EZB vor Jumbo-Zinsschritt mit Fragezeichen: Entscheidungstag

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(Bloomberg) -- Die Europäische Zentralbank wird ihre Leitzinsen nach mehrheitlicher Ansicht der Ökonomen am heutigen Donnerstag um 75 Basispunkte anheben. Am Markt gehen die Wetten ebenfalls in Richtung einer solchen Rekord-Zinserhöhung, die den Einlagensatz auf 0,75% schrauben würde. Ausgemachte Sache ist ein Jumbo-Zinsschritt jedoch nicht, überschattet die Energiekrise auf dem Kontinent doch erheblich den Konjunkturausblick.

Zur Eindämmung der hartnäckigen Inflation haben bereits mehr als 40 Zentralbanken auf der ganzen der Welt zu extragroßen Zinserhöhungen gegriffen. Schließt sich die EZB ihnen an, würde dies den Euro stützen. Zudem würde die Notenbank damit ein Signal an Kritiker senden, die ihr eine zu langsame Reaktion auf die Preisanstiege vorwerfen, die auf das Ende der Corona-Lockdowns und den Krieg in der Ukraine gefolgt sind.

Die Preise im Euroraum sind im August im Jahresvergleich um beispiellose 9,1% geklettert und auch die Kerninflation, die Lebensmittel und Energie ausklammert, erreichte ein Allzeithoch. Von der EZB befragte Verbraucher rechnen auf 12-Monats-Sicht mit 5% Teuerung und mit einer Inflation von 3% in drei Jahren. Das EZB-Ziel liegt bei 2%.

Die Zinsentscheidung wird seit der letzten Sitzung des EZB-Rats um 14:15 Uhr bekannt gegeben. Die Pressekonferenz mit Notenbankchefin Christine Lagarde beginnt eine halbe Stunde später.

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Anleger erwarten auch Klarheit darüber, wie sich Zinserhöhungen auf den Umgang der EZB mit den 4,5 Billionen Euro an überschüssiger Liquidität im europäischen Finanzsystem auswirken werden. Zudem steht die Frage im Raum, wann die Notenbank mit dem Abbau des Anleihebergs beginnen wird, den sie während der jüngsten Krisen aufgehäuft hat.

Zinssätze

Die Falken in dem Entscheidungsgremium brachten eine Zinserhöhung um drei Viertelpunkte Ende letzten Monats während der jährlichen Klausurtagung der Fed in Jackson Hole ins Spiel. Selbst einige der eher als taubenhaft geltenden Kollegen drängten auf ein energisches Vorgehen.

Ob es dazu kommt, wird auch von den neuen Prognosen der EZB-Volkswirte abhängen - insbesondere davon, wie sehr sich die Wachstums- und Inflationsaussichten verschlechtert haben. EZB-Chefvolkswirt Philip Lane war bis zuletzt gegen einen großen Schritt, und auch Politiker wie der spanische Premier Pedro Sanchez warnten davor, mit zu starker Straffung die wirtschaftliche Erholung zu gefährden.

Was Bloomberg Economics sagt:

Ein Kompromiss zwischen den Falken und den Tauben könnte darin bestehen, dass eine Anhebung um 75 Basispunkte mit der klaren Botschaft verbunden wird, dass es sich bei der größeren Anhebung um eine vorgezogene Anhebung handelt und dass der wahrscheinliche End-Zinssatz nicht gestiegen ist.