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EZB tastet sich an Zinssenkungen heran: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Alexander Weber über Frankfurter Spielstrategien jenseits von Eintracht und FSV. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages täglich direkt in ihre Mailbox.

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Lagarde spielt auf Zeit

Die Europäische Zentralbank wird bei ihrem heutigen Treffen die Zinsen wohl dort lassen, wo sie sind. Wann sie wieder sinken werden, steht trotzdem weit oben auf der Agenda. Trotz reichlich Gegenwind aus den Reihen der Notenbanker sind die Investoren noch nicht hundertprozentig davon überzeugt, dass dies erst im Sommer passiert. Doch diesen Termin haben zuletzt immer mehr Notenbanker signalisiert — inklusive Präsidentin Christine Lagarde — obwohl es mit der Inflation in den letzten Monaten rasch nach unten ging.

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Ob die Präsidentin diese Einschätzung in der Pressekonferenz wiederholt, ist unklar. Vermutlich wird sie weiter auf die vielen Risiken hinweisen, die den Preisdruck dieses Jahr weiterhin hoch halten könnten. Dazu zählen zum einen die Löhne, denn der Arbeitsmarkt ist stark und handfeste Zahlen zum ersten Quartal werden erst zur Juni-Sitzung vorliegen. Das spricht gegen eine Lockerung im April, die von den Märkten zumindest als realistisch eingeschätzt wird. Zum anderen weckt die Krise am Roten Meer böse Erinnerungen an die Lieferkettenprobleme während der Pandemie, einen Haupttreiber des Inflationsschubs zu jener Zeit.

Auf der anderen Seite ist die anhalten Schwäche der Wirtschaft nicht von der Hand zu weisen. Der Ifo Geschäftsklimaindex sank diesen Monat überraschend, nachdem auch schon die Umfragen von S&P Global auf ein weiteres Schrumpfen der Aktivität im Euroraum hingewiesen haben. Einmal mehr gestaltet sich die Kommunikation fuer die EZB damit als Balanceakt.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Verena Sepp, Rainer Bürgin, Stephan Kahl, Alexander Kell und Boris Groendahl: Dünne Luft am Börsenhoch, Signa-Absetzbewegungen, Musk enttäuscht, wir stellen ein, und im Streik-Modus.

Dünne Luft am Börsenhoch

Der Börse geht es gut: Ein weiteres Rekordhoch beim S&P 500 in New York am Mittwoch und beim Nasdaq. Auch der Dax schloss gestern so hoch wie noch nie. Wer jetzt zugreift, muss in der Zukunft viel Positives erwarten. Einen Realitätscheck stellt die Berichtssaison dar. Beispiel STMicroelectronics: Die Titel fielen in Paris zeitweise knapp 6%, nachdem der Chipkonzern beim Ausblick zu Umsatz und Marge enttäuscht hat. Mit Blick auf das Tempo der Wall-Street-Rally werden selbst die Bullen nervös. Entfacht gerade irrationaler Überschwang eine spekulative Blase wie in den späten 1990er Jahren, fragt Marktveteran Ed Yardeni, der beim S&P 500 bis Jahresende noch 11% Potenzial sieht. Ein Großteil des Schubs für die Wall Street beruht auf den glorreichen Sieben um Apple, Amazon und Tesla. Das KGV dieser Kohorte liegt inzwischen bei 49. Im Dax dagegen beträgt das mittlere KGV reichlich 12. Zu den Risiken und Nebenwirkungen liefert der heutige Ifo-Bericht den Beipackzettel. Er strotzt vor Worten wie “noch etwas pessimistischer”, “verschlechtert” und “in der Rezession.”

Signa-Absetzbewegungen

Der österreichische Baumagnat Hans-Peter Haselsteiner (Strabag) war jahrelang einer der wichtigsten Miteigentümer in René Benkos Immobilien- und Handelskonglomerat Signa. Dass er nun in der wichtigsten Nachrichtensendung Österreichs ZiB2 (teil-)abgerechnet hat, zeigt, dass der Versuch wohl zu Ende geht, mit “Sanierung” und “Eigenverwaltung” so zu tun, als könnte die Signa sich noch ein bisschen über die Zeit mogeln, bis die EZB die Zinsen senkt und das Geld wieder billig wird. Haselsteiner sagte ganz klar, dass es keine Rettung gibt, sondern nur Schadenminimierung, und dass vor allem Aktionäre wie er Verluste machen werden. Auch Benkos Untertauchen kritisierte er und gab zu, dass man zu lange dem Irrglauben anhing, dass es einfach immer wieder neue Investoren mit frischem Geld geben werde. Bei der zentralen Signa Holding wird das Insolvenzverfahren nun ohne Eigenverwaltung fortgesetzt, wodurch es auch mehr Transparenz geben könnte, etwa zu konzerninternen Geldflüssen.

