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Erleichterte Seufzer im Bankenviertel: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Steven Arons über eine frohe Kunde. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages und erhalten Sie Sonntags das Hauptstadtgeflüster direkt in ihre Mailbox.

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Atempause

Die Europäische Zentralbank ist ja nicht gerade bekannt dafür, es den Banken in der Eurozone leicht zu machen. Oder anders formuliert, wenn die Banken der Region etwas zu meckern suchen, müssen sie meistens nicht lange nachdenken. Ein Jahrzehnt Geldpolitik mit Niedrig-, Null- und Negativzinsen haben die Institute auf unfreiwillige Ertragsdiät gesetzt; als Aufsichtsbehörde zwingt die EZB den Geldhäusern gerne mal zusätzliche Kapitalpuffer auf, mahnt sie zur höheren Risikovorsorge, oder hinterfragt ihre Ausschüttungen an die Aktionäre.

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Dass sie der EZB dafür in den vergangenen zwei Jahren einen warmen Zinsregen verdanken, geriet schnell wieder in Vergessenheit, als die Währungshüter anfingen, an der sogenannten Mindestreserve zu schrauben — jenen Mitteln, die die Banken verpflichtend bei der Notenbank hinterlegen müssen. Vergangenes Jahr beschloss die EZB, dafür keine Zinsen mehr zu zahlen. Manche EZBler wie der Wiener Robert Holzmann legten dann noch einen drauf und schlugen vor, diese nun unverzinste Mindestreserve ordentlich hochzuschrauben, auf das doppelte, fünffache, sogar das zehnfache. Das hätte durchaus erheblich beim Zinsüberschuss eingeschlagen (und die Verluste der EZB gemindert, auch wenn das angeblich nicht der Hintergedanke sein soll). Die Banker liefen Sturm, die Commerzbank-Finanzchefin Bettina Orlopp nannte die Idee schlicht “verrückt”.

Nun ist die EZB — zumindest vorerst — noch einmal von dem Vorschlag abgerückt, wie Bloomberg gestern berichtete. Bankaktien reagierten mit Erleichterung. Vielleicht hat die intensive Lobbyarbeit der Banken Erfolg gehabt.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Alexander Kell, Stephan Kahl und Boris Groendahl: Stimmungsdämpfer, durchwachsen, Tauwetter, nicht so hastig und vervierfacht.

Stimmungsdämpfer

Wenn deutsche Unternehmen im Ausland investieren, ging es dabei bislang vor allem darum, neue Märkte zu erschließen. Inzwischen tritt dabei das Thema Kosten in den Vordergrund. Viele Unternehmen empfinden den Standort Deutschland als “zu teuer und kompliziert”, sagt Ilja Nothnagel vom Industrie- und Handelskammertag. Die sei ein “alarmierendes Signal”. Dass nur 42% der Industriebetriebe im Ausland investieren wollen, liegt daran, dass bei vielen die Budgets dafür zu strapaziert sind. Sorgen in Bezug auf die Konjunktur hat auch Jamie Dimon. Mit Blick auf die US-Wirtschaft merkte der Chef von JPMorgan an, die Wahrscheinlichkeit einer weichen Landung werde “von aller Welt wohl bei 70% bis 80% gesehen”. Er sehe sie nur halb so hoch. Im schlimmsten Fall drohe eine Stagflation. Bei den heutigen Februar-Inflationszahlen aus den USA rechnen Volkwirte mit 3,1% Jahresteuerung. Liegt sie darüber, dürfte dies die Zinssenkungserwartungen an die Fed mindern, und könnte der Börsenstimmung einen echten Dämpfer verpassen.

