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Eon macht 16 Milliarden Euro Verlust

Eon verbucht einen Fehlbetrag von 16 Milliarden Euro – ein Rekordminus. Jetzt will der Energiekonzern 1300 Stellen streichen, die meisten davon in Deutschland. Die Dividende wird mehr als halbiert.

Jetzt liegen die Fakten schwarz auf weiß vor. Es war keine Frage mehr, dass Eon das Geschäftsjahr 2016 mit dem größten Verlust der Konzerngeschichte abgeschlossen hat. Es ging nur noch um die genaue Höhe – und die ist noch größer als Analysten im Vorfeld erwartet hatten: Unter dem Strich summiert sich der Nettoverlust auf 16 Milliarden Euro.

Die Deutsche Bank hatte in einer Analyse jüngst noch mit 12,4 Milliarden Euro gerechnet und auch die pessimistischsten Prognosen gingen allenfalls von 14 Milliarden Euro aus. Im vergangenen Jahr hatte Eon zwar auch schon einen gewaltigen Nettoverlust verbucht – die 6,3 Milliarden Euro von damals wurden aber noch einmal kräftig übertroffen.

Eons Bilanz wurde von der Aufspaltung des Konzerns belastet, die Vorstandschef Johannes Teyssen im vergangenen Jahr durchgezogen hat. Bei der Abspaltung und dem Börsengang der Uniper SE, in der Eon das alte Geschäft mit den Kohle- und Gaskraftwerken und den Großhandel gebündelt hat, wurden milliardenschwere Abschreibungen fällig. Zudem muss Eon Milliarden für den geplanten öffentlich-rechtlichen Atomfonds mobilisieren, der künftig die Verantwortung für die Entsorgung des Atommülls übernehmen soll.

Eon betonte, die strategische Neuausrichtung sei „nun auch bilanziell abgeschlossen“. Die Bilanz des Geschäftsjahres 2016 sei „letztmalig von Lasten der Vergangenheit geprägt“ und es sei ein „Schlussstrich“ gezogen. „Die Bilanz des Übergangsjahres 2016 ist eine Zäsur, die den Weg von Eon in die neue Energiewelt frei macht“, versuchte Teyssen der Horrorbilanz etwas Gutes abzugewinnen: „Damit können wir uns nun voll und ganz auf unsere Kunden in den drei Kerngeschäften Energienetze, Kundenlösungen und Erneuerbare Energien konzentrieren.“

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Vor Zinsen und Steuern verdiente Eon 3,1 Milliarden Euro – 13 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Die Aktionäre sollen trotz des Rekordverlustes eine Dividende von 21 Cent erhalten. Im Vorjahr waren es noch 50 Cent. 2017 sollen es immerhin wieder 30 Cent werden. Die Nettoverschuldung – inklusive Rückstellungen – stieg von 21,3 auf 26,3 Milliarden Euro. Mittelfristig will Eon den Wert auf 20 Milliarden Euro drücken.

Dafür will Eon mit dem Sparprogramm „Phoenix“ die jährlichen Kosten um 400 Millionen Euro reduzieren. Dabei werden 1300 Stellen weg fallen, 1000 davon in Deutschland. Das entspricht rund drei Prozent der aktuellen Belegschaft von 43.000.

Eon hatte zum Jahresanfang 2016 das alte Kerngeschäft mit den Kohle- und Gaskraftwerken sowie den Großhandel an das neue Unternehmen Uniper SE unter der Führung von Klaus Schäfer abgegeben. Eon konzentrierte sich selbst auf das Geschäft mit der Energiewende, also auf Erneuerbare Energien, Netze und Vertrieb. Im September brachte Teyssen dann gut 53 Prozent von Uniper an die Börse.

Dabei musste Eon schonungslos den Werteverfall in der Bilanz verarbeiten, den die notleidende konventionelle Stromerzeugung in den vergangenen Jahren erfahren hatte. Uniper wurde am Tag des Börsengangs mit rund vier Milliarden Euro bewertet. In Eons Büchern waren die Aktivitäten im Frühjahr noch mit 15,5 Milliarden Euro angesetzt worden.


Eine Bilanz der Aufräumarbeiten

Die Kohle- und Gaskraftwerke leiden unter der Energiewende. Sie werden von der politisch geförderten Solar- und Windenergie aus dem Markt gedrängt. Seit der Reaktorkatastrophe von Fukushima im März 2011 sind die Strompreise, die die konventionellen Kraftwerke im Großhandel erzielen können von mehr als 50 Euro auf aktuell weniger als 30 Euro zusammengeschmolzen. Dabei verschlechterten sich die Rahmenbedingungen zwischen Dezember 2014, als Teyssen die Aufspaltung verkündet hatte, und Anfang 2016, als sie vollzogen wurde, noch einmal deutlich.