Musk enttäuscht

Elon Musk beschwört die nächste “große Wachstumswelle” für Tesla in Form eines neuen, preiswerten Autos Ende nächsten Jahres. Die ungeduldigen Anleger indes haben Tesla-Aktien im frühen Handel um 8% gedrückt, nachdem der Autobauer die Gewinnschätzungen knapp verfehlt und davor gewarnt hatte, dass das Wachstumstempo 2024 “deutlich geringer” ausfallen werde. Der Hochlauf des Billig-Tesla werde “herausfordernd”, aber wenn die Produktion erst laufe, würde sie jede andere Fertigungstechnologie um Längen übertreffen, so Musk. Der CEO bekräftigte, dass er mehr Kontrolle über Tesla will, um nicht “von irgendeiner zufälligen Aktionärsberatungsfirma” wie Glass Lewis und ISS aus dem Amt gekegelt zu werden. Letztere sei von “Aktivisten” mit “seltsamen Ideen” unterwandert. In Deutschland macht sich Daimler Truck für Wasserstoff warm, der auf der arabischen Halbinsel produziert, verlustbehaftet transportfähig gemacht, mit derzeit nicht existierenden Tankern nach Europa transportiert, zu Wasserstoff-Tankstellen gebracht und in Brennstoffzellen verlustbehaftet zu Strom gemacht werden soll, damit die Brummis rollen können.

Wir stellen ein

Es ist eine gewaltige Zahl: Mehr als 30.000 Mitarbeiter haben Banken und Fintechs in Deutschland allein im vierten Quartal über öffentliche Stellenausschreibungen gesucht. Und dennoch kommt die Zahl, die der Berliner Personalmarktspezialist Index Gruppe für Bloomberg News ermittelt hat, nicht völlig überraschend. Seit Monaten beschweren sich Bank-Manager nämlich darüber, dass sie viele Stellen auf Grund des Fachkräftemangels nicht besetzen können. Bei kleineren Instituten wird dieser Mangel gar als Treiber für Fusionen gesehen. Die Lage dürfte sich so schnell nicht verbessern. Denn in den nächsten Jahren werden wegen des demografischen Wandels viele Mitarbeiter von Banken in Rente gehen. Diese Lücke muss zusätzlich gefüllt werden. In diesem Umfeld sind gute Gehälter längst nicht mehr das einzige Argument, mit dem Kreditinstitute versuchen, neue Leute anzulocken. So haben einige Banken auf 4-Tage-Arbeitswochen umgestellt oder mehr Flexibilität bei der Wahl des Arbeitsorts angeboten.

Im Streik-Modus

Müsste man das noch junge Jahr in ein Wort fassen, würde wohl vielen der Begriff “Streik” in den Sinn kommen. Im anhaltenden Streit um Löhne und Arbeitszeiten hat die GDL die Lokführer der Deutschen Bahn erneut dazu aufgerufen, ihre Arbeit niederzulegen. Erst Anfang des Monats herrschte Stillstand an den Bahnhöfen, nun müssen Reisende bis kommenden Montag wieder kreativ werden. An der Wirtschaft gehen die Streiks ebenfalls nicht spurlos vorbei, laut der Industrielobby BDI könnte die Aktion Verluste von bis zu einer Milliarde Euro verursachen. Auch bei der Lufthansa-Tochter Discover brodelt es. Am Freitag streiken die Piloten und Flugbegleiter, es geht um Tarifverträge für rund 400 Piloten und gut 1.200 Kabinenbeschäftigte. Unterdessen versucht EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, die aufgebrachten Landwirte zu besänftigen. Wechselnde und verschärfte Umweltvorschriften haben viele Bauern an den Rand des Bankrotts getrieben. In Frankreich und Polen blockieren Bauern die Straßen, die Brandenburger Bauern besuchen morgen im Rahmen eines bundesweiten Aktionstages die Parteizentralen von SPD, Grünen und FDP.

Was sonst noch so passiert ist

  • Fed vermiest Bankgeschäft

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  • Knast aus Liebe

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