Ferne.

Place to be

Mit einem “langen Wochenende” ist bei der Deutschen Bank Schluss. Sie verbietet ihren Mitarbeitern, am Freitag und am darauffolgenden Montag von zu Hause zu arbeiten. Die Präsenz solle damit gleichmäßiger auf die Woche verteilt werden. Außerdem müssen Managing Directors ab Juni wieder mindestens vier, die restlichen Mitarbeiter drei Tage pro Woche im Office erscheinen. Das Verbot ist zwar strikter als das, was man bisher von anderen Banken gehört hat, aber die Richtung ist branchenweit klar: Wenn schon Millionen für Büroflächen gezahlt werden, soll dort nicht gähnende Leere herrschen. Besonders dramatisch ist die Lage in den USA, der Büroleerstand stieg dort im vierten Quartal auf 21,4%. Global könnten die pandemiebedingten Veränderungen bis 2030 bis zu 1,3 Billionen Dollar an Immobilienwert in Großstädten vernichten. Ob Homeoffice jedoch aus den Köpfen der Menschen herauszukriegen ist? Um neue Mitarbeiter zu locken, setzt die LBBW beispielsweise gezielt auf Workation.

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