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EU hat Impfstoff von Biontech und Pfizer marktkonform eingekauft

Biontech habe das Vakzin im Sommer für 15 bis 30 Euro pro Dosis angeboten, so CEO Sahin. Damit lag das Angebot deutlich unter dem Preis, der zunächst im Raum stand.

Die EU musste in den vergangenen Wochen viel Kritik für ihre Pannen in der Impfstrategie einstecken. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gestand zuletzt vor dem Europäischen Parlament zumindest eine Teilschuld dafür ein, dass bislang im Kampf gegen das Coronavirus nicht alles nach Plan verläuft.

Doch beim Einkauf des Impfstoffs der Pharmaunternehmen Biontech und Pfizer hat die EU-Kommission offenbar marktkonform eingekauft. Nach Recherchen der „Süddeutschen Zeitung“ mit WDR und NDR verlangten Biontech und Pfizer im Juni vergangenen Jahres noch für jede Impfdosis stolze 54,08 Euro bei der Abnahme von 500 Millionen Dosen. Erst im November wurde sich die EU-Kommission mit den beiden Pharmaunternehmen handelseinig. Die EU-Kommission soll am Ende aber nur 15,50 Euro pro Impfdosis gezahlt haben.

Unternehmenskreise von Biontech berichten, dass es sich bei dem Betrag von 54,08 Euro quasi nur um eine Art anfängliche grobe Kalkulation handelte. Diese grobe Kalkulation sei genannt worden, als noch völlig unsicher gewesen sei, unter welchen Bedingungen die Produktion aufgebaut und die Vorprodukte beschafft werden könnten. Bereits am 10. Juli lag demnach bei der EU-Kommission der Preisvorschlag von 15 bis 20 Dollar auf dem Tisch. Pfizer hatte am 22. Juli den Deal mit den USA zu 19,50 Dollar je Dosis gemacht.

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In den harten Verhandlungen mit der EU danach ging es insbesondere auch um Haftungsfragen für den Impfstoff gegen Covid-19. Das verzögerte die Verhandlungen erheblich, wie Insider berichten.

„Nach meiner Beobachtung war das Thema, dass Pfizer sich nicht an europäisches Haftungsrecht halten wollte und dass insbesondere die EU-Bürger nicht das Recht haben sollten, vor einem europäischen Gericht zu klagen, wenn der Hersteller einen Fehler macht, noch wichtiger“, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der EVP-Fraktion und Mediziner, Peter Liese (CDU), dem Handelsblatt auf Anfrage zur Preisproblematik. „Es war wichtig, dass alle Unternehmen wichtige Fragen wie das EU-Haftungsrecht verstehen, bevor der Vertrag abgeschlossen werden konnte“, heißt es seitens der EU-Kommission auf Anfrage.

Biontech-CEO Ugur Sahin sagte der „Bild“, sein Pharmaunternehmen habe mit seinem US-Partner Pfizer das eigene Vakzin im Sommer des vergangenen Jahres zu einem Preis zwischen 30 und 15 Euro offeriert. Das Preismodell habe man im Juli für alle Industrieländer mit entsprechend großen Bestellmengen errechnet, sagte Sahin. „Am 22. Juli haben wir den USA-Vertrag auf Basis der neuen Parameter unterschrieben, aus dem die 19,50 Dollar ersichtlich waren. Dieses Preismodell haben dann alle Industriestaaten erhalten“, sagte Sahin.

Schweigen über genaue Preise

Nach Angaben des Vorstandschefs sei bis zum Sommer unklar gewesen, wie die Rahmenbedingungen der Produktion des Vakzins aussehen würden. „Wir hatten in den Jahren 2019 und 2020 zunächst nur selbst in kleinen Mengen Dosen für unsere klinischen Studien hergestellt“, sagte der Impfstoffentwickler. Für die ersten 2000 Dosen habe man Kosten von 1,5 Millionen Euro gehabt. „Die Infrastruktur für die Massenproduktion gab es nicht. Wir wussten zum damaligen Zeitpunkt schlicht noch nicht, wie sich die Produktion genau skalieren lässt, was genau die Studien bezüglich der mRNA-Dosierung ergeben und wie die Produktionsabläufe und Kosten genau sein werden.“ Im Sommer habe man dann innerhalb von drei Wochen gemeinsam mit Pfizer das Preismodell erarbeiten können.