Durchwachsen

Porsche glänzt in diesem Jahr mit der Rekordzahl von vier neuen Modellen. Angesichts der Entwicklungskosten, der Probleme auf dem chinesischen Markt und des Preiskampfs im E-Auto-Segment wird 2024 allerdings die Marge schwächeln. 2023 lief es noch so gut, dass Porsche die Dividende mehr als verdoppeln konnte. Wacker Chemie viertelt angesichts sinkender Umsätze und eines 60%-Gewinneinbruchs die Dividende und betont Kostendisziplin. Die schwache Konjunktur bestimme weiterhin das Bestellverhalten der Kunden, hieß es aus München. Eine nachhaltige Trendwende sei nicht in Sicht. Besonders am Bau herrsche weiterhin Zurückhaltung. Doch selbst diese düsteren Worte waren für die Analysten von Baader “besser als befürchtet”, und die Wacker-Aktie legte ordentlich zu. Bei der Abwertung des deutschen Immobilienportfolios ist TAG Immobilien nach einem Minus von rund 11% 2023 nach eigenen Angaben mit dem Gröbsten fertig. Um über 15% steigende Verkaufspreise für Wohnungen melden die Hamburger für große Städte in Polen.

Tauwetter

Wie vor einer Woche avisiert, bricht die Parfümeriekette Douglas das IPO-Eis in Deutschland mit einem Milliardendeal. Seit heute werden dem Publikum junge Aktien angeboten, insgesamt könnte das Volumen des Börsengangs (genau genommen die Börsenrückkehr, da Douglas ja bis 2013 in Frankfurt notiert war) über 900 Millionen Euro erreichen. Die Altaktionäre behalten nicht nur ihren Bestand, sondern schießen auch 300 Millionen Euro frisches Eigenkapital ein — Sinn der Transaktion ist Schuldenreduktion bei Douglas. Ebenfalls noch im März könnte die Schweizer Dermatologiefirma Galderma an die Börse kommen. Fortschritte macht offenbar auch Siemens bei dem geplanten Verkauf seines Motorengeschäfts Innomotics. Insidern zufolge sind der japanische Motorenspezialist Nidec und der Finanzinvestor KPS interessiert, 3 Milliarden Euro könnten für das Münchener Industriekonglomerat herausspringen. Die Generali-Versicherung aus dem italienischen Triest bestätigte heute den von Bloomberg bereits unlängst berichteten Übernahmeappetit.

Nicht so hastig

Der Plan ging nicht auf. René Benkos Nobelimmobiliensparte Signa Prime (KaDeWe, Elbtower, Selfridges) wollte ein Portfolio österreichischer Kremschnitten (Park Hyatt, Goldenes Quartier) an die deutsche Industriellenfamilie Schoeller verkaufen und damit gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen. Zum einen hätte man mit dem Verkauf etwas dringend nötige Liquidität hereingeholt, um das gesamte Gebilde weiterhin geordnet und ohne Zeitdruck abwickeln zu können. Zum anderen, und mindestens ebenso wichtig, haben die Schoellers mächtige Pfandrechte auf andere Signa-Prime-Immobilien, auf die sie im Zuge des Verkaufs hätten verzichten können. Damit wären auch diese besser, um nicht zu sagen überhaupt verwertbar geworden. Der Gläubigerausschuss hat dem Verkauf des Portfolios an Schoeller gestern dennoch (vorerst) einen Riegel vorgeschoben. Zu den Gründen ist bislang nichts bekannt geworden. Dass die Komplexität und nur in Salamitaktik erlangte Transparenz des Signa-Konglomerats dabei eher nicht geholfen hat, wird man wohl vermuten dürfen.

Vervierfacht

Die deutschen Sparkassen haben angesichts des konjunkturellen Gegenwinds 2023 ihre Risikovorsorge im Kreditgeschäft vervierfacht. Ihre Unternehmenskunden seien zwar in aller Regel gut kapitalisiert und widerstandsfähig. In den Einzelwertberichtigungen würden allerdings Probleme in Handel und Bauindustrie sichtbar, hieß es heute bei der Bilanzpressekonferenz des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands. Mit weiteren Wertberichtigungen sei zu rechnen. Eine dramatische Insolvenzwelle erwarteten die Institute aber nicht. Vergangene Woche hatten bereits die Genossenschaftsbanken vor Ausfällen im Kreditgeschäft gewarnt und hier Vorsorge im Volumen von 1,5 Milliarden Euro gebildet. Bei den Abschreibungen standen auch hier Bau und Handel im Fokus, aber auch das Dienstleistungsgewerbe.

Was sonst noch so passiert ist

  • Macrons Plan geht nicht auf

  • Russlands Elite ist nervös

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