Die Bilanz wurde zudem durch höhere Pensionsrückstellungen wegen des niedrigen Zinsniveaus belastet. Zudem muss Eon rund zehn Milliarden Euro für den geplanten Atomfonds mobilisieren. Teyssen hatte 2016 schon früh als „Jahr des Übergangs“ bezeichnet. Tatsächlich hat der scheidende Finanzvorstand Michael Sen die Bilanz für umfangreiche Aufräumarbeiten genutzt.

Am Montag hatte Konkurrent Peter Terium die Bilanz der Innogy SE vorgesellt, die wie Eon auf Erneuerbare Energien, Netze und Vertrieb konzentriert ist. Innogy konnte allerdings einen Nettogewinn von rund 1,5 Milliarden Euro verkünden.

Terium hatte – noch als RWE-Chef – im vergangenen Jahr auch seinen Konzern aufgespalten, allerdings mit einem entscheidenden Unterschied: Während Teyssen mit Uniper das notleidende Geschäft an die Börse brachte, spaltete RWE das Zukunftsgeschäft ab.

Innogy gelang es so beim Börsengang im Oktober die Investoren zu begeistern, die Aktien zum Höchstpreis abzugeben und für RWE und Innogy eine Milliardensumme einzuspielen. Innogy wurde aus dem Stand zum wertvollsten deutschen Energiekonzern. Gleichzeitig ersparte Terium RWE einen so umfassenden Kassensturz wie bei Eon.

Allerdings kam auch sein Nachfolger als RWE-Chef, Rolf Martin Schmitz, nicht um Abschreibungen auf die Kraftwerke herum. Unter dem Strich stand auch ein gewaltiger Nettoverlust von 5,7 Milliarden Euro.
Verglichen mit Eons Fehlbetrag fällt er aber fast schon erträglich aus.

KONTEXT

Die Börsengänge der Töchter von Eon und RWE

Energiewende sorgt für Veränderungen

Die von der Energiewende gebeutelten Energieriesen Eon und RWE treiben ihre Konzernumbauten voran. Eon hat die Kraftwerkstochter Uniper im September an die Börse gebracht, RWE brachte das Ökostromgeschäft Innogy im Oktober an den Aktienmarkt.

Die Unternehmen

Die Eon-Tochter Uniper hat ihren Sitz in Düsseldorf, beschäftigt knapp 14.000 Mitarbeiter und erzielte nach Konzernangaben 2015 auf Pro-Forma-Basis ein Ebit von 0,8 Milliarden Euro und einen Nettoverlust von rund vier Milliarden Euro. Chef ist der ehemalige Eon-Finanzvorstand Klaus Schäfer.

Die RWE-Tochter Innogy hat ihren Sitz in Essen, beschäftigt knapp 40.000 Mitarbeiter und erzielte rein rechnerisch nach RWE-Angaben 2015 einen operativen Gewinn (Ebitda) von 4,5 Milliarden Euro und einen Nettoergebnis von 1,6 Milliarden Euro. Geführt wird das Unternehmen von RWE-Chef Peter Terium, der nach dem Börsengang den Chefposten des Mutterkonzerns abgegeben hat.

Das Geschäft

Uniper betreibt Kohle- und Gaskraftwerke in Europa und Russland mit rund 40 Gigawattt. Hinzu kommen Wasser- und Atomkraftwerke in Schweden sowie der Energiehandel.

RWE Innogy bündelt das Geschäft mit Ökostrom, Strom- und Gasnetzen sowie den Vertrieb von Strom und Gas.

Die Börsengänge

Eon hat im Zuge eines Spin-Offs 53 Prozent der Uniper-Anteile an die Börse gebracht und sie den eigenen Aktionären ins Depot gelegt. Einnahmen erzielt der Konzern dabei zunächst nicht. Eon will allerdings mittelfristig die restlichen Aktien versilbern, allerdings nicht vor 2018.

RWE und die neue Tochter Innogy brachten zunächst 23 Prozent der Anteile an die Börse. Später könnten weitere Anteile verkauft werden, RWE will aber die Mehrheit behalten.

Ausblick

Uniper steht von Beginn unter Druck. Der Konzern will bis 2018 Beteiligungen im Wert von mindestens zwei Milliarden Euro verkaufen und die Personalkosten senken.

Innogy erwartet stabile Geschäfte, da der größte Teil der Einnahmen, etwa für den Betrieb der Strom- und Gasnetze staatlich reguliert ist.