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EZB-Vorschau: Zinserhöhung wohl verlangsamt, Bondabbau skizziert

(Bloomberg) -- Die Europäische Zentralbank ist wird heute voraussichtlich das Tempo ihrer Zinserhöhungen verlangsamen. Im Rahmen ihres Kampfes zur Eindämmung der Inflation werden die Währungshüter heute zudem die Strategie zum Abbau ihres fast 5 Billionen Euro schweren Anleihebestands vorstellen.

Nach zwei Zinsschritten um jeweils 75 Basispunkte rechnen alle bis auf drei der 51 von Bloomberg befragten Ökonomen am Donnerstag mit einer Anhebung um 50 Basispunkte. Damit würde der Einlagensatz auf 2% steigen. Er wäre damit ungefähr an dem Punkt, der nach allgemeiner Auffassung die angeschlagene Wirtschaft der Eurozone weder ankurbelt noch dämpft.

So eine moderatere Erhöhung könnte signalisieren, dass das Maximalniveau der Zinsen im Zyklus in Sicht ist. Die Teuerung im Euroraum hat im vergangenen Monat erstmals seit anderthalb Jahren nachgelassen. Sie lag jedoch noch immer im zweistelligen Bereich.

Während die Inflation noch bei weitem nicht besiegt ist, beginnen auch andere Zentralbanken, die Zinsen etwas weniger stark anzuheben. Die Federal Reserve erhöhte die Zinsen am Mittwoch um 50 Basispunkte - nach vier Schritten von 75 Basispunkten. Auch die Bank of England dürfte sich heute für ein geringeres Straffungstempo entscheiden. Die Schweizerische Nationalbank trifft ebenfalls eine Zinsentscheidung.

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Die EZB gibt ihre geldpolitische Entscheidung um 14:15 Uhr in Frankfurt bekannt. Präsidentin Christine Lagarde tritt eine halbe Stunde später vor die Presse. Die EZB wird heute auch aktualisierte Konjunkturprognosen für die Zeit bis 2025 vorlegen.

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Zinsen

Ein niedrigeres Straffungstempo wurde von der EZB auf breiter Front angedeutet. Sogar Falken im EZB-Rat wie Bundesbankchef Joachim Nagel und Klaas Knot aus den Niederlanden signalisierten Kompromissbereitschaft.

Mit einer heutigen Erhöhung um einen halben Prozentpunkt wäre der Einlagensatz um 250 Basispunkte höher als im Juli. Bis die Wirtschaft einen so steilen Anstieg verdaut hat, dürfte es einige Zeit dauern. EZB-Chefvolkswirt Philipp Lane hat sich für einen graduelleren Straffungsansatz ausgesprochen, um sicherzustellen, dass die EZB die Nachfrage nicht zu sehr drosselt.

Bei den Händlern ist die Botschaft angekommen, trotz jüngster Forderungen nach einem größeren Zinsschritt von Falken wie dem slowakischen Notenbankchef Peter Kazimir. Die Geldmärkte rechnen mit einer Erhöhung um 53 Basispunkte. Die Wetten der Anleger sind nicht ohne Einfluß auf die Entscheidungen der EZB, da der Rat tendenziell darauf bedacht ist, die Märkte nicht zu überraschen.

Ökonomen gehen davon aus, dass die EZB die Zinsen im Jahr 2023 auf 2,5% anheben wird. An den Märkten wird sogar ein Maximalzins im Zyklus von 2,9% eingepreist. Lagarde wird heute wahrscheinlich betonen, dass die Maßnahmen in dieser Woche nicht die letzten sein werden, wobei die künftigen Schritte datenabhängig seien.

QT-Rahmen

Lagarde wird auch die “Grundprinzipien” bekannt geben, wie die EZB den Bestand an Anleihen, den sie im Rahmen des APP-Rahmens angehäuft hat, abbauen will. Bereits in Aussicht gestellt wurde diesbezüglich ein “maßvolles und vorhersehbares” Vorgehen.

Genaue Einzelheiten und der Zeitplan dürften erst später bekannt gegeben, möglicherweise auf der Sitzung im Februar. EZB-Räte haben ihre Präferenz dafür signalisiert, den Anleihebestand dadurch zu verringern, dass fällig werdende Anleihen nicht durch Reinvestitionen in neue Papiere ersetzt werden. So geht auch die US-Notenbank vor. Die Bank von England indessen verkauft Anleihen direkt.

In Bezug auf die Frage, ob für das Auslaufen-Lassen von Bonds monatliche Obergrenzen festgelegt werden sollten, um die Märkte nicht zu verunsichern, gehen die Meinungen auseinander. Der als Risikoindikator stark beobachtete Renditeaufschlag zehnjähriger Italien-Anleihen gegenüber Bunds hat sich zuletzt verringert, da Ministerpräsidentin Giorgia Meloni eine anlegerfreundliche Finanzpolitik verfolgt.

Selbst wenn die Anleihemärkte in Unruhe geraten, wird die EZB wahrscheinlich mit der quantitativen Straffung fortfahren. Um Verwerfungen zu glätten kann sie zum einen Reinvestments der PEPP-Anleihen in kriselnde Bondsegmente umleiten. Im Notfall kann sie ihr neu geschaffenes so genanntes Instrument zur Absicherung der Transmission einsetzen.

Projektionen

Die neuen Konjunkturprognosen der EZB werden einen ersten Ausblick auf Wachstum und Inflation im Jahr 2025 geben. Frühere Projektionen hatten den Preisdruck erheblich unterschätzt. Angesichts dessen werden die Schätzungen für die fernere Zukunft geldpolitisch wohl weniger relevant sein als in der Vergangenheit. Die Frage, ob die Inflation bei oder unter dem 2%-Ziel liegen dürfte, wird die Debatte jedoch weiterhin prägen.

Einige Indikatoren deuten darauf hin, dass der Höhepunkt der Teuerung erreicht ist. Lagarde warnte jedoch davor, verfrüht Entwarnung zu geben. Die Annahmen der EZB zum Lohnwachstum werden Aufschluss darüber geben, wie besorgt sie über Zweitrundeneffekte ist.

Interessant wird auch sein, ob die Wirtschaftskraft des Euroraums im nächsten Jahr schrumpfen wird. Die von Bloomberg befragten Analysten gehen von einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,1% aus.

Mehrere EZB-Räte haben die Erwartung geäußert, dass ein Abschwung nur von kurzer Dauer sein wird. Während eine Winterrezession unvermeidlich scheint, wird der Optimismus der Notenbanker durch die staatliche Unterstützung für Unternehmen und Haushalte sowie die großen Erdgasvorräte in Deutschland, dem industriellen Kernland Europas, gestützt.

Überschrift des Artikels im Original:ECB to Slow Hike Pace as It Preps Market for QT: Decision Guide

--Mit Hilfe von James Hirai.

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