Die EU-Kommission schweigt unterdessen zu den exakten Zahlen. „Aufgrund der Vertraulichkeit der Verträge können wir zu diesem Zeitpunkt keine spezifischen Preise pro Dosis angeben“, sagte ein Kommissionssprecher auf Anfrage am Freitag. Wenn es um Preise gehe, würden alle Unternehmen verlangen, dass solche sensiblen Geschäftsinformationen vertraulich behandelt werden.

Bislang wurden von der EU-Kommission nur zwei Verträge mit Zustimmung der Unternehmen veröffentlicht. Dabei handelt es sich um die Verträge mit dem britisch-schwedischen Pharmariesen Astra-Zeneca und mit dem deutschen Pharmaunternehmen Curevac. Die entscheidenden Stellen der Verträge – beispielsweise der gezahlte Preis – sind dabei geschwärzt. Bislang haben auch die Pharmaunternehmen seit Monaten beharrlich zu den Preisdetails ihrer Verträge mit der EU geschwiegen.

Kosten der Impfstoffe sind wichtiges Auswahlkriterium

„Der Abschluss mit Biontech/Pfizer musste, wie bei jedem anderen Unternehmen auch, zu einem für beide Seiten zufriedenstellenden Vertrag führen“, sagte ein Sprecher am Freitag vieldeutig. „Die Kommission war jedoch sehr deutlich, als wir unsere EU-Impfstoffstrategie vorstellten: Die Kosten von Impfstoffen sind ein wichtiger Teil unserer Auswahlkriterien.“

& gt; & gt; Lesen Sie auch unseren Kommentar: Auch geförderte Firmen wie Biontech dürfen ihre eigenen Preise setzen – das nennt sich Marktwirtschaft

Das Europäische Parlament, das die Arbeit der Kommission kontrollieren soll, kritisiert die Intransparenz der EU-Verträge mit den Pharmaunternehmen. „Auch in den Verträgen, in die wir Einsicht haben, wie die von Astra-Zeneca und Curevac, sind die Textstellen zum Preis geschwärzt“, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der FDP im Europaparlament, Andreas Glück, dem Handelsblatt in Brüssel. „Die Kommission schuldet der Öffentlichkeit und uns EU-Abgeordneten nun Rechenschaft, sodass das Europäische Parlament seiner rechtmäßigen Kontrollfunktion nachkommen kann.“

Mittlerweile hat sich die EU nach eigenen Angaben 2,6 Milliarden Dosen des Impfstoffes gesichert. Erst in dieser Woche unterzeichnete sie einen zweiten Kaufvertrag mit dem amerikanischen Pharmaunternehmen Moderna über den Erwerb von 300 Millionen Dosen. Davon werden 150 Millionen Dosen in diesem Jahr geliefert. Außerdem besteht eine Option auf den Kauf von weiteren 150 Millionen im nächsten Jahr.

Brüssel hat neben Moderna und Biontech/Pfizer sowie Astra-Zeneca auch Verträge mit Sanofi-GSK, Janssen Pharmaceutica und Curevac unterzeichnet. Die europäische Arzneimittelagentur Ema hat seit Mitte Dezember die Impfstoffe von Biontech/Pfizer, Moderna und Astra-Zeneca in der EU zugelassen.

Die EU-Kommission hat unterdessen am Freitag beim virtuellen Treffen der Staats- und Regierungschefs der G7-Staaten angekündigt, eine halbe Milliarde zusätzlicher Dosen gegen das Coronavirus im Rahmen von Covax (Covid-19 Vaccines Global Access) zur Verfügung zu stellen. Die Kommission verdoppelte damit ihren bisherigen Beitrag auf eine Milliarde Euro.

Covax ist eine von der EU und der Weltgesundheitsorganisation WHO mitbegründete Organisation, die weltweit Zugang zu Covid-19-Impfstoffen schaffen will. Die Initiative hat sich zum Ziel gesetzt, bis Ende des Jahres 1,3 Milliarden Impfdosen für 92 Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen zu liefern.